Reisende strandete in Kevelaer – Delia Sprenger half

Delia Sprenger berichtete in den sozialen Medien von ihrem Erlebnis in der Nacht vom 26. Januar 2017, als sie eine Reisende auf der Bahnstraße wahrnahm, die durch Winken auf sich aufmerksam machte und verzweifelt nach Hilfe suchte.
Was war geschehen? Die Reisende war um 21.30 Uhr am Flughafen in Weeze angekommen und wollte mit dem Shuttlebus nach Kevelaer, um von hier mit dem Zug weiter nach Düsseldorf zu fahren. Laut Reiseplan hätte dies auch reibungslos geklappt. Doch eine Verkettung unglücklicher Umstände führte dazu, dass die in Deutschland aufgewachsene Portugiesin drei Stunden, bei unter 0 Grad, durch Kevelaer irrte.
Alles begann damit, dass der erste ShuttleBus sie und andere Reisende nicht mitnahm. Verspätet kam sie somit am Kevelaerer Bahnhof an. Hier wies eine defekte Anzeige (was sich aber erst später herausstellte) darauf hin, dass der planmäßige Zug 40 Minuten Verspätung hätte. Der letzte Zug sollte nach Fahrplan noch kommen. Allerdings verkehrt dieser nicht am Wochenende, was nur durch eine Fußnote erkennbar ist.
Der Versuch, sich am Bahnhof richtig zu informieren, misslang mangels ausreichender sachdien­licher Hinweise. Eine Ausleuchtung der Informationsgelegenheit hätte da vielleicht Licht in die Sache gebracht. So versuchte die Frau ein Taxi anzurufen. Kevelaer hat allerdings nur noch Mietwagen und diese haben keine Beförderungspflicht. Obendrein hatten sie auch schon Feierabend. Der Ruf eines auswärtigen Taxiunternehmens hätte noch längere Wartezeiten und höhere Fahrkosten mit sich gebracht. Also entschloss sich die Portugiesin, in der Marienstadt zu übernachten, was nach dem langen Warten in der Bahnhofskälte naheliegend war. Wird doch die Bahnhofshalle mit Geschäftsschluss der Radstation abgeschlossen.
Hotels voll, Akku leer und Polizeiwache zu
Das Martyrium der Reisenden war aber auch jetzt noch nicht vorbei. Waren doch die Hotels, die sie erreichen konnte, ausgebucht. Ein Hotelier hatte zwar noch freie Zimmer, sagte aber, dass er grundsätzlich nach 24 Uhr niemanden mehr aufnehme. Frustriert und mit leerem Handyakku machte sie sich auf die Suche nach der Polizeiwache. Diese ist ab 22 Uhr bekanntlich auch nicht mehr besetzt. Nach mehrfachem Klingeln meldete sich zwar die zugeschaltete Leitstelle in Goch. Diese konnte (oder wollte) der Frau auch nicht weiterhelfen. Der verzweifelte Versuch, in einer Schalterhalle der Bank wenigstens Wärme zu finden, misslang ebenfalls, weil die Türen sich wohl ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr öffnen.
Letztlich fand die Portugiesin Rettung bei Delia Sprenger, die sie kurzerhand mit nach Hause nahm und im Gästezimmer einquartierte.
Dies ist sicher ein Einzelbeispiel, das sich hoffentlich so nicht wiederholt. Doch es zeigt, dass in Kevelaer noch viel Nachholbedarf an einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen herrscht. Die Stadt Kevelaer trifft hier keine Schuld, es bedarf manchmal einfach solcher Ereignisse, damit man Missstände, die eben nicht augenscheinlich sind, abstellen kann. Das war für die Redaktion des KB auch Anlass, Delia Sprenger einzuladen, um gemeinsam den Austausch über ihre Erlebnisse mit dem Wirtschaftsförderer und Chef des Stadtmarketing, Hans-Josef Bruns, zu schildern und nach ersten Lösungsansätzen zu suchen.
Bruns sagte auf Anfrage des KB sofort zu, sich einzubringen und bei der Behebung von Unzulänglichkeiten zu unterstützen. Noch während der Diskussion im Rathaus kam man gemeinsam zu dem Entschluss, dass vorschneller Aktivismus nicht hilft. Vielmehr muss man mit den relevanten Unternehmen und Stellen in einen Austausch kommen, um Ideen zu sammeln, die zielführend umgesetzt werden können.
Der Vorschlag des KB, einen Selbstversuch durchzuführen, mit dem Ziel, einmal genau das zu erleben, was ein Reisender vom Weezer Airport nach Kevelaer widerfährt bzw. wie dieser unsere Heimatstadt wahrnimmt, wurde sofort aufgegriffen und soll bald durchgeführt werden. Daraus lassen sich dann sicherlich Erkenntnisse gewinnen, was gut oder verbesserungswürdig ist.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurden schon erste Ideen gesammelt. Eine beleuchtete Infotafel oder besser noch eine interaktive Hinweisstation (Touchscreen, wie in Weeze) wäre eine Möglichkeit, die allerdings aus Kostengründen vom Haupt- und Finanzausschuss der Stadt bereits abgelehnt wurde. Wünschenswert wären zudem mehr und besser sichtbare Hinweisschilder, die den Weg zur Infotafel zeigen und mindestens zweisprachige Informationen. Eine frei zugängliche Ladestation mit USB-Anschlüssen für Handyakkus würde Reisenden das Leben ebenso erleichtern wie eine Servicehotline, die rund um die Uhr erreichbar ist.
Der Service für Touristen könnte bereits im Shuttlebus durch Flyerverteilung oder Lautsprecherinformation über Kevelaer und Umgebung anfangen.
Weitere Vorschläge wären die Absprache mit den Hoteliers über eine zentrale Rufnummer (Notdienst), längere Öffnungszeiten der Bahnhofshalle und deutlich sichtbare Schilder/Transparente beidseitig der Bahngleise, um auf Kevelaer als Reiseziel hinzuweisen. Denn es fahren auch Flugreisende von Weeze mit der Bahn und halten in Kevelaer.
Das KB ruft zudem seine Leser auf, weitere Vorschläge und Ideen zu unterbreiten, die aus ihrer Sicht wichtig sind, um die Stadt als Reiseziel zu empfehlen oder um gastfreundlichere Begrüßungsgesten zu etablieren.
Schildern Sie uns Ihre positiven Erfahrungen, die Sie während ihrer Reisen erlebt haben. Alle eingehenden Vorschläge werden wir Hans-Josef Bruns überreichen und gemeinsam mit ihm überlegen, wie diese realisiert werden können. Über den weiteren Verlauf werden wir berichten.
In jedem Fall hat sich die Hilfsaktion für Delia Sprenger gelohnt. Sie hat nämlich eine Einladung von der geretteten Dame erhalten, sie im portugiesischen Faro zu besuchen.