Musik auf höchstem Niveau

Kevelaer. Viele bekannte Gesichter, aber auch neue Besucher konnte die Gastronomin Jutta Pesch in ihrer guten Stube, dem „Goldenen Apfel“, trotz kältebedingt etwas geringerem Besuch begrüßen. Sind auch ein paar Neue dabei, die von weiter angereist sind“, verwies sie auf „den einen oder anderen Gast aus dem Ruhrgebiet. Weil es sich eben so rumspricht.“ Hildegard Erfeld war aus Münster zu Kevelaerer Freunden gekommen, die sie zu dem Abend mitgenommen hatten. „Ich bin froh, dass ich mitgegangen bin. Es ist toll“, sagte sie später.
Erneut hatte Wolfgang Czeranka seine „Scala“-Mannschaft mit Hanns Hübner am Bass und dem Drummer Stefan Janssen an den Start gebracht. Dazu kamen noch zwei besondere Gäste: Daniela Rothenburg am Gesang und der Saxofonist Christian Köhler.
Die Jazzlady aus Dortmund hatte an diesem Abend noch mit den Folgen ihrer Grippeerkrankung zu kämpfen. „Das geht schon seit drei Wochen so – ich hab sowas noch nie so gehabt“, kündigte sie schon vorsorglich an, „weniger zu singen“, um dann doch in klassischer Stimmenanmut und mit viel Charme den Abend in Czerankas Sinne „gülden zu machen“.
Vor dem Start des Konzerts verwies er erstmal auf die zahlreichen Musiker, die bislang schon als Gäste da waren, um dann den aktuellen Gast in der Runde vorzustellen. „Der Christian kommt aus Kaldenkirchen und fragte uns im Dezember, ob er das hier unterstützen dürfe.“
Christian Köhler durfte, was sich im Verlaufe des Abends als absoluter Volltreffer erwies. Denn von den bisherigen Gast-Saxofonisten und Klarinettisten war er vielleicht derjenige mit dem saubersten, melodischstem Spiel und einer sehr schönen Phrasierung, die es dem Publikum leicht machte, seiner Performance zu folgen. Ob nun bei „Straight no chaser“ von Thelonious Monk oder „Footprints“ von Wayne Shorter; er offenbarte seine große, weil unaufdringliche Virtuosität, die ihn hoffentlich nochmal nach Kevelaer führt. „Eine tolle Veranstaltung hier, alles sehr entspannt“, meinte er in einer Pause.
Daniela Rothenburg war trotz ihrer Grippe bester Laune, ihrem Gesang war bei Songs wie „My baby just cares vor me“ oder „Feelin´good“ kaum etwas von der Beeinträchtigung anzumerken.
Dazu gesellte sich bei einigen Songs mit dem E-Bassisten Guido Naß ein exzellender Pulsgeber für die Musik, der schon für die SWR Big Band arrangiert und komponiert hatte – also wie immer ein tolles Line-Up toller Musiker, die durch die Bank überzeugten.
Einen großen Tropfen Wasser in den wohlschmeckenden Wein der Musik gab´s dann aber von Czeranka, der das Publikum dazu aufforderte, mehr für die Musiker in den Hut zu tun. „Wir haben es bisher ohne Gage gemacht, und das soll auch so bleiben“, mahnte er. Aber es müsse sich für die Künstler, die wie Köhler und Rothenburg von weiter weg kommen, auch lohnen, sonst müsse man die Idee des Ganzen überdenken: „Ob es eine neue Reihe so gibt, steht in den Sternen.“