Monatlich 100 Geburten im Buschkrankenhaus

Im Grunde ist es ja ein schöne Zahl: 126 Kinder wurden im Monat Mai im Buschkrankenhaus der Aktion pro Humanität im westafrikanischen Gohomey (Benin) geboren – wenn da nicht die großen Sorgenfalten auf der Stirn der APH-Vorsitzenden Dr. Elke Kleuren-Schryvers und Dr. Rüdiger Kerner wären.
Die beiden Mediziner sind besorgt. Erstmals seit 25 Jahren ist die politische Lage im kleinen westafrikanischen Land unruhig – mit Folgen auch für das kleine Buschkrankenhaus. Der im APH-Krankenhaus diensttuende einheimische Gynäkologe, Dr. Kolawolè Worou berichtet, dass immer mehr Frauen aus staatlichen Kliniken ins APH-Hospital geschickt werden, vor allem Frauen, die eine Kaiserschnitt-Entbindung benötigen.
Und das lässt nicht nur die Zahl der werdenden Mütter im Centre Medical in Gohomey ansteigen, sondern auch die Kosten.
Der Grund, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers: „Vor wenigen Jahren hat die beninische Regierung sich sehr stark dafür eingesetzt, die Müttersterblichkeit im Land zu senken. Viele Frauen – gerade in den ländlichen Regionen – hatten aus Kostengründen in ihren Hütten entbunden – oder in den kleinen Zentren so genannter Dorf-Matronen. Kam es zu Komplikationen – auch aus hygienischen Gründen – waren Kind und Mutter oft nicht mehr zu retten. Der Staat hatte die Vor- und Nachbetreuung der Schwangeren in Krankenstationen mit geburtshilflicher Abteilung aufgebaut und die Kosten für eine unabdingbare Kaiserschnitt-Entbindung übernommen – ein Segen für die oft in bedrückender Armut lebenden Frauen.“
Doch seit etwa zwei Jahren kann der Staat den staatlichen Krankenhäusern in der Region – und auch dem APH-Krankenhaus – die vertraglich zugesicherten 150 Euro pro Kaiserschnitt-Geburt (inklusive Vor- und Nachbetreuung und stationärem Aufenthalt) nicht mehr zahlen – was dazu führt, so Kleuren-Schryvres, „dass die staatlichen Kliniken keine Kaierschnitt-Operationen mehr durchführen können – sie haben weder Geld für die medizinischen Materialien noch für einen Gynäkologen.“
Die Folge: Immer mehr Kaiserschnitt-Fälle landen im Centre Medical in Gohomey, dem kleinen spendenfinanzierten Krankenhaus der APH.
Dank der großherzigen Spende des Klever Unternehmers Bernd Zevens sind hier seit 2015 im Operationscontainer (mit digitaler Röntgenanlage) Kaiserschnittentbindungen möglich.
„Etwa 100 Geburten im Monat können wir verzeichnen – davon 35-40 per Kaiserschnitt“, so Dr. Rüdiger Kerner, Chefarzt am Kevelaerer Marienhospital. „ Jetzt steigen diese Zahlen deutlich an, weil sich die staatlichen Häuser die OPs nicht mehr leisten können.“
Dr. Wourou ist 39 Jahre alt und Chefarzt der Gynäkologie in Gohomey. Er hat sich bewusst für den Arbeitsplatz mitten im Busch entschieden: „Nirgendwo in Afrika sind Spezialisten in der medizinischen Versorgung für die Menschen so wichtig wie auf dem Land. In den großen Städten Afrikas findet man solche Versorgung, aber nicht auf dem Land. Es haben doch alle Menschen das Recht auf Gesundheit und eine bestmögliche medizinische Behandlung. Deshalb bin ich hier. Und wir müssen weiter an der Seite der Frauen und Kinder sein. Das Wichtigste ist, dass wir all die Materialien weiter vorhalten können, um Kaiserschnitt-Entbindungen und entsprechende Behandlungen durchführen zu können.“
Die Stiftung Aktion pro Humanität möchte diese Überlebenshilfe für Mütter und Kinder weiterhin leisten – „wir können die schwangeren Frauen doch nicht einfach wegschicken.“ 120.000 Euro groß ist inzwischen das finanzielle Loch, das durch das Ausbleiben der einst zugesicherten staatlichen Unterstützung an das APH-Krankenhaus in diesem Bereich bislang entstanden ist.
„Wir sind einmal mehr auf die Unterstützung der Menschen am Niederrhein angewiesen“, so die Mediziner Kleuren-Schryvers und Kerner. „Vielleicht finden sich Feste, Geburtstage, Jubiläen oder Aktionen, aus dessen Erlös wir ganz gezielt den werdenden Müttern und ihren Kindern in Benin helfen können. Jeder Euro hilft – und kommt an.“
Wer helfen möchte: APH Konot, Stichwort: Kaiserschnitte, Volksbank an der Niers eG: DE39 3206 1384 4330 1300 11. Infos auch im Netz: www.pro-humanitaet.de
Heike Waldor-Schäfer