Nicht alles, was glänzt, ist Gold

Oder: Wie sich Xanten Kevelaer vergolden lässt.
Als guter Ehemann und Vater kommt man seinen Verpflichtungen im Haushalt nach, so auch ich. Wie so oft vor dem Wochenende darf ich mich der Schlepperei des Getränkekaufens hingeben.
Bei dieser Gelegenheit, zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen, habe ich mich gefragt, wie war das eigentlich früher? Ich kann mich kaum an Kästen mit diversen Getränken im elterlichen Haushalt erinnern. Haben wir eigentlich damals nix zu trinken bekommen oder gab es nur Leitungswasser und ab und an rationierte andere Getränke? Na ja, ist heute halt anders. Jede Vorliebe der Familienmitglieder wird weitestgehend erfüllt und dann ist das Auto picke packe voll.
Als ich dann also beim Getränkehändler meines Vertrauens war, blieb ich zum wiederholten Male vor einem Kühlregal stehen und starrte fasziniert auf eine dieser gekühlten riesigen Bierflaschen (1 Liter), die mitzubringen ich mich aber noch nie entschließen konnte. Doch dieses Mal wurde ich schwach. Auf dem Etikett stand in goldenen Lettern „Kevelaerer Gold“. Dieses Bier hatte ich zuvor noch nicht wahrgenommen, hatte dort doch bisher nur „Kevelaerer Pilgerbier“ im Regal gestanden. Und schwupp war eine Flasche davon im Einkaufswagen – vermutlich auch, weil es warm und ich durstig war und wie an jedem Freitag mit meiner Frau, der Mechel, nach der Sauna gerne mal ein kühles Blondes zu mir nehme.
Der Genuss dieses herrlichen goldenen Gerstensaftes war dann auch perfekt. Etwas eigenwillig der Geschmack, aber als Abwechslung willkommen.
Am nächsten Tag fragte mich dann ein Bekannter, der diese (leere) Monsterflasche bei mir sah, ob die denn von dem Bierbrauer aus Wetten sei, der das „Kävels Hell“ herstellt. Ich dachte bei mir, na klar, wer macht sich sonst schon noch die Mühe ein Kävels Bier herzustellen. Da ich aber nicht sicher war, schaute ich dann doch genauer auf das Etikett. Und dann? Schrecklich, was ich im Kleingedruckten lesen musste. Ich hab nochmals hingesehen und konnte es nicht fassen.
Das Kevelaer Bier wird in Xanten gebraut! In Xanten? Ja, du hast richtig gelesen.
Jetzt greifen die Xantener von allen Seiten an, dachte ich mir. Da steckt doch bestimmt ein perfider, von langer Hand vorbereiteter, Plan dahinter. Erst Luftkurort. Dann eine Petition gegen den sonntäglichen Ladenschluss – warum hat eigentlich nicht auch unser Stadtrat den Bürgermeister damit beauftragt, diesen auf den Weg zu bringen? Und jetzt noch ein Bier, das den Namen „Kevelaerer Gold“ trägt. Das darf doch nicht wahr sein, oder?
Meine Frau, die Mechel, meint: „Nee, nee Hendrik, wenn dat so weiter geht! Jetzt machen die in Xanten mit unserem ,Kevelaer‘ auch noch Geld. Die in Xanten sind richtig pfiffig. Nich nur dat da immer wat los is, ein Event nach dem anderen, und dat mit dem Sonntag kriegen die auch noch hin. Is dat, weil die hier in Kävele alle die Döpp zu machen oder pennen die hier? Auch ein Warten auf dat Wunder vom Kapellenplatz bringt da nix. Weil die Maria dafür bestimmt keine Zeit hat. Da muss man schon selbst aktiv werden.“
Euer Hendrick