Schild(er)bürgerstreich

Ich komme in Kevelaer ja viel rum, so auch letzte Woche, als ich zu einem Gespräch eingeladen war mit dem Ziel „Petrusweg“. Bekannt war mir, dass mein Gesprächspartner am Rande der Stadt, in Richtung Geldern wohnt. Also bin ich diesmal in den fahrenden Schuhkarton, mein neues Dienstmobil, eingestiegen, Navi programmiert und los. Am Ziel angekommen, schaue ich mich um und erspähe sein Haus auf der rechten Seite des Weges.
Ich klingele, mein Gastgeber öffnet die Haustür, und bevor er etwas sagen kann, frage ich ihn ganz ehrfurchtsvoll, wie er das denn hinbekommen hat, dass nach ihm, in Anlehnung an seinen Nachnamen (und dies bereits zu Lebzeiten) eine Straße benannt wurde. Ich dachte immer, dass das in Kevelaer nur mir vorbehalten wäre. „Nä, nä“, sagte er, „die Straße ist benannt nach der Petruskapelle, die ist ganz in der Nähe, daher Petrusweg. Dat hat nix mit mir zu tun.“
So weit, so gut. Dann war mir aufgefallen, dass die Häuser auf der linken Seite des Weges die Bezeichnung „Zur Gelderner Straße“ tragen? Also wat denn jetzt? Eine Zufahrt zu den Häusern und dann zwei Straßennamen? Merkwürdig!
Wikipedia sagt: „Als Straßenname bezeichnet man den Namen, den eine Straße zur Unterscheidung von anderen Straßen trägt.“
Doch scheinbar gilt das nicht bei uns in Kevelaer.
Ich komme ins Grübeln: „Ist das vielleicht nur ein Trick des Kämmerers mit Unterstützung der Stadtplanung? Will man so eventuell doppelte Steuern und Gebühren von den Anliegern kassieren? Hat hier jemand einen Schilderwald anlegt, aber wozu? Alles nur ein Schild(er)bürgerstreich?“ Fragen über Fragen. Nur keine Antworten.
Ich muss doch nochmal hinfahren und nachsehen, ob es eventuell noch mehr Schilder gibt. Vielleicht eines für „Freies Parken“ auf der einen Seite des Weges und ein anderes für „Parkscheibenpflicht“ auf der anderen Seite der Straße. Dann hätte unser Kämmerer auch noch potentielle Mehreinnahmen durch die Politessen, wenn die sich soweit draußen die Hacken ablaufen würden, um Knöllchen zu verteilen.
Meine Frau, die Mechel, die weiß es dann doch scheinbar besser: „Hendrik, dat is doch klar wie Kloßbrühe. Da hat sich einer ein Häusken am Petrusweg gebaut, un als et fertig war, da kam dat Heimweh nach „seiner“ Gelderner Straße. Jetzt wieder wegziehen, wäre ja zu teuer geworden. Also ebkes bei Maria en Kerzken angemacht, inne Verwaltung gepilgert, un den „Straßennamenmachern“ klar gemacht, dat man doch lieber an de „Gelderner “ wohnen will und nich so nah bei Petrus. Die inne Verwaltung sin manchmal auch nett un wollen nich, dat wir Bürger traurig sind, da ham se ihm en Schildken „Zur Gelderner Straße“ gemacht.“
Euer Hendrick