Pilgerslalom

“Kevelaerer wieder erwünscht“ – so schrieb einst scherzhaft ein beliebter Wirt auf der Hauptstraße, wenn das Ende der Pilger-Saison nahte.
Die „Saison“ wurde vor vielen Jahren einmal definiert vom 1. Mai = offizielle Eröffnung, Stichwort Pilgerpforte, bis 1. November, wiederum Stichwort Schließung der Pilgerpforte.
Trotz dieser offiziellen Daten besuchen viele Gläubige (natürlich inklusive Kaffeefahrer) unsere Stadt auch in den Frühlingsmonaten ebenso wie in Herbst und Winter.
Doch nur in der sogenannten „drucken Zeit“ (Kevelaerer Ausdruck für Hauptsaison) erlebten wir vor vielen Jahren – und heute leider wesentlich seltener – wie sich eine Prozession nach der anderen würdevoll, andächtig, manchmal sogar majestätisch vom Bahnhof kommend über die Hauptstraße auf den Kapellenplatz zu bewegte. Auffällig so manche holländische „Prozessie“, gekleidet in der Landestracht, lautstark hörbar, aber in andächtig gemeinter Marienverehrung.
Und dann gab und gibt es immer noch kleinere Gruppen, die auch als Prozession verstanden werden wollen (und sollen!). Sie biegen in die Hauptstraße ein und dann stockt heutzutage schon mal der allgemeine Ablauf. Man schiebt und drängt sich an Pilgerweg (!) versperrenden Stühlen und Tischen vorbei, fühlt sich von den Kaffeetrinkern als Showelement betrachtet und sucht nach einigen Slalom-ähnlichen Bewegungen wieder zu seiner Andacht zurückzufinden. Nur ein Dutzend Meter weiter geht dasselbe „Spielchen“ von vorne los. Da gibt es teilweise Durchgänge von maximal vier Metern.
Wenn besagter Hauptstraßenwirt scherzhaft seine Kevelaerer wieder herbeiwünschte, so wünschen wir als gastgebende Stadt doch auch die Pilger zu uns und nicht nur im Scherz!
Was soll also die ständige Behinderung beim Einzug in die Stadt? Mechel hätte Verständnis für die Ankommenden: „Wenn die dat Geworstele ens satt sin un noots mer komme, dann süht Kävele alt ütt!“
Euer Hendrick