Marias Fahrt nach Kevelaer hat sich für sie schon rein akustisch gelohnt. Die junge Frau, die ihren Nachnamen und ihre Herkunft nicht nennen wollte, hat am vergangenen Freitag in der Marienstadt Zeit und Nähe mit und zu Jesus erhofft und hat nicht weniger in der Marienbasilika bekommen: „Die Musik hat es geschafft, meinen Glauben zu festigen, dramatisch, kraftvoll, wunderbar!“
Das war es tatsächlich, was der Orgelbauverein Kevelaer e. V. an diesem Tag den Gästen eines eindrucksvollen Orgelkonzerts mit Shin-Young Lee aus Paris servieren ließ, wie Elmar Lehnen in seiner Begrüßung kurz zuvor versprach: „Es macht einen Riesenspaß, sie kennenzulernen!“
Was folgte, ließ sich durchaus als eine Sternstunde der Orgelmusik umschreiben, dürfte es selbst dem musikalischen Laien durch den Kopf gefahren sein, als die jung wirkende Organistin unter starkem Beifall die Kevelaerer Basilika betrat und sich an den für sie gedachten Orgeltisch vor dem Hochaltar setzte.
Hingebungsvoll, ja zum Teil verträumt wirkte die gebürtige Südkoreanerin, als sie in ihr Programm mit Stücken von Johann Sebastian Bach (Chaconne für Violine), Jean Guillou (Saya (L‘ Oiseau bleu) op 50, Alexander Borodin (Fürst Igor, Polowetzer Tänze) und Charles Marie Widor (5. Symphonie) einstieg, und umso gewaltiger in manchen Momenten der restaurierten, aber noch nicht ganz fertigen Seifert-Orgel ihre Möglichkeiten ab…