Neue Klimaschutzbeauftragte freut sich auf Herausforderung
Ausnahmsweise öffnet Lea Heuvelmann für den Besuch des KB die Eingangstür des Rathauses. „Es ist halt Corona“, sagt sie und absolviert die Treppenstufen bis zum Flur im zweiten Stock. Dort befindet sich am Ende auf der rechten Seite ihr neues Büro – direkt gegenüber ist das des aktuellen „Hausherren“, des Kevelaerer Bürgermeisters Dominik Pichler. „Ich bin ein niederrheinisches ,Mädchen’ und glücklich, wieder hier zu sein“, sagt die 26-jährige gebürtige Kleverin, deren Eltern beide im Bereich der Krankenpflege tätig sind. Nach den diversen Stationen in Münster, Kassel und Bonn kann sie ihre erste richtige berufliche Aufgabe in der Region ausüben – als Klimaschutzmanagerin in der Wallfahrtsstadt Kevelaer.
„Man sagt dem Niederrheiner ja Sturheit nach – ich nenne es Durchsetzungsvermögen“, deutet sie ein bisschen von dem an, was sie als Person in ihre neue Tätigkeit mit einbringen möchte. Dass sie sich mal beruflich so intensiv mit Klima und Nachhaltigkeit beschäftigen würde, war nicht absehbar in ihrer Schulzeit, sagt sie – auch wenn die Eltern zu Hause in Kleve ein Photovoltaikdach hatten, sich der Vater mit dem Thema befasste und sie jede Strecke in der Oberstadt mit dem Zweirad absolvierte.
Fokus auf Nachhaltigkeit
Nach dem Abitur am Freiherr-von-Stein-Gymnasium war ihre unkonkrete Vorstellung, „Werbung für gute Sachen zu machen“ – auch wenn sie damals noch nicht so genau sagen konnte, was das konkret bedeuten soll. Schließlich studierte sie ab 2015 Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Münster, machte 2019 dort ihren Bachelor mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit.
In diesem Rahmen betreute sie unter anderem auch Workshops, die sich mit der „Optimierung der individuellen Mobilität im ländlichen Raum“ beschäftigten. Aus dieser Zeit nahm sie „viel Selbstorganisation, ein Verständnis für wirtschaftliche Prozesse“ und die Erkenntnis mit, „dass sich Dinge in Richtung nachhaltige Wirtschaft verändern müssen, damit wir auch weiter existieren können.“ Dementsprechend schloss sich ein halbes Jahr das Studium „Nachhaltiges Wirtschaften“ an der Uni Kassel an. „Ich bin immer dafür, Dinge auszuprobieren.“ Aber sie merkte, dass sie einfach etwas Praktisches machen wollte, beendete den Studiengang und machte ab September 2019 erst ein siebenmonatiges Praktikum, dann ein viermonatiges Werkstudium in der Gruppe „Qualität und Nachhaltigkeit“ bei der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) in Bonn. „Die Breite der Themen, verschiedene Akteure und Interessen unter einen Hut zu bringen“, das sei in dem Unternehmen eine interessante Herausforderung gewesen. „Ich hatte sehr professionelle Kollegen da“, denkt Heuvelmann positiv an diese Zeit zurück.
Danach kam erst mal Corona – und die Suche nach einem Job, der zu ihr passt. „Ich hatte großes Glück, die Stelle hier zu bekommen. Das war im ländlichen Raum schon schwieriger“, gesteht sie. „Zumal es direkt passte.“ Damit meint Heuvelmann nicht nur die Tatsache, dass die Stelle logistisch von Kleve aus gut mit dem Rad, der Bahn und zu Fuß erreichbar ist. „Ich habe immer schon dran gedacht, in die Region zurückzukehren. Und die Ausrichtung, dass Kommunen aktiv Klimaschutz betreiben“, die habe sie halt auch angesprochen. Auch hier reize sie das weite Arbeitsfeld und die Herausforderung, unterschiedliche Interessensgruppen zusammenzubringen.
Mit ihrer Vorgängerin Nina Jordan habe sie sich schon zusammengesetzt und telefoniert. Eine Übergabe war nicht so einfach, weil sich die Zeiten des Abschiedes und Amtsantrittes nicht überschnitten. „Einige Sachen muss ich sicher nachfragen, mich erst mal jetzt in alles einarbeiten“, sagt sie. Die erste Förderungszeit für die Stelle der Klimaschutzmanagerin endet im April, danach läuft das Ganze für weitere zwei Jahre.
