Nach außen spiegeln, was gelebter Glaube ist
„Die Optimisten sagten 100 Besucher, die Pessimisten gingen nur von zehn Zuhörern aus“, spitzte es Pastoralreferentin Stefanie Kunz pointiert zu, als sie anlässlich der Vorstellung des „Lokalen Pastoralplanes“ für die Kirchengemeinde St. Antonius in die Menge der Besucher blickte. Die Wahrheit lag wie so oft auch hier (beinahe) in der Mitte: Etwas 60 Interessierte konnte Pastor Andreas Poorten begrüßen.
Nach dem Beginn im für solche Veranstaltung üblichen Dreiklang aus „Eröffnung, geistlicher Impuls und Lied“ stieg Stefan Kunz sofort in die Vorstellung des für das Gemeindeleben zukünftig geltenden Wegweisers ein. Einfach hat es sich der Sachausschuss gewiss nicht gemacht, stecken doch immerhin gut drei Jahre Arbeit im Pastoralplan. Erster Schritt war eine eingehende Analyse der 2014 durch Fusion von Kervenheim, Kevelaer (St. Antonius), Twisteden, Wetten und Winnekendonk entstandenen Pfarrei, die Heimat für immerhin 15.000 Katholiken ist.
Die Auswertung der Sinus-Milieu-Studie des Bistums Münster ergab, dass sich die Gemeindemitglieder unterschiedlichen Milieus zurechnen lassen, so dem traditionellen (rund 15 Prozent), dem hedonistischen (14 Prozent), der Bürgerlichen Mitte (12 Prozent) und dem konservativ-etablierten (11 Prozent). Die Frage nach dem satten Rest von 48 Prozent beantwortet der Pastoralplan nicht. Auch bei der Aufschlüsselung der Altersstruktur der Gemeinde eine Gruppe aus „Null- bis Zehnjährigen mit ihren Familien“ zu bilden, erscheint als statistisch kühner Kunstgriff. Stellt sich die Frage, was der erzielte Wert von rund 32 Prozent aber qualitativ über diese Gruppe aussagt?
Der letzten Endes zukunftswirksame Teil des Pastoralplans befindet sich im fünften Abschnitt, der mit „Leitbild“ überschrieben ist. Es finden sich hier fünf Unterabschnitte, die sich schlagwortartig wie folgt zusammenfassen lassen: Mensch & Heimat, Tradition & neue Formen, Talente, Kommunikation, Schöpfungsbewahrung.
Die grobe Entwicklungsrichtung, die die Gemeinde nehmen soll, wird jeweils vorgegeben, allerdings ohne individuelle Entfaltungsmöglichkeiten einzuengen. Der große Wurf jenseits des sich ohnehin aus der Macht des Faktischen ergebenden ist allerdings auch nicht zu finden. „Verkündigung nahe am Menschen“, „weitere Öffnung der kirchlichen Aufgaben für kirchliche Laien“, „Entdecken und Fördern von Talenten“, „Zusammenarbeit stärken“ und „Schöpfungsverantwortung“ sind eine Auswahl von Motiven, die sich im Dreieck aus „Notwendigkeit in einer stark schrumpfender Kerngemeinde“, „längst gelebter Praxis“ und schlichtem Allgemeinplatz verorten lassen.
Die durch Pastoralreferentin Stefanie Kunz und den Vorsitzenden des Pfarreirates Dr. Christoph Joosten gemeinsam gestaltete Präsentation mündete in ein offenes Ende der Veranstaltung. Das bot die Möglichkeit zur Diskussion über das Gehörte, getreu des eingangs von Kunz gesetzten Mottos: „Dass wir nicht planlos in die Zukunft gehen.“ Und dieser Wille war bei allen Anwesenden deutlich spürbar.
So ergaben sich im Laufe des weiteren Abends in zwangloser Runde Gespräche über die Ausgestaltung der fünf Leitbilder, die vor allem vom Wunsch geprägt waren, Kirche lebendig zu halten und nach außen zu spiegeln, was gelebter Glaube ist. So auch am Tisch von Simone Schönell und Diakon Berthold Steeger, die beide für ein aktives Zugehen auf die Menschen warben, die heute in der Realität mehrheitlich der Kirche eher distanziert gegenüberstehen.
Da dürfte die von Steeger in diesem Zusammen formulierte zentrale Botschaft: „Gott ist Liebe“ in der Vermittlung schon ein hartes Programm werden.