In der Diskussion um ein dynamisches Parkleitsystem für Kraftfahrzeuge meldet sich ein Leser zu Wort

Parkleitsystem für Kevelaer?

„Was unterscheidet eigentlich Kevelaer von seinen Nachbarstädten Geldern und Straelen? Richtig: Der Umgang mit dem Thema Radfahren. Während dort seit einiger Zeit in Planung und in der Realität zunehmend diesem Teil der menschlichen Fortbewegung erheblicher Raum eingeräumt wird, schläft Kevelaer nicht nur, sondern es tut (bewusst?) fast nichts. Das höchste der Gefühle und städtische Fahrradgroßtat ist die Schaffung zweier Aufstellflächen am Bahnübergang Bahnstraße. Ansonsten? Teilweise gefährliche Radwegführung in ungenügender Breite, zudem schlechte Qualität und Kennzeichnung, fehlende oder falsch platzierte Abstellmöglichkeiten, darüber hinaus unüberlegt installierte Wegsperren (Leute, es gibt inzwischen Fahrradanhänger und Lastenräder!) usw. usw. Vorstellungen und Anregungen des ADFC an die Stadt werden regelmäßig ignoriert oder hinhaltend beantwortet (teilweise über Jahre hinaus).

Wie im Kevelaerer Blatt vom 4. März informiert, bewegen sich im Ergebnis der „Vitalen Befragung Innenstadt 2020“ 28,9% der Kevealerer Einwohner mit dem Fiets zum Einkauf. Welchen Schluss ziehen die Stadtoberen daraus? Was sind deren Verkehrsschwerpunkte derzeit?

Es sollen über 670.000 Euro für ein elektronisch gesteuertes „Parkleitsystem“ ausgegeben werden, für eine Stadt mit einer größten Ausdehnung von gerade einmal ca. 1.300 m(!). Selbst wenn davon ca. 470.000 Euro Fördermittel zur Verfügung stehen (aus Steuermitteln, also auch unser Geld!) soll das der Weisheit letzter Schluß sein? Allein 36 Seiten umfasst die „Parkraumuntersuchung“, die beim Büro Stadtverkehr im Auftrag gegeben wurde. Die genannten Ausgaben für lt. Verwaltungsvorlage „zufriedene Besucher“. Das Fahrrad kommt weder hier noch da vor! Selbst die „Grünen“ fanden, dass dieses Leitsystem von allen fraktionsübergreifend gern gewünscht wird. Eine Stimmenthaltung, nicht einmal von den „Grünen“ selbst(!), diese stimmten unisono dafür. Gab es denn überhaupt eine Suche nach einer anderen Alternative? Hier meine ich nicht die Diskussion um die Gestaltung des Peter-Plümpe-Platzes und der Fläche am Bühnenhaus. Und das alles vor dem Hintergrund der in Vorbereitung befindlichen Gesetzesvorlage von Minister Wüst zur Förderung des Radverkehrs in NRW und bei rasant wachsenden Verkaufszahlen für Fahrräder. Da fällt zumindest mir gar nichts mehr ein.

Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Ich bewege mich zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem Auto gleichermaßen, in der Stadt vorwiegend mit dem Rad, bin also kein „Autohasser“, eher im Gegenteil. Aber an den Folgen des Klimawandels vorbeigehen, das können nur Unbedarfte sehenden Auges. Es ist endlich einmal an der Zeit, einen Einstieg in eine grundlegende und ebenenübergreifende Diskussion zu eröffnen, die auch dem Radverkehr eine Bedeutung beimisst.“

Dr. Bernd-Rüdiger Ahlbrecht,
Kevelaer