Der Busmann

Schreiben

Was musste ich hören, Mechel? Jedes vierte Kind im 4. Schuljahr kann nicht mehr richtig lesen, geschweige denn richtig schreiben! Zuerst war ich ja entsetzt, aber dann habe ich mich gefragt, wo wir denn noch überhaupt lesen und schreiben müssen, mal abgesehen von dem lästigen Formular-Kram.
Früher haben wir noch als Fach „Schönschreiben“ gehabt. In den Schulbänken waren kleine Glasfläschchen eingelassen, die der Lehrer mit königsblauer Tinte auffüllte. Wir hatten noch einen richtigen Federhalter, der mit der „Pfanne-Feder Nr.5“ bestückt wurde. Und wehe, es wurde gekleckst! Einen Tintenkiller kannten wir noch nicht, da musste schon Vaters große Rasierklinge herhalten, um den Fleck auszukratzen.
Wenn man Glück hatte, bekam man zur Kommunion einen echten Füllfederhalter geschenkt, natürlich noch ohne Patronen, die gab es erst später. Also wurde die Spitze ins Tintenfass eingetaucht und mit dem Drehknopf am Füllerende wurde die Tinte eingesogen.

Die Luxusversion besaß sogar unterhalb der Feder einen kleinen roten Schieber, mit dem man den Reservetank öffnen konnte.
Heutzutage sind Füllfederhalter vielmals Prestigeobjekte für Unterschriften auf mehr oder weniger wichtigen Dokumenten, oft mit einer Goldfeder bestückt, oder zum Beispiel mit einem gedrechselten Gehäuse aus Edelholz.
Und die Kinder, wie und womit schreiben die?
Ich habe den Eindruck, das ist denen ziemlich egal: ob Filzstift, Kugelschreiber oder etwas anderes, die Hauptsache, es kommt zu Papier, und die Rechtschreibung scheint ihnen auch nicht mehr so wichtig zu sein.
Ich muss aber zugeben, dass ich sie in einem Punkt beneide: Wenn ich sehe, wie fix sie mit ihren Daumen auf dem Smartphone die Zeichen eingeben, da komme ich einfach nicht mit. Ich bin ja schon froh, wenn ich meine WhatsApp-Nachricht mit einem Smiley verzieren kann. Was sagst du dazu, Mechel?

Mechel sagt: „Ek heb dar gänne Last van. As ek wat onderschrieve mott, dann mak ek drie Krüßckes.“

Euer Hendrick