Schwindel sorgfältig und wirksam behandeln

Schwindel ist weit verbreitet: Beim Hausarzt klagt einer von zehn Patienten über Schwindelgefühle – im Alter sind es noch deutlich mehr. Wer bei der Suche nach den Ursachen nicht weiter weiß, ist in der Schwindelsprechstunde der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie des Marienhospitals gut aufgehoben.

Denn: „Mit sorgfältiger Diagnostik und Therapie können wir Schwindel wirksam behandeln“, weiß Chefarzt Dr. Klaus-Dieter Willenborg.

Schwindel äußert sich vielfältig – etwa als Dreh-, Schwank- oder Lagerungsschwindel. Es gibt kurze Schwindelanfälle und chronische Schwindelbeschwerden. „Die geschilderten Beschwerden geben uns oft die wichtigsten Hinweise auf ihre Ursache“, so Willenborg. „Wenn nicht, steht uns eine vielfältige Zusatzdiagnostik zur Verfügung.“

Elektrophysiologische Untersuchungen, bildgebende Verfahren oder die sogenannte AEPUntersuchung, mit der man anhand akustischer Signale die Funktionstüchtigkeit des Gehirns testet, gehören zum modernen Instrumentarium: Sind Hör- und Gleichgewichtsnerven intakt? Auch eine Videoanalyse der Augenbewegungen kann helfen: Bruchteile von Millimetern liefern aussagekräftige Ergebnisse zu den Ursachen der verschiedenen Schwindelbeschwerden.

Sehr verbreitet: Lagerungsschwindel

Sehr verbreitet – vor allem im höheren Alter – ist der gutartige Lagerungsschwindel. Die Drehschwindelanfälle ereignen sich durch Lageänderungen des Kopfes – wenn man sich hinlegt, sich im Bett umdreht oder morgens aufsteht. „Der Lagerungsschwindel lässt sich meist mit einfachen Maßnahmen behandeln oder er vergeht spontan wieder“, beruhigt Willenborg, der seit 2016 im Kevelaerer Marienhospital tätig ist.

Schwindelattacken, die von einer Durchblutungsstörung des Gehirns verursacht werden, dauern wenige Minuten bis mehrere Stunden. Häufig bestehen auch andere Symptome, die auf eine Durchblutungsstörung hinweisen. Dazu zählen Seh- und Koordinationsstörungen, Gangunsicherheit oder Sprachstörungen. „Schwindel aufgrund einer Durchblutungsstörung des Gehirns kann einen Schlaganfall zur Folge haben“, warnt der erfahrene Neurologe. „Deshalb ist in diesem Fall besondere Sorgfalt geboten.“

Phobischer Schwankschwindel: Keine körperlichen Ursachen nachweisbar

Patienten mit einem phobischem Schwankschwindel leiden nicht unter einer körperlich bedingten Störung der Gleichgewichtsregulation. „Auch mit aufwändigen Untersuchungen lässt sich kein Funktionsdefizit nachweisen“, so Willenborg. Schwindelattacken treten oft – jedoch nicht ausschließlich – in Situationen auf, die auch als Auslöser für andere Paniksymptome bekannt sind. Brücken oder große Menschenmengen sind Beispiele.

Therapie meist erfolgreich

Sind die Ursachen der unterschiedlichen Schwindelarten klar, ist die Therapie oft erfolgreich. Sportliche Aktivitäten und Physiotherapie können ein Ansatz sein. In manchen Fällen helfen Medikamente wie Kortison oder durchblutungsfördernde Mittel. Beim phobischen Schwankschwindel hat sich eine kombinierte medikamentös-gesprächstherapeutische Therapie bewährt.

„Die Neurologie hat in den letzten 20 Jahren große Fortschritte gemacht“, fasst Willenborg zusammen. „Unsere Diagnosen sind heute ungemein präzise. Deshalb können wir Patienten mit Schwindelbeschwerden besser helfen als jemals zuvor.“