Neues, Unerklärliches und Amüsantes

Zum Wallfahrtsjubiläum gehört auch ein historischer Rückblick. Schließlich haben 375 Jahre Wallfahrtsgeschichte etwas zu bieten. So gab‘s zum Jubiläum auch einen „Historienabend“. Er wurde eröffnet mit den zwei Menschen, die den Ort Kevelaer erst zu dem gemacht haben, was er heute ist. Nämlich zum Marien-Wallfahrtsort Kevelaer.
Hendrik Busmann und Mechel Schrouse betraten in historischen Gewändern die Bühne im Petrus Canisius Haus und begrüßten die etwa 200 Besucher. Diese freuten sich auf Neues, Historisches, Unerklärliches und Amüsantes rund um die Wallfahrt. Kommen Hendrik Busmann und seine Mechel Woche für Woche als Zeitreisende im Kevelaerer Blatt zu Wort, durften sie an diesem Abend als aufmerksame Zuhörer den umfangreichen Beiträgen lauschen.
Durch den Abend führten Veronika Marliani-Eyll, Peter van Ballegooy und Gottfried Mülders. Abwechselnd begrüßten sie die Mitwirkenden des Abends. Darunter gehörte Wilfried Schotten, der aus einem umfangreichen Fundus an Fotos, die Aufgabe besaß, elf passende Aufnahmen für diesen Abend zu suchen. Gerne hätte man davon mehr gesehen.
Die passenden Informationen zum Wallfahrtsgeschehen lieferte Renate Wynands-Brocks. Sie berichtete von den Anfängen der Wallfahrt und von der äußerst schwierigen Versorgungslage um 1780. Diese änderte sich im Laufe der Zeit. Immer mehr Pilger besuchten das Bild der Trösterin der Betrübten. Ab 1863 konnte per Bahn zum Marienwallfahrtsort gereist werden. Somit wurde auch der Bahnhof Kevelaer, der zeitweise über 16 Gleise verfügte, zu einem wichtigen Bestandteil der Wallfahrt. „Von da an blieben die Pilger mehrere Tage“, sagte Wy­nands-Brocks, die als Stadtführerin spezielle Führungen zu den Anfängen der Kevelaerer Wallfahrtsgeschichte anbietet. „Es wurde jedes Bett, auch in Privatquartieren, an Pilger vermietet.“
Über Körper-Wunderheilungen berichteten die Pädagogen Wilhelm van Aaken und Heinz van de Linde. Sie lasen aus ihrem Buch, „Ich bin geheilt“ vor, worin von über 217 Fällen berichtet wird. Bewegende Worte zur Erhaltung des Wallfahrtortes fand Delia Evers, ehemalige Herausgeberin des Kevelaerer Blattes. Ihr verstorbener Mann, Martin Willing, (ebenfalls Herausgeber des KB), entwickelte 1998 die Idee, die Gottesmutter zur Stadtpatronin zu ernennen. Die Laienbewegung „Maria 2000“ wurde geboren.
Seither geloben Bürger der Stadt an jedem 31. Mai den Gnadenort zu schützen und zu ehren. „An Mechel hat Kevelaer allerdings noch einiges gut zu machen“, erklärte Delia Evers mit einem Augenzwinkern. Zur fortgeschrittener Stunde gesellten sich der ehemalige Wallfahrtsrektor Richard Schulte-Staade, der amüsant über seine Zeit als solches plauderte, der künftige Bischof Rolf Lohmann, der Pilgern als ein göttliches Geschenk sieht, und Dr. Dominik Pichler auf die Bühne. Der Bürgermeister sieht sich zwar nur theologisch angehaucht. Dennoch ist er froh über die enge Verzahnung mit der Stadt ist.
Auch nach der offiziellen Veranstaltung wurde noch bis weit nach Mitternacht über 375 Jahre Wallfahrt in Kevelaer geplaudert und philosophiert.