Nachhaltigkeit ist Frage der Unternehmenskultur

Es war das dritte Effizienzforum Niederrhein, doch das erste, das nicht in Kevelaer stattfand, sondern pandemiebedingt als Webinar präsentiert wurde. Die Resonanz der Teilnehmer war dennoch positiv: Von grundsätzlichen Informationenen der Energieagentur NRW und der Effizienzagentur NRW bis hin zu praktischen Beispielen unter anderem von ABS Safety konnten die Unternehmer viele Anregungen mitnehmen.

Zur Begrüßung stellte Kevelaers Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns heraus, dass inzwischen die Zeit gekommen sei, nicht mehr nur Konzept zu entwickeln, sondern Effizienzmaßnahmen auch umzusetzen. Dabei gehe es nicht allein um Kosteneffizienz, sondern auch um wettbewerbsfähigkeit und volkswirtschaftliche Effekte. Besonders hob er die Bedeutung hervor, die beim Thema Effizienz der Digitalisierung zukommt.

Beispiel Petershaus

Als ursprünglich geplanter Gastgeber der Veranstaltung gab der Kevelaerer Fertighaushersteller Petershaus einen ganz kurzen Überblick darüber, wie das Unternehmen auf ökologische Nachhaltigkeit setzt, beispielsweise indem nur heimisches Holz verbaut und holzbasiertes Dämmmaterial genutzt wird. Geschickte Kontruktionen machen zudem Klebeverbindung überflüssig.

Weitere Beispiele gab das Moerser Flüssigtransportunternehmen Rinnen. Heizungsumrüstung, eigener Strom durch Photovoltaik und die Erbprobung neuer Kraftstoffe waren hier die Stichworte. Doch auch kleinere Maßnahmen, die die Mitarbeiter gemeinsam erarbeitet haben, resultierten beispielsweise in erheblichen Verbrauchseinsparungen der Fahrzeuge.

Beispiel ABS Safety

Umweltschutz fest in der Unternehmenskultur verankert hat außerdem das Kevelaerer Unternehmen ABS Safety. Geschäftsführer Ludwig Beckers präsentierte eine lange Liste kleinerer und größerer Maßnahmen: So hat das Unternehmen die Beleuchtung auf Bewegungsmelder-gesteuerte LEDs umgestellt und eine Niedertemperaturheizung installiert, die den mit Fußbodenheizung ausgestatteten Neubau heizt. Der Altbau wurde mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe nachgerüstet. Per App können alle Heizkörper zentral gesteuert und beispielsweise vor Betriebsferien abgeschaltet werden.

Auf dem Außengelände steht ein in Kooperation mit dme Nabu erstelltes Bienenhotel, die Müllbeutel in den Büros sind aus kompostierbarem Material und jeder Mitarbeiter hat einen persönlichen Edelstahlbecher anstelle einer Kunststoffalternative.

Folienumverpackungen kommen praktisch nicht mehr vor – etwas, dass das Unternehmen auch seinen Zulieferern zu vermitteln versucht – und der Einsatz von Klebeband wird ebenfalls minimiert. Wenn doch ist es aus biologisch abbaubaren Naturfasern und nicht aus Polypropylen. ABS zieht außerdem langlebige Holzpaletten der kompakt stapelbaren Kunststoffalternative vor.

Das seit 30 Jahren propagierte papierlose Büro ist am Kevelaerer Gewerbering der Realität schon ziemlich nahe gekommen, und wenn doch gedruckt werden muss, dann automatisch doppelseitig.

Beim Thema Mobilität punktet das Unternehmen mit Betriebsfahrrädern für die Bewegung zwischen den Standorten oder in die Stadt. Für die Mitarbeiter gibt es ein Bike-Leasing und – da viele hier auf Pedelecs setzen – entsprechende Ladestationen. Die gibt es im übrigen auch für Elektroautos, zwei bislang, vier wären kurzfristig möglich. Wer dennoch ein Firmenauto benötigt, erhält eine Prämie, wenn das weniger als 120 Gramm CO2 auf 100 Kilometern ausstößt. Davon aber werden die Fahrzeugemissionen kompensiert, ebenso wie der Energiebedarf der Website.

Wichtige Beiträge zum eigenen Strombedarf leistet die vorhandene 68 Kilowatt starke Photovoltaikanlage. Weitere 99 Kilowatt sind im Bau und noch einmal 99 Kilowatt geplant. Den übrigen Energiebedarf deckt ABS durch Ökostrom und Ökogas. In seinen direkten Emissionen ist das Kevelaerer Unternehmen damit klimaneutral.

Dort will man aber nicht stehenbleiben: Regelmäßig treffen sich Vertreter aller Abteilungen, die sogenannten Energiebeauftragten, und erdenken gemeinsam weiteres Verbesserungspotenzial.

Abgerundet wurden die 90 Minuten Webinar durch eine Übersicht an grundsätzlichen Potenzialen und Beratungsangeboten im Bereich Energieeffizienz durch Vertreter der Energieagentur NRW und der Effizienzagentur NRW. Rückfragen der rund 70 Teilnehmer moderierte Kevelaers Klimschutzmanagerin Dr. Nina Jordan, die am Ende trotz der ungewöhnlichen Form auf eine gelungene Veranstaltung blicken durfte.