Öffentlichkeit à la Kevelaer

Zukunft – Ey, du kommst hier nicht rein!
Wie allgemein bekannt, macht man sich in unserer Stadt, in unterschiedlichen Veranstaltungen, intensive Gedanken, wie sich die Innenstadt in vielerlei Hinsicht entwickeln soll. So auch am Donnerstag, den 11.8.2016.
Die Stadtverwaltung hatte dazu aufgerufen, dass sich alle Bürger an zwei Zukunftswerkstätten (11.8. und 27.8.) beteiligen sollen/dürfen. Der aufmerksame Leser oder derjenige, der ggf. noch schulpflichtige Kinder hat, wird sofort feststellen: „Uups, dann werden ich und sicher viele andere gar nicht können, da ist Ferienzeit. Leider keiner Zuhause.“
Böse Zungen werden jetzt sagen: „Alles Absicht. Die wollen mal wieder unter sich sein, damit die bloß keiner stört, mit verqueren Zukunftsideen.“ Oder ist dies einfach nur der Terminenge geschuldet? Wir wissen es nicht.
Da ich selbst erst kurz vorher davon erfahren habe, dass es eine Zukunftswerkstatt gibt, bin ich also als engagierter Bürger unserer Stadt losgezogen, um im Sitzungssaal des Rathauses an unserer gemeinsamen Zukunft mitzuarbeiten. Voll motiviert, mit einem Sack voller sprudelnder Ideen, wie es in meiner Heimat zukünftig aussehen soll.
Dort angekommen, traf ich dann den Kollegen des KB, der darüber berichten sollte. Schließlich ist das KB die „Stimme der Bürger“ und das „Gedächtnis der Stadt Kevelaer“. Er unterhielt sich mit zwei Damen, die offensichtlich den Empfang darstellten. Oder waren es eher die „Türsteher“? Wie sich später herausstellte, waren sie vom extern beauftragten Planungsbüro Urgatz. Getreu dem Motto des Kabarettisten Kaya Yanar, der seine Figur, den Türsteher Hakan, immer sagen lässt: „Ey, du kommst hier nicht rein.“
Eine der Damen fragte mich, wer ich denn sei. Bevor ich antworten konnte, sagte mein Kollege: „Auch vom KB.“ Die sehr bestimmt auftretende Dame meinte dann unmissverständlich, dass die Presse zu solchen Veranstaltungen nicht zugelassen sei! Das wäre so üblich.
Komisch. In durchaus etwas größeren Städten ist die Presse bei derartigen Veranstaltungen immer dabei und willkommen, so ein ehemaliger Planungsdezernent einer NRW-Großstadt auf Nachfrage des KB. Nur eben in der Provinz, in Kevelaer nicht, oder was?
Selbst auf der Internetseite des Planungsbüros Urgatz sind ausdrücklich „…durchgängige Transparenz …“ und „… intensive Pressearbeit…“ erwähnt.
Das KB würde dann schon die notwendigen Informationen kurzfristig erhalten, so die Türsteherdame. Nur bis zur Drucklegung dieser Ausgabe ist in der Redaktion nichts eingegangen. Oh, oh, was soll das wohl bedeuten? Wir wissen es nicht.
Da ich aber nun mal als engagierter und betroffener Bürger extra hierher gekommen war, ließ ich dies die Dame dann auch wissen. Ich versicherte ihr, dass ich mich nur einbringen möchte. Half alles nix. Sie sagte unmissverständlich, dass ich nicht teilnehmen darf.
War es, weil sie mir nicht glaubte und mich der unerwünschten Presse zuordnete, obwohl ich nicht für das KB anwesend war? Wir wissen es nicht.
Ich blieb hartnäckig und startete noch einen Versuch. Sie fragte dann, ob ich denn überhaupt offiziell angemeldet sei? Was ich verneinte, da ich ja erst kurzfristig davon erfahren hatte. Kein Argument für die Dame, ich musste draußen bleiben.
Wie konnte ich nur annehmen, dass man zu einem derartigen Verwaltungsevent einfach mal in seiner Freizeit so hingehen kann.
Oder wollten die vorher, durch meine verbindliche Anmeldung, die Gesinnung prüfen und mein polizeiliches Führungszeugnis einsehen? Weil ich evtl. reaktionäre oder gar noch schlimmer, terroristische Veranlagungen habe? Wir wissen es nicht.
Ich schaute dann nochmals abschließend wehmütig in die Runde der anwesenden Teilnehmer, es mögen derer vielleicht zehn Bürger gewesen sein. Sitzend in einem kindergartenähnlichen Stuhlkreis und ergänzt und begleitet durch vermutlich nochmals zwei Mitarbeiter der Verwaltung sowie zwei vom Planungsbüro. Also insgesamt weniger als die maximale Anzahl der zugelassenen 16 Teilnehmer, so die spätere Recherche. Dem Altersdurchschnitt der Teilnehmer nach zu urteilen waren es vermutlich diejenigen, die sich schon sehr lange mit Zukunftsperspektiven beschäftigt haben.
Im übrigen, wenn also max. 16 Bürger zugelassen sind, dann entspricht dies ca. 0,054 % aller Einwohner in Kevelaer. Na ja, wenn das mal kein repräsentativer Querschnitt ist. So wird also die Zukunft für Kevelaer gestaltet?! Wir wissen es nicht.
Meine Frau, die Mechel, meint: „Die vom Planungsbüro haben doch bestimmt viel Geld bekommen, oder? Du sagst doch immer, dat ich ne freche Klappe habe. Also ich würde den Rausschmeißer-Job auch für umsonst machen.“
Schöne Zukunft noch,
Euer Hendrick