Mode zu meiner Zeit

Man betrachte einmal meinen bronzenen Zwillingsbruder am Anfang der Busmannstraße etwas genauer: Da können ja wahrhaftig berechtigte Zweifel aufkommen, ob ich denn wirklich in so „piekfeiner“ Kleidung meiner täglichen Arbeit nachgegangen bin. Die Straßen und Wege, auf denen ich umhergewandert bin, sahen ja nun weiß Gott anders aus als heute, hatten ganz bestimmt nichts mit dem heutigen Straßenbild zu tun. Damals gab es nur Pfützen und Morast oder eben Staub und Dreck. Mechel würde jetzt sagen: „De Modder quirzte överall, of et stüüvte omöndeg“.
Oder ist die Darstellung der Figur symbolisch zu verstehen als eine Kombination aus Arbeitswelt (siehe Kiepe) und sonntäglicher oder Festtagsbekleidung (siehe gepflegter Rock)?
Jedenfalls lässt die Mode damals wie heute jede Menge Raum für Diskussionen und Spekulationen.
Und wo ich gerade von Mode spreche: Auch zu meiner damaligen Zeit war es – natürlich nur bei den Gebildeten, Gelehrten oder beim Klerus – „Mode und die feine Art“, seinen Namen entweder zu latinisieren oder zu gräzisieren. Dahinter verbirgt sich das Abändern des Hausnamens durch Übersetzen ins Griechische oder Anhängen einer lateinisch aussehenden Silbe.
Zwei Beispiele fallen mir da für Kevelaer ein:
Da ist zum einen der damalige Pastor oder Dechant von Rees, der mit der ersten Prozession zur Wallfahrt zu uns kam. Er hieß Johann Staël und nannte sich, eben der allgemeinen Mode folgend, Johannes Stalenus. Er hielt übrigens auch die Festpredigt bei der Einweihung der Kerzenkapelle.
Der zweite Name findet sich am Luxemburger Platz. Dort steht seit 1981 das Petrus-Canisius-Haus und das Konterfei dieses Mannes hängt neben dem Haupteingang an der Wand: Er war der Sohn des damaligen Bürgermeisters von Nimwegen und hieß vor der Umbenennung Pieter Canijs.
Da kann meine Mechel nur noch erstaunt ausrufen: „Ma minne Gott, dor heb ek gladdeweg enne gescheite Mann getraut. Gujen Dach, Henrikus Busmannus.“
Euer Hendrick