„Nicht mehr standesgemäß“

Kevelaer soll Landesleistungsstützpunkt der Sportschützen werden – und der SSG-Treff deshalb wachsen (das KB berichtete). Mit Rudi Joosten, dem Vorsitzenden der SSG Kevelaer, sprach Björn Lohmann über die großen Pläne des Vereins.
KB: Herr Joosten, für rund 380.000 Euro möchten Sie den SSG-Treff am Hallenbad erweitern. 150.000 Euro wird voraussichtlich die Stadt Kevelaer, der das Gebäude gehört, beisteuern. Warum genügt der Treff in seiner heutigen Form nicht mehr?
Rudi Joosten: Wir machen heute viel Spagat und gehen viele Kompromisse ein. Ein Leistungssport, wie wir ihn betreiben, geht nur in einer Trainingsstätte mit kurzen Wegen. Unser großer Vorteil ist der Standort im Schul- und Sportzentrum. Unsere Kleinkaliberschützen haben hier aber keinen Schießstand. Es richtig, dass wir auch so ein sehr hohes Niveau erreicht haben, aber mit Umständen, die auf Dauer nicht möglich sind.
Auf dem hohen Niveau darf auch keine Trainingsstunde ausfallen, die Trainingszeiten müssen sich an die Gegebenheiten der Sportler anpassen. Gerade für die Jugendlichen ist es heute nicht einfach, neben der Schule die nötige Zeit zu finden.
Was genau ist denn für den SSG-Treff geplant?
Rudi Joosten: Am bisherigen Schießstand mit zwölf Bahnen ändert sich nicht viel, aber er geht nach hinten raus, da hier bislang keine Umkleidemöglichkeit besteht. Jetzt ziehen sich die Sportler zwischen den Tischen der Gastronomie um – das ist nicht mehr standesgemäß. Wir haben auch keine Lehrräume für Theorie, und wir brauchen einen Fitnessraum, denn die Schützen wärmen ihre Muskulatur vor dem Wettkampf auf. Die Erweiterung ist ein längerer Prozess, die Baumaßnahmen sollen erst 2019 in Angriff genommen werden. Aber ich guter Dinge, wie alles angelaufen ist.
Mit der Erweiterung soll Kevelaer auch Landesleistungsstützpunkt werden…
Rudi Joosten: Ein Landesleistungsstützpunkt hat die Vorgabe, dass es einen Kleinkaliber-Schießstand gibt. Dadurch wird der Standort Kevelaer wesentlich gefestigter. Wir wollen für den Schießsport hier eine Nachhaltigkeit schaffen. Für Kevelaer ist das zudem ein Aushängeschild. Für die Schützen bedeutet das, dass bei Trainiermangel vom Landesverband Trainer gestellt werden, und dass andere Schützen aus dem Landeskader hier trainieren können. Dadurch wird sich aber nicht so viel ändern. Der Kader besteht aus etwa zehn Leuten, die zusammen trainieren: Kleinkaliber bislang in Krefeld, dem aktuellen Landesleistungsstützpunkt, und Luftgewehr jetzt schon hier in Kevelaer. Nach dem Umbau werden die Voraussetzungen hier wesentlich besser und auf dem neuesten Stand sein.
Bei den ersten Überlegungen zum Ausbau des SSG-Treffs war auch von einer Nachmittagsbetreuung für Jugendliche, einer Sportsbar und manchem mehr die Rede. Was ist daraus geworden?
Rudi Joosten: Das hatten wir der Stadt als Möglichkeiten der zusätzlichen Nutzung vorgeschlagen. Darauf ist die Stadt bislang aber nicht weiter eingegangen, und für uns benötigen wir das nicht.
Wie soll der Ausbau finanziert werden?
Rudi Joosten: Bei 380.000 Euro Gesamtkosten und einem Zuschuss der Stadt von 150.000 Euro fehlt natürlich noch was. Ein wichtiger Teil sind Eigenleistungen. Sobald der Zuschuss im Haushalt abgesegnet ist, können wir vom Landessportbund einen Zuschuss bekommen. Was dann an Rest bleibt, finanzieren wir über ein Darlehen.
Das ist trotzdem viel Geld angesichts von 161 Mitgliedern…
Rudi Joosten: Auf jeden Fall. Aber das Wachstum läuft gut, der Kinder- und Jugendbereich läuft sogar sehr gut. Natürlich werden wir trotzdem nicht in zwei Jahren plötzlich 500 Mitglieder haben.
Anfangs las man bei den Erfolgen der SSG kaum Kevelaerer Namen. Das hat sich in jüngeren Jahren geändert…
Rudi Joosten: Die Entwicklung ist sehr gut, mit der Deutschen Meisterschaft und auch international – das sind alles Eigengewächse. Unser Ziel ist es, unsere Jugendlichen ganz nach oben heranzuführen.
Ist der Verein auch bei den Fans in Kevelaer angekommen?
Rudi Joosten: Wir erfahren eine hohe Wertschätzung innerhalb Kevelaers, auch von Politik und Stadtverwaltung. Unser Heimkampf in der vergangenen Saison mit Liveübertragung war toll besucht. Unser Ziel war uns ist es, eine neutrale Plattform im sportlichen Schießen zu schaffen. Wer aus traditionellen Schützenvereinen das sportliche Schießen vorantreiben möchte, findet hier die nötige Unterstützung.