Rückblick auf die "Bombenstimmung" in Kevelaer

In Kevelaer wurde am 21. Dezember 2017 auf der Hüls, im Rahmen der Vorbereitung zur Erschließung eines neuen Baugebietes, eine Zehn-Zentner-Bombe erfolgreich entschärft. Es war das Ende eines Ereignisses, das 24 Stunden dauerte und vor mehr als 70 Jahren seinen Ursprung hatte. 24 Stunden, in der viele „Räder“ in Kevelaer auf Hochtour liefen und einen hohen logistischen und personellen Einsatz erforderten.
Wie bekannt, soll eine Fläche zwischen der Hüls und dem Spervertsweg bebaut werden. Wie bei Bauanträgen üblich, wird zuvor mit Luftbildern überprüft, ob es Verdachtsflächen gibt, in denen Kampfmittel liegen können. Wird dies vermutet, rückt eine Fachfirma aus, die vor Ort mit Sensoren und Probebohrungen noch genauer überprüft, welche Belastungen im Boden vorhanden sind. Mit klein- und großflächiger Bohrlochsondierung und weiträumiger Flächensanierung verfügt die Firma Kampfmittelräumdienst P-H-Röhll über bestens ausgestattete Bombenräumtrupps. Sie untersuchten die Fläche und fanden den 500 Kilogramm schweren Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg am Mittwochabend (20.12.2017). Da die Bombenentschärfer bei Tageslicht arbeiten wollten, wurden die Arbeiten auf den nächsten Tag verschoben.
Bis zur Entschärfung waren durch Polizei, Stadtverwaltung, Ordnungsamt, Betriebshof und Feuerwehr zahlreiche Vorbereitungen und Absprachen durchzuführen. Philipp Köhler, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr, Löschzug Kevelaer, berichtete von einem Einsatz mit 70 Feuerwehrleuten aus ganz Kevelaer. Alle Löschzüge der Brandwachen der Stadt und der Ortschaften waren im Einsatz und auch aus den Nachbargemeinden Kapellen, Geldern und Weeze waren Kollegen und Fahrzeuge zur Unterstützung ausgerückt. Ab 9 Uhr fuhren die Wagen durch die Straßen der zwei eingerichteten Sperrgebiete, um über Lautsprecherdurchsagen jene Teile der Bevölkerung zu informieren, die noch nicht in die Briefkästen geschaut hatten. Dort war bereits am Abend zuvor die Informationen zur Evakuierung (500 Meter Umkreis) und Aufenthaltsverbot im Freien (1000 Meter Umkreis) eingeworfen worden. Um 10 Uhr war Treffen aller Feuerwehr-Einsatzkräfte und um 11 Uhr gab es mit allen 130 Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt, Stadtverwaltung, Betriebshof und weiteren Freiwilligen eine Lagebesprechung im Ratssaal. Hier wurden noch einmal die Rahmendaten bekanntgegeben und die Kräfte eingeteilt. Michael Ermers von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Kleve berichtete von 17 Sperrpunkten um den inneren Sperrbereich. In 500 Metern Umkreis um den Fundort der Bombe mussten etwa 2000 Menschen ihre Häuser verlassen. In 1000 Metern Umkreis mussten mindestens 6000 weitere zu Hause bleiben – am besten im Keller. Am Rand der 1000 Meter-Grenze wurden weitere 28 Sperrpunkte eingerichtet.
Kindergärten und Schulen wurden ab 12 Uhr geschlossen, so dass bei zahlreichen Familien die Tagesplanung umgestellt werden musste. Da auch die Kindergärten, die in der ersten Zone lagen, evakuiert werden mussten, erfuhren manche Eltern erst beim Abgeben ihrer Kinder, dass diese bis 12 Uhr wieder abgeholt werden sollten. Dies bedeutete dann für einige Eltern, dass sie noch eine Ersatzbetreuung finden mussten, da eine kurzfristige Absage beim ihrem Arbeitgeber kaum möglich war.
Die von der Stadt als vorübergehende Unterkunft für diejenigen, die die erste Sperrzone verlassen mussten, angebotene Hubertusschule wurde nur von einer geringen Anzahl an Menschen genutzt.
An einigen Stellen, so war von Seiten des Ordnungsamtes und der Feuerwehr zu hören, wollten einzelne Personen die Sperrmaßnahmen nicht akzeptieren und „nur noch eben“, „Ich muss nur mal zu…“ oder „ganz kurz mal“ in die Zonen einfahren oder gehen und lieferten sich dann unnötige Diskussionen mit den Ordnungskräften. Köhler: „Da waren einige schon sehr uneinsichtig, aber die Polizei war immer gleich vor Ort und hat erklärt dass wegen der Sicherheitslage keine Ausnahmen gemacht werden konnten.“
Die Zusammenarbeit zwischen Bombenentschärfung, Polizei, Feuerwehr, Stadtverwaltung, Ordnungsamt, Betriebshof und freiwilligen Helfern klappte reibungslos, und so konnte Bürgermeister Dr. Dominik Pichler im Rathaus bei einem kleinen Umtrunk und einer körperlichen Stärkung (Brötchen mit Würstchen) allen herzlich für ihren zum größten Teil ehrenamtlichen Einsatz danken.
Da es in Zukunft sicher weitere Bauanträge geben wird und sogar auf der Hüls schon weitere Verdachtspunkte durch den Kampfmittelräumdienst markiert wurden, ist damit zu rechnen, dass es nicht die letzte „Bombenstimmung“ in Kevelaer war, aber um 14.47 Uhr am 21.12.2017 hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Entwarnung gegeben: „Die 10-Zentner-Bombe auf der Hüls wurde entschärft.“