Schicksalstag für die Kings

Kervenheim. Die Zukunft des American Football in Kevelaer steht auf der Kippe: Die Union Kervenheim, der sich die Kevelaer Kings angeschlossen haben, besitzt nicht die auf Dauer nötige Infrastruktur. Doch bislang lehnen Stadtverwaltung und Politik es ab, den Großteil der Umbaukosten zu übernehmen. Das KB sprach mit dem Unionsvorsitzenden Rainer Kürvers über die Hintergründe.
KB: Weshalb benötigt die Union Kervenheim neue oder erweiterte Umkleiden?
Rainer Kürvers: Die Sportanlage in Kervenheim ist in erster Linie für einen kleinen Fußballclub, wie unsere Union immer einer war, konzipiert worden. Seit etwa vier Jahren haben wir die American Footballer der Kevelaer Kings zunächst als Gäste – auf Bitten und durch Vermittlung der Stadtverwaltung – aufgenommen.
Nunmehr sind die beiden Vereine (Union und Kings) verschmolzen, die Footballer sind voll integriert. Als die Kings zu uns kamen, hatten sie ein Herren-Team, mittlerweile sind eine Damenmannschaft und ein Juniorenteam dazugekommen. Das heißt, diese bei uns neue Sportart hat sich in unserem Verein etabliert.
Da eine Football-Mannschaft über ca. 50 Spieler verfügt, sind bereits im Trainingsbetrieb die Umkleiden, die für je ca. 16 Spieler ausgelegt sind, total überbelegt. An Spieltagen verdoppelt sich die Spielerzahl naturgemäß und es reisen noch sieben Schiedsrichter an. Deshalb sind größere Umkleiden dringend notwendig.
Bislang hat doch trotzdem ein Football-Spielbetrieb in Kervenheim stattgefunden.
Natürlich hat bislang ein Trainings- und Spielbetrieb in Kervenheim stattgefunden. Es ist aber eine Behelfslösung und solch beengte Verhältnisse würden von Sportlern anderer Disziplinen nicht akzeptiert. Außerdem wächst die American-Football-Abteilung beständig und die Probleme potenzieren sich.
Sie haben eine Nutzung des Hüls­parkstadions als Alternative ins Spiel gebracht. Sind Sie davon wieder ab?
Es wäre für die Kings toll, einige Spiele im Stadion mit der besonderen Atmosphäre auszutragen. Problematisch wäre aber das Blocken der Kabinen für die Spieltage. Nahezu alle Umkleiden der Dreifachhalle müssten den Footballern zur Verfügung stehen, je zwei für die Teams, eine für die Schiedsrichter. Dann könnten zeitgleich keine Handball-, Volleyball-, Turn- oder Schießwettkämpfe stattfinden, im Stadion keine Fußballspiele oder Leichtathletikveranstaltungen. Neben der schwierigen Terminkoordination würde die sehr unterschiedliche Platzmarkierung die jeweils andere Sportart noch mehrere Tage später beeinträchtigen. Darum betrachte ich das Hülsparkstadion nur als seltene, schöne Ausweichmöglichkeit für die Kings.
Gibt es sonst keine Alternativen zum teuren Umbau?
Die Alternativen sind alle durch die Verwaltung geprüft worden und als kostspieliger oder nicht realisierbar klassifiziert worden. Ich möchte aber betonen, dass wir als Union und unsere Abteilung, die Kings, immer aufgeschlossen gegenüber ins Spiel gebrachten Alternativen sind und waren.
Die Stadt veranschlagt für den Umbau 210 000 Euro und erwartet analog zu den Kunstrasenplätzen in Kevelaer und Twisteden einen Eigenanteil der Union von 30 Prozent. Warum lehnen Sie diesen Vergleich ab?
Im Gegensatz zu dem Bau der Kunstrasenplätze, wo ein sicherer Spielbetrieb der Fußballvereine KSV und Twisteden weiter verbessert wurde, handelt es sich hier um den Anschub für eine in Kevelaer neue Sportart. Diese hat sich auf Vermittlung der Stadt bei uns in Kervenheim etabliert. Es ist eine echte Erfolgsgeschichte, jetzt erwarten wir aber auch, dass die Kommune als Mitinitiator ihre Verantwortung wahrnimmt.
Wie viel könnte die Union Kervenheim denn beisteuern?
Wir sind bereit, die Kosten mit Hilfe von Manpower erheblich zu senken. Die Kings und die Fußballer der Union verfügen in nahezu allen benötigten Gewerken über ausgebildete Fachkräfte. Ich stelle mir vor, dass wir so sogar die 30 Prozent Eigenbeteiligung erreichen können.
Was wäre die Konsequenz für die Kevelaer Kings, wenn der Rat am Donnerstagabend gegen den Zuschuss stimmte?
Die positive Weiterentwicklung des American-Football-Sports in Kervenheim wäre dann erheblich gefährdet. Ich gehe davon aus, dass viele interessierte Jugendliche oder auch Erwachsene davon Abstand nehmen, bei uns zu spielen, wenn sie die eingeschränkten Möglichkeiten zum Duschen und Umkleiden erleben. Da finden sie bei anderen Sportangeboten einfach bessere Bedingungen. Damit würde ein Stück Unverwechselbarkeit in Kevelaer verloren gehen. Ein Alleinstellungsmerkmal im Altkreis Geldern, das den Namen Kevelaers positiv in ganz NRW hinausträgt.
Interview: Björn Lohmann