Schüler leisteten einen wichtigen Beitrag

Am Ende der Aufführung stand der Applaus und ein ausdrückliches Lob der stellvertretenden KvGG-Schulleiterin Christina Diehr: „Danke für die nahegehende Performance.“ Diehr fand es gut, dass die Theater-AG ihrer Schule ein Thema ausgesucht hatte, „das nicht so oft auf Schulbühnen zu sehen ist.“ Die 13 Schüler der AG hatten sich in Absprache mit ihren beiden AG-Lehrern Oliver Verheyen und Eva Cepok gemeinsam für Ingrid Storz‘ „Gnadentod“ entschieden.

„Der Auslöser war das letzte Jahr, wo wir das mit dem Amoklauf in ‚Endstation‘ gemacht haben und das so gut ankam“, erläuterte Verheyen kurz vor Aufführungsbeginn. „Wir haben da keine große Aufarbeitung gemacht. Da sind unsere Schüler so weit, das zu transportieren.“ Vor Beginn des Stückes stellten zwei der Schauspielerinnen klar, dass keine der rechtsradikalen Sätze der Auffasssung der Schüler entsprechen, sondern nur der Rolle geschuldet sind.

Ein inszeniertes Schattenspiel.

Anschließend erzählten die Schüler die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des Sozialdemokraten, Hobby-Geigers und Kriegsveteranen Eugen Bitter (Tabea Lamshöft), der aufgrund der Erlebnisse des ersten Weltkriegs an Schlafstörungen, Halluzinationen und Verfolgungswahn leidet. Er redet gegen Hitler, der die Weimarer Republik stürzen wollte. Nach und nach gerät er mit seiner Familie ins Fadenkreuz von Gestapo und SS, was diese Verfolgungs-Gefühle nur noch verstärkt.

Ein inszeniertes Schattenspiel

Am Tag der „Kristallnacht“ wird die Familie von SS-Schergen auf der Straße angegriffen – ein bedrohlich inszeniertes Schattenspiel hinter einem weißen Vorhang. Da kommt die Familie davon, weil Sturmführer Michael Neumann (Greta Binn), der in Bitters Tochter Lena verliebt ist, die Schergen zurechtweisen kann. 

Hilflos muss Bitter mit ansehen, wie ein jüdischer Nachbar von der Gestapo abgeführt wird. Als er 1940 bereit ist, sich angesichts seiner Zustände einer Operation zu unterziehen, wird er in Zwangsjacke abgeholt und in eine neurologische Klinik abtransportiert. Von dort wird er auf Basis eines Hitler‘schen Erlasses über den „Gnadentod“ von scheinbar „unwertem Leben“ gemeinsam mit geistig Kranken und epileptischen Patienten ins Konzentrationslager abtransportiert.

Das Ensemble wurde gelobt.

Den jungen Schauspielern gelang es, den diversen Figuren Kontur zu geben. Stark gelang Niklas Muellemann die Figur des opportunistischen Polizeikommissars, der trotz seiner Abneigung zu dem Nazi-System  schweigt. Beeindruckend war auch Greta Binn als Sturmführer Michael, der aus Liebe die Familie schützt, den geplanten Massenmord an den Juden erahnt und selbst verhaftet wird, als er das Schicksal Bitters aufklären will. Ebenfalls stark präsentierte sich Tabea Lamshöft als Eugen Bitter, der mit sich selbst und gegen das Grauen der Diktatur ankämpft.

Die Zuschauer fanden die Aufführung klasse. „Bei allem, was in Deutschland und der Welt passiert“, mache die Aufführung eines solchen Stücks Sinn, meinte Alf Muellemann. Und Lene Leenen erinnerte sich an den Satz „das ist doch alles für den Führer“, den eine Nachbarin damals geäußert hatte, nachdem einer ihrer Brüder im Krieg gefallen war. „Ich finde es gut, das zu zeigen. Das ist sehr, sehr wichtig“, meinte die 85-Jährige.