Nach fast neun Jahren verlässt er das Kevelaerer Blatt

Redaktionsleiter Björn Lohmann nimmt Abschied

Björn Lohmann

Liebe Kevelaerer*innen, liebe Leser*innen des Kevelaerer Blattes in der ganzen Republik!

Nach fast neun Jahren ist der Moment gekommen: Ich nehme Abschied von meinen Aufgaben als Redaktionsleiter und Chefredakteur des Kevelaerer Blattes und damit auch von Kevelaer. Vor allem aber nehme ich Abschied von den vielen wundervollen, interessanten, kritischen, engagierten Menschen in dieser Stadt – insbesondere durch die Rahmenbedingungen, die persönliche Abschiede erschweren, fällt mir das nicht leicht. Es ist ein Fall für die berühmten lachenden und weinenden Augen.

Das weinende Auge betrauert, die vielen spannenden Themen dieser kleinen und doch so lebendigen und immer wieder streitbaren Stadt nicht mehr so eng und aus erster Hand verfolgen zu können wie bislang. Ich werde es auch vermissen, gemeinsam mit dem Redaktionsteam und dem Herausgeber Rudi Beerden das Schicksal dieser nahezu einzigartigen Heimatzeitung gestalten zu können. Wir haben es in den vergangenen Jahren geschafft, immer wieder ähnlich stark an Auflage zu gewinnen, wie die Zeitungen in NRW im Durchschnitt verloren haben. 

Der Dank dafür gebührt dem guten Team aus festen und freien Mitarbeitenden sowie den Kevelaerer*innen, die diese Zeitung schätzen und unterstützen. Aus anderen Städten, die ihre Heimatzeitungen verloren haben, wissen wir, dass man den Wert einer zweiten journalistischen Stimme in der politischen Berichterstattung, aber auch die Aufmerksamkeit für die Vereine, Unternehmen und Menschen kaum hoch genug schätzen kann. Die Journalistikforschung hat in den betroffenen Städten, die ihre eigenen Zeitungen verloren haben, messbare Verluste an Lebens- und Demokratiequalität festgestellt. Mein Wunsch ist daher, dass in Kevelaer alle Menschen an einem Strang ziehen, um das traditionsreiche Medium Kevelaerer Blatt zu erhalten und seine Qualität zu sichern.

Das lachende Auge freut sich auf meine künftige Arbeit. Einige von Ihnen wissen sicherlich, dass ich eigentlich Wissenschaftsjournalist bin. Ich habe für eine Reihe regionaler und nationaler Medien gearbeitet, um relevante Erkenntnisse aus der Forschung für die Öffentlichkeit zu identifizieren, verständlich aufzubereiten und einzuordnen. Die Klimakrise und die Covid-19-Krise haben mir in jüngerer Zeit einmal mehr vor Augen geführt, wie massiv der Verlust wissenschaftsjournalistischer Kompetenz in den Medienhäusern dieses Landes durch Personaleinsparungen vorangeschritten ist. 

Wenn bezüglich eines Coronavirus’ einem mittelmäßigen HIV-Forscher die gleiche Aufmerksamkeit eingeräumt wird wie dem weltweit führenden Experten für Coronaviren, dann läuft etwas schief. Wenn Politiker*innen sagen, die Pandemie sei so unberechenbar, während diese exakt den Prognosen der Epidemiolog*innen folgt, welche von eben diesen Politiker*innen ignoriert wurden, dann verschärft das die Politikverdrossenheit und gefährdet die Demokratie. 

Ich werde daher zu meinen Wurzeln und meinem Herzensanliegen, zum Wissenschaftsjournalismus, zurückkehren.

Mein Dank gilt zu vielen Menschen, als dass ich sie alle hier namentlich aufzählen könnte: Menschen, die mich auf interessante Geschichten oder Missstände hingewiesen haben, die mir auch vertrauliche Informationen anvertraut haben, im Wissen darum, dass das Kevelaerer Blatt damit immer verantwortungsbewusst umgehen wird; Menschen, die mich mit ihren Erfahrungen oder ihrer Persönlichkeit in meiner eigenen Entwicklung bereichert haben; Menschen, die mit Lob und Kritik sich nicht zurückgehalten haben; Menschen, die sich für spannende Kooperationen haben gewinnen lassen; und natürlich die Menschen im KB-Team, die immer für eine fröhliche und produktive Arbeitsumgebung gesorgt haben – ihnen wünsche ich eine glückliche Hand und weiterhin viel Energie, das Kevelaerer Blatt in eine gute Zukunft zu führen. Für Kevelaer.

Ganz bestimmt werde ich immer mal in Kevelaer vorbeischauen – für einen Besuch im Irrland, eine Kulturveranstaltung oder einfach um zu sehen, wie die Stadt sich entwickelt. Meine Lebensmittelpunkte in Wesel und Essen werden es jedoch schwierig gestalten, persönliche Kontakte intensiv zu pflegen. Wer mich weiterhin erreichen möchte, ist daher herzlich dazu eingeladen, dies per E-Mail zu tun: mail@bjoernlohmann.de. 

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute! Bleiben Sie seriösem Journalismus und wissenschaftlich fundierten Fakten gewogen.

Ihr Björn Lohmann