Mit Ritterhelm, Pfeil und Bogen

Es war ein Sprung zurück in die Vergangenheit. Beim Achterhoeker Mittelalterfest konnten die Besucher erleben, wie das Alltagsleben der Menschen viele Jahrhunderte zuvor ausgesehen hat.
17 Lager hatte der Verein „Natur und Kultur im Achterhoek“ (NuK) im zweiten Jahr der Ausrichtung des Festes auf seiner Vereinswiese am Achterhoeker Schulweg aufgebaut.
„Ich habe mit dem Fechten angefangen und kam so in eine Mittelalter-Clique rein, mit der wir auf Märkten gingen“, erklärte der NuK-Vorsitzende Rainer Verhülsdonk vom NuK, wie er auf die Idee kam, ein Mittelalterfest auszurichten. „Wir setzen dabei auf regionale und biologische Produkte. Hier zählt Nachhaltigkeit und nicht das Kommerzielle.“
So verkauften Ralf und Bianka aus Grevenbroich und Mettmann pflanzengegerbte Wolle, zeigten Waffen, Rüstzeug und kochten. „Wir machen mit unseren Freunden sechs bis acht Märkte dieser Art pro Jahr. Hier zählt das Freundschaftliche unter den Händlern und die Urgemütlichkeit“, schwärmten die beiden „Kelten“ von den zauberhaften Lichtern des Abends, die sie 2018 schon erlebt hatten.
Am Stand der „Freien Niederrheinischen Bogenschützen“ testete David Simon mal eine Ritterrüstung mit Helm aus. „Das ist cool, aber ich wundere mich echt, wie schwer so ein Helm ist“, zog er angesichts der „fünf Kilo“ erstaunt die Augenbrauen hoch.
Marion aus Kevelaer schoss derweil ein paar Pfeile ab. Sie machte sich deutlich, dass Emanzipation schon vor Jahrhunderten quasi aus Gründen der Notwendigkeit existierte: „Frauen waren ja auch bei den Wikingern an der Waffe. Offiziell durften sie das nicht. Aber sie mussten ja Haus und Hof verteidigen, wenn die Männer weg waren.“

Die Kunst des Holzschnitzens konnten die Besucher des Mittelalterfestes bewundern.


Martin Warne war in seinem Leinenzelt gerade dabei, Zwiebeln zu schneiden. „Heute gibt es Malzbraten.“ Zudem zeigte das Mitglied des „schottischen Mc Terry-Clans aus dem 16. Jahrhundert“ später noch seine Künste beim Holzsschnitzen. „Diese Freiheit, ohne moderne Gegenstände zu sich selbst zurückzukommen“, sei das, was ihn daran anspreche.
Am Versorgungszelt des NuK genoss Gerrit Quade zu mittelalterlicher Lautenmusik mit Dudelsack ein Kelderhorster Bier. „Es ist gemütlich, sind echt nette Leute hier.“ Der Kevelaerer Musiker hatte an einem Stand sogar seinen früheren Geschichtslehrer entdeckt: „Ich habe mir das Bronzegießen erklären lassen und war beim Kupfergießen dabei. Und wie sie die Zelte einrichten, das ist echt genial.“
Und auch die Krefelder Ute und Michael Kesselheim, die als Gäste selbst einfache Mittelalterkluft trugen, waren von dem Ambiente angetan: „Wir stehen mit dem Wohnmobil hier und machen uns ein entspanntes Wochenende. Das Fest ist klein, überschaubar und vor allem sehr persönlich, als wäre man mit dabei.“
Dass das Fest auch im Jahr 2020 stattfinden wird, scheint ziemlich sicher, wenn es nach Rainer Verhülsdonk geht: „Wir haben schon wieder Nachfragen für das kommende Jahr. Die Kapazität ist da schon fast wieder erreicht.“