Je älter wir werden, Mechel, desto mehr vergessen wir. Wo waren noch die Gartenschlüssel? Wohin habe ich die Brille verlegt? Meist gehen wir dann in Gedanken einige Schritte zurück und die Dinge tauchen wieder auf. Das Haus verliert nichts.
Dieses Vergessen gehört zu unserem Alltag und ist auch nicht weiter schlimm. Aber es gibt auch Vorkommnisse in unserer Geschichte, die so schlimm waren, dass die meisten Leute sie am liebsten verdrängt oder vergessen hätten.
Die Verbrechen des Nazi-Terrors gehören dazu. Anfang der siebziger Jahre hatte ich das Glück, bei einer sehr gastfreundlichen jüdischen Familie für einige Tage zu Gast sein zu dürfen. Nach zwei Tagen fragte mich die Gastgeberin, ob ich mir vorstellen könne, dass es so was wie in der Hitlerzeit noch mal in Deutschland geben könne. Da ich ehrlich sein wollte, ohne die Dame zu verletzen, habe ich mit der Antwort gezögert, um dann zu sagen: „Auf absehbare Zeit sehe ich das nicht, aber die Zeiten können sich ändern, wenn die Menschen in eine ähnliche Lebenslage geraten wie damals.“
Das ist jetzt so an die 50 Jahre her, und nun kommt mir das Gespräch wieder häufiger in den Sinn. Geht es den Deutschen wirklich so schlecht, dass die braunen Gedanken bei uns wieder Fuß fassen können?…