Projekt „Lebendiges Kervenheim“ bezieht Dorfgemeinschaft von Anfang an mit ein
Neuer Ort der Begegnung für Kervenheim
Die Burg Kervenheim steht im Fokus der Überlegungen für einen neuen Begegnungsort. Foto: LeiLa Anne van Rennings
In Kervenheim fehlt ein Ort der Begegnung. Seitdem die beiden Gaststätten im Dorf, von denen eine einen großen Saal hatte, ihren Betrieb eingestellt haben, gibt es keinen Ort mehr für größere Vereinstreffen und Feierlichkeiten oder den örtlichen Theaterverein (das KB berichtete). Das möchte die Dorfgemeinschaft ändern und hat auf eigene Initiative das Projekt „Lebendiges Kervenheim“ ins Leben gerufen. Dabei steht die Burg Kervenheim im Fokus der Überlegungen für einen neuen Ort der Zusammenkunft, für gemeinschaftliche Aktivitäten, zum Kennenlernen und Verweilen.
Dank LEADER-Förderung und finanzieller Unterstützung der Wallfahrtsstadt Kevelaer kann jetzt eine Machbarkeitsstudie mit einer breiten Beteiligung der dörflichen Bevölkerung und einer Einschätzung des baulichen Bestandes der Burg Kervenheim umgesetzt werden. Alle Menschen in Kervenheim sind eingeladen sich an diesem Projekt zu beteiligen.
Die historische Burg in Kervenheim bildet seit über 800 Jahren den Mittelpunkt der Ortschaft. Ein Teil der Burg wird kirchlich genutzt und ein Teil des Gewölbekellers ist beliebt für Trauungen. Ein kleiner Raum im angebauten Gemeindehaus aus den 1980ern wird als Gemeinderaum genutzt und das umliegende Gelände bietet reichlich Platz für Gemeinde- und Dorffeste unter freiem Himmel, wie den Weihnachtsmarkt „Burgzauber“ und die Landpartie.
Dorfteam
Die evangelische Kirche als Eigentümerin der Burg steht den Überlegungen offen und positiv gegenüber und tritt als Projektträger auf. Von Dorfseite gesteuert wird das Projekt vom „Dorfteam“. Dafür hat sich eine Gruppe von aktiven Kervenheimerinnen und Kervenheimern zusammengefunden, die sich aus Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Vereine, Institutionen und Interessierten zusammensetzt. Das Dorfteam stellt sicher, dass die Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten die Dorfgemeinschaft erreichen.
Zur Entwicklung und Finanzierung des Projektes, hatte sich Ortsvorsteher Martin Brandts gemeinsam mit dem Projektträger und der Wallfahrtsstadt Kevelaer Unterstützung beim Regionalmanagement der LEADER-Region „Leistende Landschaft e.V.“ geholt. Die LEADER-Region „Leistende Landschaft e.V.“ – kurz Lei.La – ist ein Zusammenschluss der Kommunen Kevelaer, Geldern, Straelen und Nettetal. Gemeinsam konnten die Kommunen sich um die LEADER-Förderung der EU und des Landes NRW bewerben. Das Regionalmanagement der LEADER-Region unterstützt Bürgerinnen und Bürger bei der Entwicklung ihrer Projektideen in den verschiedenen Themenfeldern „Lebendige Orte“, „Regionale Wirtschaft, Wertschöpfung und Ernährung“ sowie „Natürliche Ressourcen, Klima und Umwelt“. In den Jahren 2016 bis 2023 konnten rund 3 Millionen Euro Förderung für Projekte in der Region bewilligt werden.
Die jetzt bewilligte Machbarkeitsstudie ist eines von über 20 Projekten der LEADER-Region. Anne van Rennings vom Regionalmanagement war von dem Projekt der Kervenheimer Dorfgemeinschaft sofort begeistert: „Das Projekt „Lebendiges Kervenheim“ passt sehr gut zur Entwicklungsstrategie unserer Region und ist eine tolle Initiative aus dem Dorf. Dem Projektauswahlgremium und uns war es ein großes Anliegen, dass alle Kervenheimerinnen und Kervenheimer sehr stark in den Prozess eingebunden werden. Denn sie sind gleichsam Zielgruppe und Fachkundige vor Ort, die am Ende ihren Ort der Begegnung mitgestalten können und ihn mit Leben füllen“, so Anne van Rennings über das Projekt.
