Natur, Kultur und Kult den Menschen näher bringen

Seit einigen Wochen verstärkt Bruder Hubert Müller die Gemeinschaft der Canisianerbrüder im Priesterhaus. Die Canisianer sind nun zu viert: Neben Hubert Müller gehören der Gemeinschaft noch die Brüder Klaus Pittermann, Thomas Bischop und Werner Bölsterling an.

Geboren wurde Bruder Hubert 1941 in Ahaus. 1956 begann er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Fünf Jahre später trat er der Brüdergemeinschaft der Canisianer bei. Durch seine Tätigkeit als Ministrant und in der Jugendgruppe kannte er schon verschiedene Ordensgemeinschaften. Doch die Canisianer hatten ihn sofort angesprochen und so zögerte er nicht lange mit dem Eintritt.

Nach Kevelaer kam Müller schon 1963 zum Ende seines Noviziates. Drei Jahre verrichtete er den Pfortendienst im Priesterhaus. Weitere Aufgaben waren Sakristandienste; er half im Wallfahrtsbüro und bei der Betreuung der Kirchen und Kapellen am Kapellenplatz. Anschließend wirkte er acht Jahre als Internatserzieher auf der nahe gelegenenen Gaesdonck. Danach war Müller 20 Jahre in Köln im Erzbischöflichen Haus der Begleiter der Kardinäle Joseph Höffner und Joachim Meisner: Er war ihr Chaffeur, betreute ihre persönlichen Sachen und widmete sich dem Gästeempfang und der Gästebetreuung dieser hohen Kirchenpersönlichkeiten.

Danach zog der Canisianer nach Zwillbrock bei Vreden und betreute dort 23 Jahre lang die Barockkirche St. Franziskus, die als die besterhaltene Barockkirche in Nordwestdeutschland gilt. Als Mitglied des dortigen Seelsorgsteam besuchte er Kranke und brachte ihnen die Kommunion, leitete unter dem speziellen Auftrag des Bischofs viele Jahre auch Beerdigungen, betreute die Kirche und organisierte Kirchenkonzerte.

„Diese Kirche war nach ihrer Fertigstellung nach der Clemenskirche in Münster die zweitschönste Barockkirche des Fürstbistums Münster“, erzählt Bruder Hubert stolz. In den 23 Jahren, die er dort war, organisierte er an fast allen Sonntagen geistliche Konzerte, jährlich etwa 30 bis 40. „Viele kommen zu den Konzerten in die Kirche, die wir sonst nicht erreichen“, weiß er aus eigener Erfahrung. Geistliche Musik sei eine Form der Pastoral. „Bringe die Menschen zum Schweigen“, sei mit Sören Kierkegaard auch sein Motto.

In Zwillbrock versuchte er, den Besuchern drei Dinge näher zu bringen: Natur, Kultur und Kult. Erstens ist in Zwillbrock ein riesiges Naturschutzgebiet, das Flamingos als die nördlichste Brutstätte Europas nutzen. „Diese Tiere muss man einfach lieben, wenn man dort wohnt“, erzählt der 67-Jährige. Kultur vermittelte er durch die Barockkunst der Kirche, die Kirchenmusik und die gepflegte Gastronomie, den Kult durch die sonntäglichen und festtäglichen Gottesdienste. Auch in Kevelaer seien diese drei Punkte erfahrbar, weshalb ihm der Neuanfang in er Wallfahrtstadt nicht schwerfällt.

Die Verbindung zu Kevelaer ist nie abgebrochen

Die Verbindung zu Kevelaer ist aber auch im Lauf der langen Zeit nie abgebrochen. So organisierte Bruder Hubert von Zwillbrock aus 23 Jahre lang die jährliche Radwallfahrt in die Marienstadt.

Ende 2016 übergab Bruder Hubert seine Aufgaben in Zwillbrock in jüngere Hände und machte mit Bruder Konrad einen Neuanfang: Im Kloster Vinnenberg im Kreis Warendorf gründeten die beiden Canisianer einen neuen Konvent. Da sein Mitbruder jedoch seit Januar diesen Jahres zu seinem alten Arbeitseinsatz zurück nach Münster wechselte, blieb er alleine zurück und die Verantwortlichen der Gemeinschaft beschlossen, den Kevelaerer Konvent zu verstärken.
Kevelaer ist ihm von Jugend an vertraut und der langjährige Organisator von geistlichen Konzerten ist froh, in einem Eldorado der Kirchenmusik leben zu können. „Zweimal in zwei Jahren Kofferpacken ist wirklich genug“, meint er und hofft, dass er lange in Kevelaer bleiben wird und dort die Natur, Kultur und den Kult genießen und pflegen kann.