Ömmer wat Nejes

Jeden Morgen, wenn ich nach dem Erwachen meine Kiepe in der Ecke stehen sehe, sage ich mir mit einem leichten Seufzer: „Nun hast du sie gleich wieder auf dem Buckel und wanderst durch die Straßen Kevelaers.“ Und jeden Morgen schließt sich hoffnungsfroh die Frage an: „Was gibt es Neues zu besichtigen?“

Dann kommt die kurze, aber herzliche Verabschiedung von meiner lieben Mechel („Pas blos op de Stroat op. Die Fietsers un Autos döge ni!“) Den Spruch kann sie nun mal nicht lassen und dann bin ich unterwegs. Natürlich ist es gut, wenn mich Leute ansprechen und mir dann und wann etwas abkaufen wollen. Heute steht mir der Sinn aber auch in Richtung Neugier: Ich will mir mal verschiedene Stellen ansehen, die derzeit so in aller Munde sind. Das wird ein langer Rundgang, aber Bewegung ist ja gesund.

Erster Platz: Mechelner Platz. Nix los! Keine Bewegung bis auf ein paar Kinder, die in der Sandwüste dort spielen. Weiter – Peter-Plümpe-Platz: Nix los! Geparkte Autos wie üblich. Weiter über die Hauptstraße – hallo! Das sieht ja gut aus, was da so allmählich als Straßenbelag zum Vorschein kommt. Bewundernd bleibe ich wie auch einige andere Passanten ein paar Minuten stehen und sehe den Männern bei ihrer akribischen Arbeit zu, wie sie Riemchen für Riemchen auf die vorbereitete glatte Sandfläche legen.

Über die Busmannstraße geht’s – die (fast) ewige Baustelle kommt auch langsam inne Pötte und man erkennt allmählich das geplante Geschäftshaus mit Wohnungen.
Am Kapellenplatz vorbei – die Bäume stehen gottlob noch (fast) alle da. Über die Maasstraße geht es weiter – ups! Da stand doch vor Kurzem noch ein leeres Ladenlokal, um die Ecke in der Schulstraße ein lang gezogenes Backsteingebäude einer stillgelegten Firma. Weg isset mitsamt der altehrwürdigen Mauer – auch hier verändert sich Kevelaer und verabschiedet sich von alt gewohnten Ansichten.

Ich komme am Antwerpener Platz an und sehe hier die ersten bescheidenen Schritte in Richtung geplanter Lebensmittelmarkt. Die Bäume und Sträucher waren ja schon vor Wochen verschwunden; nun macht sich die benachbarte Möbelfirma auf den Rückzug und der verwaiste Platz ist von einem Bauzaun-Arrangement umringt, dahinter die ersten Bagger.

Aber der Wettlauf mit dem nahen Discounter, (wo‘s angeblich „all die guten Sachen gibt“), der ist bereits entschieden. Noch in dieser Woche – genau heute! – öffnet man seine Türen und Kevelaer-Süd fährt ab sofort viel seltener nach Weeze …

Mechel ist begeistert und überzeugt: „Ek denk, et es gut, wat dor överall gebört. Voer onse Erinnerung blieft joa noch ennen Hoop alde Fotos van frugger.“

Euer Hendrick