Ökumenische Stunde der Einkehr

Gut eine Stunde vor Beginn des Konzerts in der Jesus-Christus-Kirche kamen die drei beteiligten Chöre (Theaterkammerchor, „Klangfarben“ und der Chor der evangelischen Gemeinde) nochmal zur Einstimmung zusammen.
Pastorin Karin Dembek verfolgte die letzten Vorbereitungen. „Das ist ein ganz anderer Gottesdienst mit einem ganz anderen Format. Wir wollten gerne mal was Ökumenisches machen. Und es macht Spaß.“ Bei ihr war die Vorfreude zu spüren: „Es wird kein Taizé-Gottesdienst, obwohl wir auch Taizé-Lieder singen.“
Nach und nach betraten die Gäste des Gottesdienstes den atmosphärisch ausgeleuchteten Kirchenraum. „Mal ein anderes Konzept versuchen, für Ökumene offen sein“, war Christof Plönes auf die kommende Stunde gespannt. Bärbel Simon war aus Wemb gekommen: „Wann immer in Kevelaer die Möglichkeit für eine andere Art der Begegnung besteht, gehe ich hin.“ Von dieser Form des Gottesdienstes versprach sie sich „einen neuen Zugang und mehr Lebendigkeit.“
Zu einem musikalischen Klangbild von Elmar Lehnen trug Bastian Rütten schließlich den ersten biblischen Text aus dem Markus-Evangelium über eine Bootsfahrt und ein Wellenmeer vor, das Jesus beruhigt. „Herzlich willkommen zu „Der andere Gottesdienst“, begrüßte Dembek danach die Besucher. „Wir wollen viel singen, viel Musik hören. Es werden unter anderem fünf Taizé-Lieder gesungen. Das ist dann nicht nur singen, sondern auch beten und Gott loben.“
Die drei Chöre verwirklichten dann in den 55 Minuten des Gottesdienstes einen beeindruckenden Klang- und Gesangsrahmen, Begleitet wurden sie von Elmar Lehnen und Tom Löwenthal an Keyboard und Klavier.
Mehrstimmig-würdevoll und getragen trugen die Chöre dabei „Bleib bei uns“ von Joseph Rheinberger vor (mit dem die Sänger die besinnliche Stunde auch abschlossen). Dem folgte das aus dem englischen Original „Abide with me“ adaptierte „Bleib bei mir, Herr“.
Im Meer der Zeit
Bei den fünf nacheinander dargebotenen Taizé-Stücken (von „Meine Hoffnung und meine Freude“ bis „Freuet euch im Herrn“) animierte Tom Löwen­thal die Gäste zum Mitsingen. Ein Gesangsduett boten Biggi Lehnen und Annja Rossmann mit „Dona nobis pacem“. Tom Löwenthals „Segenslied“ erfüllte die Kirche mit machtvollem Klang.
Zwischen den Chorpartien schufen die vom Elmar Lehmen atmosphärisch klanguntermalten Texte von Karin Dembek und Bastian Rütten Raum, Weite und die Möglichkeit der Einkehr. Beide hatten im Vorfeld eine Textauswahl getroffen, die sich auf vielfältige Weise mit dem Thema „Meer“ und der Bewältigung der Schwankungen des Lebens befasste.
Das vollzog sich bei Hans Jürgen Netz („Im Meer der Zeit nicht untergehn. Im Meer der Zeit den Tag bestehn“) sehr abstrakt, bei Eckard Bückens dagegen sehr lebensaktuell: „Sitzen wir alle im gleichen Boot. Ein Wunder, dass wir nicht sinken, noch stehen Zeichen am Horizont, retten uns vor dem Ertrinken.“ Gedankliche Tiefe und die Sehnsucht nach Leben kamen in Giaconda Bellis „Kleide mich in Liebe“ zum Ausdruck. Gemeinsam mit den Anwesenden sprachen sie das Gebet: „O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“ und leiteten mit den Zeilen des „Segensliedes“ auf selbiges über.
Im Anschluss nutzten die Chormitglieder und einige der Gäste die Gelegenheit, im Mehrgenerationenhaus über das Erlebte zu sprechen. Spürbar war die Ergriffenheit vieler Besucher, die wie Sylvia Rommen-Ahlbrecht mit einem besonderen Gefühl nach Hause gingen: „Es ist wunderbar, einen solchen Moment zu erleben, wo man an die Dinge erinnert wird, die uns alle verbinden: Glaube, Liebe, Hoffnung.“