Sie alle versuchten, dem Schweinchen möglichst nahezukommen

Auch das Boulespielen lockt bei der „Atempause light“ einige Hobbyspieler an. Und so herrschte schon in den Morgenstunden an den Boulebahnen nahe dem Gradierwerk reichlich Aktivität. Es wurde gestikuliert, gerollt oder geworfen.

Mancherorts gab es auch heiße Diskussionen „Unsere liegt näher.“ „Nein, ich denke unsere“, musste Hans-Gerd „Jojo“ Joosten mit dem Meterstab abmessen, welche Kugeln jetzt näher an dem „kleinen „Schweinchen“-Ball lagen. „Ich hab im Urlaub schonmal hin-und hergeworfen, aber noch nicht so“, hatte er an dem traditionellen Spiel seine helle Freude. „Ich hab versucht, die Kugel wegzuschießen, aber es hat nicht geklappt.“

Derweil verfolgte Norbert Niersmann von den Kevelaerer Boulefreunden die Bemühungen der Hobbyspieler. Er gab dem einen oder anderen Tipps, wie er zu werfen habe und erklärte die Grundregeln: „Aus einem Kreis von 50 Zentimetern heraus wirft man das Schweinchen, die kleine Kugel, zwischen fünf und zehn Meter weit.“ Dass die Kugel so heiße, erklärte er, liege daran, dass man sie früher aus Schweinsknochen gefertigt habe. „Danach werfen die Spieler. Wer am nächsten dranliegt, kriegt einen Punkt. Wenn kein gegnerische Kugel dazwischen liegt, können es auch zwei oder mehr Punkte sei.“

Das Boule erfreue sich auch in der „Atempause“ großer Beliebtheit, versicherte der rüstige Endsechziger. „Die Plätze werden hier knapp“, schmunzelte der passionierte Spieler, der vor vier Jahren mit Freunden zusammen eine Boulegruppe in Kevelaer gegründet hat, „die heute über 70 Mitglieder hat.“

Wer hat gewonnen? Wenn es knapp wird, muss auch mal der Meterstab herhalten.
Foto: aflo

Einige Tage zuvor hätten auch schon rund 20 Hobbyspieler ihr Glück versucht. „Man glaubt gar nicht, wie viele dabei immer zugucken“, sagte Niersmann. Kalle Ingenerf und Artur Adolf hätten nach der „offiziellen“ Boulerunde dort noch zu zweit die Ponter Vereinsmeisterschaften ausgespielt. Der Kevelaerer Adolf habe an seinem 63. Geburtstag den Sieg davongetragen. „Konzentration, Taktik, Können und frische Luft waren sein Erfolgsgeheimnis.“

Boule sei ein Sport ohne großen Stress, bei dem man keine großartige Kleidung brauche, versicherte Niersmann: „Einfache Kugeln kann man für 20 Euro kriegen, bei den guten Spielern kostet eine Kugel aber schonmal 300 Euro.“
Und die Geselligkeit, „die kriegt man umsonst“, umschrieb er, wie unkompliziert und zugänglich dieser Hobbysport sei. „Heute morgen sind schon so viele Leute da, die teilweise noch nie Boule gespielt haben. Das überrascht mich.“

Eine dieser „Unwissenden“ war Margret Meurs: „Ich hab noch nie gespielt, aber Boule hat mich immer gereizt.“ Die Regeln wären für sie aber noch nicht so ganz durchschaubar. „Ich hab‘s noch nicht so ganz verstanden, aber dafür hab ich ja die Jungs hier.“

Mit Menschen zusammen

Anne Löbbering genoss ebenfalls die Abwechslung: „Wir sind immer viel in Spanien. Da spielen wir viel im Sand und in den Dünen. Das ist für mich der einzige Sport, der mit zwei operierten Hüften gut geht.“ Ein weiterer Grund für die 69-Jährige aus Kevelaer war: „Und man ist mit Menschen zusammen.“ Heinz-Theo Koster blickte indessen enttäuscht seinem letzten Wurf hinterher. „Das war nix.“ Dennoch war der Rentner (66) froh, es mal ausprobiert zu haben. Vielleicht käme er mal mit seinem ganzen Kegelclub vorbei.

Auch die junge Generation interessierte sich an diesem Morgen fürs Boulen. Der 13-jährige Thore war mit seinem Papa gekommen: „Das macht einfach Spaß. Man versucht näher dran zu sein und ärgert sich, wenn andere die Kugel wegkicken.“

Und Günter Topp erwies sich als fairer Sportsmann, nachdem er mit seinem Team im Werfen der jeweils drei Kugeln am Ende mit 9:13 unterlegen gewesen war. „Die haben einfach besser ge-schmissen“, vergaß er aber nicht zu erwähnen, dass „der Boden natürlich eine Rolle“ gespielt habe. „Aber das ist ein echt schönes Angebot hier.“