Eine Flut an Informationen
Heuvelmann fällt es nach den ersten knapp zwei Wochen natürlich schwer, eigene Schwerpunkte zu benennen. „Gerade am Anfang ist es eine Flut an Informationen“ – sowohl was die erstmalige Arbeit in einem Verwaltungsapparat angeht als auch die Erfahrung im neuen Job und der vielen Dinge, die in Kevelaer Thema sind. „Der Bürgermeister will mir hier alles zeigen“, damit sie sich ein Bild davon machen könne, „wie nachhaltig Kevelaer ist“ und wo man ansetzen könne. „Die Städte sind so verschieden“, dass man da keine allgemein gültige Faustregel für eine „nachhaltige Stadt“ liefern könne. „Hier zum Beispiel muss man ja auch die Wallfahrt mit einbeziehen“, nennt sie ein Beispiel.
„Sich Akteure erschließen, Dinge nach und nach verstehen, die Zeit zum Einlesen nutzen“, das sind erstmal die Prioritäten. „Persönliche Kontakte sind natürlich schwieriger“, der Einstieg unter Corona-Bedingungen so gesehen nicht einfach. Klar sei aber die Aufgabenstellung, die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes und seiner Maßnahmen voranzubringen. Daran sei sie schon gebunden. Natürlich wolle sie auch an das anknüpfen, was ihre Vorgängerin bereits angestoßen hat, was „Öffentlichkeitsarbeit und die Zusammenarbeit mit den Bürgern betrifft.“ Und natürlich gehörten „Energiefragen, der Verbrauch öffentlicher und privater Häuser, Neubauten und Mobilität“ sicher zu den Themen, um die es gehen werde.
Stadtplanung
Dass sie – anders als ihre Vorgängerin – nicht im Bereich Gebäudemanagement, sondern bei der Stadtplanung angesiedelt ist, ergebe aus ihrer Sicht thematisch Sinn. Sie sei von den Kollegen aus der Abteilung sehr freundlich empfangen worden, fühle sich dort wohl. „Da gibt es halt viele Berührungspunkte“, meint auch Planungsamtsleiter Franz Heckens, als er anklopft, um mit Heuvelmann etwas abzusprechen. So habe man einen anderen Informationsfluss und kürzere Abstimmungswege, um den Klimaschutz mit einzuflechten. „Aber Klimamanagement ist eh eine Sache, wo man sich vernetzen muss, weil viele Bereiche betroffen sind. Da muss man viel kommunikativ arbeiten“, ist er zuversichtlich, dass Lea Heuvelmann das hinbekommt.
Dass das allgegenwärtige Thema Corona den Fokus von Klimawandel und Klimaschutz ganz wegziehen wird, glaubt Heuvelmann nicht. „Ich denke, dass das Bewusstsein für den Klimaschutz nicht so einfach verschwindet“, sagt sie, sieht aber gleichzeitig eine wichtige Aufgabe darin, „das Bewusstsein dafür weiter aufzubauen“. Denn der Klimawandel sei in der Region noch nicht so angekommen. Andere Regionen der Welt seien da deutlich stärker betroffen. „Die vielen Feuer 2020 und die Philippinen“ mit ihren Taifunen und Überschwemmungen seien da nur zwei Beispiele. Heuvelmann hofft, mit ihrem Engagement möglichst viele Kevelaerer*innen für den Klimaschutz zu gewinnen. „Die Verwaltung, Unternehmer, die Kirche, jeder Einzelne – da kann man keinen ausnehmen“, hofft sie darauf, dass da alle an einem Strang ziehen und ein gutes Miteinander entsteht.
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Klimaschutz in der Wallfahrtsstadt Kevelaer
„Das Thema Klimaschutz genießt in Kevelaer auf kommunaler Ebene längst einen sehr hohen Stellenwert. In den vergangenen Jahren wurden bereits viele Projekte umgesetzt oder zumindest auf den Weg gebracht. Beispielsweise wurde die Stadt 2016 erstmalig und erneut 2019 mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Hierbei handelt es sich um ein Programm zur Analyse und Bewertung der vorhandenen energetischen Strukturen und zur Umsetzung und Verbesserung der Energiearbeit und Energiepolitik in einer Kommune. Auch die Bildung eines extra Ausschusses für Klima, Umwelt und Gebäudemanagement in der neuen Legislaturperiode verdeutlicht, wie wichtig Politik und Verwaltung der Klimaschutz ist.
Eine wichtige Aufgabe der neuen Klimaschutzmanagerin ist die Weiterentwicklung des integrierten Klimaschutzkonzeptes aus dem Jahre 2016 und die Information über die Inhalte – sowohl verwaltungsintern als auch extern. Dabei gilt es zu definieren, welche Maßnahmen für Kevelaer sinnvoll und realisierbar sind und die erforderlichen Prozesse und Projekte für eine übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger Akteure zu initiieren. Die Personal- und Sachkosten für die Fortschreibung und Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes werden zu Teilen aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative bezuschusst.“ (Quelle: Internetseite der Wallfahrtsstadt Kevelaer)