Aufbau des Projekts
Das Projekt wird in drei aufeinander aufbauende Phasen aufgeteilt:
Als erstes erfolgt eine Sozialraumanalyse, in der zunächst der Bedarf für einen Begegnungsort in Kervenheim ermittelt wird. Neben Datenanalysen und einer Erhebung der dörflichen Infrastruktur, wird dazu vor allem die Bevölkerung befragt. Eine Dorf-Umfrage und eine „Zukunftswerkstatt – Lebendige Burg Kervenheim“ sind im Zeitraum März bis Mai geplant.
In einer zweiten Phase wird mit Interessierten und den zentralen Akteuren des Projektes in Workshops intensiv zu den Ergebnissen aus Phase 1 gearbeitet. Dabei werden auch erste Überlegungen im Hinblick auf eine mögliche künftige Trägerstruktur sowie Ansätze für mögliche Finanzierungsoptionen in den Blick genommen und es findet ein Abgleich mit den Ergebnissen der baulichen Bestandserhebung statt.
Konzeptrahmen
In der dritten Phase im Spätsommer wird ein möglichst konkreter Konzeptrahmen abgeleitet und in einem Abschlussbericht dargestellt. Dieser soll ein Nutzungskonzept, ein erstes Raumprogramm und erste Überlegungen im Hinblick auf ein Sanierungskonzept beinhalten und somit Grundlage zur möglichen Beantragung weiterer Fördergelder für Sanierungs- und Umbaumaßnahmen sein. Gemeinsam wird auch erarbeitet, wie die Beteiligung der Dorfgemeinschaft für das künftige Projekte aussehen kann. Denn klar ist, dass die Dorfgemeinschaft und die interessierten Akteure im Dorf stark in den Umsetzungsprozess eingebunden bleiben sollen.
Das Büro „startklar a+ b“ aus Köln konnte für die Begleitung des Prozesses gewonnen werden und gestaltet insbesondere die Beteiligung und Konzeptentwicklung mit dem Dorfteam. Das Büro verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten unter anderem im NRW-Programm „Dritte Orte“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft. Die bauliche Substanz des historischen Gebäudes nimmt das Architekturbüro Ader & Kleemann aus Kalkar genauer unter die Lupe.
Der Sprecher des Dorfteams ist Michael Reintges. Er und das Dorfteam bilden die Schnittstelle zwischen dem begleitenden Büro und der Dorfgemeinschaft.
Das Projekt ist als LEADER-Projekt bewilligt und wird mit 65 % Förderung von der EU und vom Land NRW unterstützt. Den Eigenanteil von 35 % übernimmt zum größten Teil die Wallfahrtsstadt Kevelaer.
Die nächsten Schritte
„Der nächste Schritt ist nun die erste Dorf-Umfrage in Kervenheim ab Anfang März 2023. Dabei werden die Kervenheimerinnen und Kervenheimer vom Dorfteam direkt angesprochen. Am 1. Mai planen wir außerdem ein Fest an der Burg Kervenheim für einen persönlichen Austausch mit der Dorfgemeinschaft“, erklärt Michael Reintges die nächsten Schritte des Projektes. Zu einem späteren Zeitpunkt soll es auch noch Workshops zu dem Projekt geben. Man rechnet mit einer Abschlusspräsentation des Projektes vor den Herbstferien.
„Wir hoffen, mit diesem Projekt den Grundstein für die darauffolgende Umbau- und Sanierungsphase sowie für die Konkretisierung des Nutzungs- und Betriebskonzeptes legen zu können und freuen uns auf rege Beteiligung der Dorfgemeinschaft in Kervenheim,“ so Reintges abschließend.