Paul Bocuse würde es mit Sicherheit hier schmecken

Seit zehn Jahren existieren die Kochfreunde Kevelaer. Sein Domizil hat der „Ü 60“ Kochclub auf der Biegstraße in der ehemaligen Lehrküche der Hauswirtschaftsschule. Diese haben sie von der Stadt gemietet und bereiten dort einmal im Monat Gerichte zu, um diese dann in gepflegtem Ambiente gemeinsam zu verspeisen.
Kochfreunde-Präsident ist Jürgen Ingenhamp (Amt wechselt alle drei Jahre) und mit Josef Coenen, Büb (Franz Josef) Verheyen, Theo Jansen (Tütten Thei), Paul Janssen, Gregor Fritz und Rainer Schmitz sind sie ein eingeschworenes Team. Eine Woche vor dem Kochabend wird besprochen, was an Speisen zubereitet wird, wobei der sogenannte „Löffelführer“, die Wünsche der Mitglieder kennend, bestimmen kann, mit welchen Leckerbissen der Abend „veredelt“ werden soll, der ohne ein lautes und deutliches „Plopp“ einer Weinflasche gar nicht erst beginnt.
Zum Zehnjährigen wurde ein neuer Dress eingeführt. Es soll ja alles ein wenig stilvoll sein. Schwarze Hose, Schuhe, Schürze und Cap, weiße Kochjacke und weißes Hemd und auf allen Bekleidungsstücken das Kochfreunde-Emblem mit Kevelaerer Silhouette sowie der jeweilige Vorname erwecken schon ein wenig den Anschein einer „Sterne“-Kochgemeinschaft. Auch wenn die Mitglieder dies weit von sich weisen und angeben, keine Profis zu sein, haben sie doch schon beim Kochduell mitgemacht und mit Alexander Herrmann, Alfons Schubeck und Nelson Müller, drei Größen der Kochkunst, zusammen gekocht. Die Autogrammkarte von dieser besonderen Lehrstunde wird von den Kochfreunden nicht ohne Stolz aufbewahrt.
Auch eine andere Trophäe wird mit besonderer Sorgfalt aufgehoben. Bei einem der jährlichen „Koch-Ausflüge“ hatten sie im Reisebus in der letzten Reihe gesessen und wie immer hatte Josef sein Akkordeon zur Hand. Sie brachten auch die anderen Gäste zum Mitsingen und am Abend bekamen sie von einer Kegelgruppe, weil sie sich so gut unterhalten fühlten, einen Marmorstein mit einer etwa 10 cm großen Bocuse-Figur geschenkt.
Wenn Paul Bocuse, der „Gottvater der exquisiten Küche“ nach Kevelaer zu den Kochfreunden zum „Jubiläumsessen“ gekommen wäre, hätte es ihm mit Sicherheit geschmeckt. Denn die Gänge des Diners waren nicht nur hervorragend anzusehen, sondern ließen den Gaumen frohlocken. Wie an jedem Kochabend war der Tisch kunstvoll dekoriert, eine Speisekarte bereitete auf die Menuefolge vor und Teller, Besteck sowie Gläser hätten bei einer Hochzeit nicht prachtvoller platziert werden können.
Räucherlachs auf einer Frischkäsecreme in Crêpes, Königsgarnelen in einem cremigen Cocktail, Bällchen von geräucherter Saiblingmousse im Pumpernickelmantel, Honigziegenkäse auf einer Mascarponecreme, Rauchwurstgeschnetzeltes mit feinem Dressing in einer Pomodoro, Bällchen vom weißen Thunfisch im asiatischen Kräutermantel – das alles gab es zunächst als „Gruß aus der Küche“. Als Vorspeise wurde ein Süppchen vom Bärlauch unter einer getrüffelten Sahnehaube serviert und als Hauptspeise folgte Königinnenpastete mit einer Füllung aus Maishähnchenbrust, Spargel und Champignons. Das Dessert rundete das Gourmet-Diner mit Cheesecake unter einer Frischkäsecreme und einer Amarettinihaube ab und die selbstgemachten Pralinen und Trüffel bereiteten einen süßen Nachhauseweg.

Immer dabei: Paul Bocuse.Die Kochfreunde Kevelaer sind eine geschlossene Gruppe und wollen ihren Kreis auch nicht vergrößern. Lieber laden sie sich ab und zu Gäste ein. So waren unter anderem die Ortsvorsteher und der ehemalige Bürgermeister bei ihnen, Dr. Mann und sein Kochclub speiste bei den Kochfreunden, der Gocher Kochclub wurde kulinarisch verwöhnt (es gab auch einen Gegenbesuch) und vor einigen Jahren genossen Delia Evers und Martin Willing, die ehemaligen Herausgeber des Kevelaerer Blattes, die Kunst der Kochvirtuosen. Zweimal im Jahr sind auch die Gattinnen der Kochfreunde eingeladen. Im September gibt es ein Grillfest und ein besonderes Festessen gibt es zur Weihnachtszeit.
Die sieben Kochfreunde zeichnen sich neben ihren Kochkünsten durch ihre fröhliche, herzliche und stilvolle Gemeinschaft aus, die mit Sicherheit auch weitere zehn Jahre Bestand haben wird.