RTF verändert seine Ausrichtung

Zur 2. Ordentlichen Mitgliederversammlung hatte der Runde Tisch Flüchtling (RTF), Verein zur Unterstützung und zur Förderung der Integration von Flüchtlingen in Kevelaer e.V., eingeladen. Neben den üblichen Regularien, in denen der Vorstand einstimmig entlastet wurde, berichtete der Vorsitzende Ulrich Hünerbein-Ahlers von den Aktivitäten des Vereins.

Hier zeigte sich, dass sich im Laufe der Zeit eine Veränderung im Bezug auf den Handlungsbedarf des Vereins ergeben hat. Zwar finden weiterhin Sprachkurse und Sprachtreffs statt, die auch dringend erforderlich sind, aber die zu unterstützenden Flüchtlige sind mittlerweile schon so gut integriert, dass sie nicht mehr in speziell für sie eingerichtete Gruppen gehen wollen. Von- seiten der Flüchtlinge sei gesagt worden: „Wir wollen nicht mehr in Gruppen.“ So sind der Kochtreff, der Frauentreff, der Dienstagstreff, der Bewerbungskurs und das Zeitungsprojekt eingestellt worden. Dieser Wegfall höre sich zwar zunächst negativ an (der kleine runde Tisch solle deshalb auch ruhen), auf den zweiten Blick zeige dies jedoch einen großen Erfolg der bisherigen Arbeit.

Die Initiatoren der Kreise hätten so gute Arbeit geleistet, dass die Flüchtlinge, die bereits seit einiger Zeit in Kevelaer sind, zunehmend auf eigene Initiative Kontakte aufnehmen und an allgemeinen Freizeitangeboten teilnähmen. Auch neu angekommene Flüchtlinge benötigten keine solchen Gruppen, weil die anderen Flüchtlinge sie direkt „an die Hand nehmen“ und ihnen die Möglichkeiten aufzeigten, die es in Kevelaer gibt.

Die fachkundige Begleitung durch Stellen wie Stadt oder kirchliche Organisationen bleibe davon natürlich unberührt und weiter erforderlich. Momentane Themen, bei denen sich der RTF zu Wort gemeldet habe, seien der Familiennachzug und die Terminengpässe bei der Ausländerbehörde.

Der RTF sehe in der momentanen Regelung für den Familiennachzug (dass subsidiär Schutzberechtigten, deren Aufenthaltserlaubnis nach dem 17.03.2016 erteilt worden ist, bis zum 31. Juli 2018 der Familiennachzug nach dem Aufenthaltsgesetz untersagt ist) eine katastrophale Behinderung der Integration. Auch die neue Regelung würde hier keine signifikante Änderung bringen. In diesem Zusammenhang wies Ulrich Schwarz darauf hin, dass Senait aus dem Tatsachenroman „Lasst Senait nicht warten“ immer noch warten würde, nach Deutschland einreisen zu dürfen.

Die neue Regelung bei der Ausländerbehörde, dass um 7 Uhr Losnummern herausgegeben werden, sei seitens des RTF nicht befriedigend, da es vorkommen könne, dass Antragsteller keine Losnummer erhielten.

Der RTF sucht dringend ehrenamtliche Helfer für die Begleitung von Einzelpersonen. Unbegleitete Jugendliche, die 18 Jahre alt werden, müssen aus den bestehenden Wohngruppen ausziehen und sich eine eigene Wohnung suchen. Hiermit seien sie in der Regel überfordert.

Der RTF sieht auch Bedarf, den Flüchtlingen deutsche Gepflogenheiten nahezubringen. „Worauf muss ich bei Abschluss von Verträgen achten, was ist wichtig beim Umgang mit Banken, ist eine private Haftpflicht-Versicherung (oder andere Versicherungen) notwendig oder was gehört alles zu einer Haushaltsführung“ seien Fragen, die dabei beantwortet werden müssten.

Die Homepage des RTF soll überarbeitet und aktualisiert werden. Ein neues Fest der Begegnung am Sporthotel wurde angeregt, da das Fest am 17.11.16 sehr gut angekommen sei (der 22. 6. ist angedacht).

Sprachbarriere hemmt

Der RTF sieht als Integrationshemmnis Nummer eins immer noch die Sprachbarriere, dann das Fehlen von günstigem Wohnraum in Kevelaer (die Konkurrenzsituation sei von der Politik erkannt und im Rat der Stadt eine Anfrage zur Wohnungsnot gestellt worden) und den ausgesetzten Familiennachzug.

Insgesamt habe sich die Arbeit und damit die Ausrichtung des RTF verändert, es bleibe aber noch viel zu tun. Mit Blick auf die weitere Arbeit schloss Ulrich Hünerbein-Ahlers die Mitgliederversammlung: „Wir lassen uns nicht entmutigen und wir machen weiter, weil jeder kleine Schritt zählt.“