Mit Leidenschaft und Kreativität
Seit Juli 2018 betreibt Dawid Pawlik den polnischen Laden an der Biegstraße. Mit nur 25 Jahren hat er sich damit selbstständig gemacht.
Der gelernte Einzelhandelskaufmann hat das Angebot in den ersten paar Monaten schon beständig erweitern können und ist zufrieden mit der Entwicklung. „Es ist nicht einfach, selbstständig zu sein, aber es macht mir Spaß und ich konnte bisher eine gute Erfahrung machen. Ich habe noch Tausend Ideen im Kopf und hoffe, dass ich noch vieles umsetzen kann“, sagt der junge Ladeninhaber.
Mit 17 Jahren war Dawid Pawlik mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. Sein Stiefvater fand Arbeit als Filialleiter eines Farbengeschäftes in Goch, seine Mutter als Köchin in Xanten. Pawlik kam gleich in die neunte Klasse der Hauptschule und musste im Eilverfahren Deutsch lernen, von dem er nur wenige Wörter kannte.
Doch auch dies glückte schnell und schon während seiner Schulzeit begann er als Schüler bei Edeka Brüggemeier zu arbeiten. Nach dem Schulabschluss konnte er dort auch seine dreijährige Ausbildung absolvieren. Danach wechselte er zu Trinkgut. Schon bald bekam er durch sein Geschick die stellvertretende Filialleitung in Kevelaer, schließlich die Filialleitung in Oberhausen angeboten, die er gerne übernahm.
Nachdem er schon mehrere Monate diesen Gedanken im Kopf hatte, machte er sich dann jedoch im Sommer 2018 an der Biegstraße selbstständig. Seine bisherigen Berufserfahrungen bei Edeka und Trinkgut kommen ihm natürlich dabei sehr zugute. Nachdem es zuvor in dem Ladengeschäft, das Theodor Janßen seit 1961 bis 2005 betrieb, öfter Besitzerwechsel gab, hofft er, dass sein polnischer Laden nun von Bestand sein wird.
Jeden Morgen beginnt sein Tag schon um fünf Uhr und er fährt zum polnischen Bäcker in Venlo. Von 7.30 bis 19 Uhr ist der Laden jeden Tag geöffnet, Samstag von acht bis 17 Uhr. Neben frischen Backwaren können die Kunden in dem Laden auch individuelle Torten bestellen, mit Namen, Sondermotiven oder Fotodrucken drauf. Die Torten stellt neben der Konditorei in Venlo auch die Mutter der Angestellten Joanna her. Kunden können Fotos von Torten in einer Mappe sehen, aber sie können auch ihre individuellen Vorschläge zwei Tage vorher im Laden mitteilen.
Bistro und Mittagstisch
Daneben besteht auch ein großes Wurst- und Käseangebot an der Frischetheke und ein Bistro mit Hotdogs. Dienstag bis donnerstags gibt es zudem Mittagstisch von Spezialitäten seiner Mutter. Dienstags stehen Bigos auf dem Plan, mittwochs Kroketten mit Sauerkraut-Pilz- bzw. Fleischfüllung, donnerstags Teigtaschen in drei verschiedenen Füllungen.
Dreimal in der Woche wird der Laden mit Wurst, Käse, Kuchen, Fisch, Lebensmitteln, Getränken, Gemüse, Obst und Zeitschriften aus Polen beliefert. Alle verpackten polnischen Lebensmittel haben ein deutsches Etikett, sodass auch Kunden, die kein Polnisch beherrschen, alles Wichtige lesen können. Daneben hält Pawlik auch regionale Kartoffeln und Eier bereit, demnächst soll das regionale Angebot noch ausgebaut werden.
Die Kundschaft ist polnisch, deutsch und niederländisch. „Wenn die Niederländer hier polnischen Käse kaufen, muss ich immer schmunzeln, weil Holland ja selber Käseland ist“, erzählt der Chef. Die Kunden kämen alle gern her. Für die Kunden würde der junge Ladeninhaber alles machen, sagt er: „Ich könnte den Mond vom Himmel holen, nur um die Kunden zufrieden zustellen.“ Es geht ihm nicht nur um das Geld: „Ich verkaufe nur, wovon ich selber überzeugt bin.“
Nach Heimatstadt benannt
Über eine Sache hat er aber nicht lange nachgedacht: über den Namen! Der polnische Laden heißt nach seiner Heimatstadt Pszczynka in Schlesien. Für Deutsche ist das eher unaussprechlich und oft mussten er und seine Angestellten erklären, wie es dazu kam und wie man dieses Wort ausspricht …
Gerade zu den Kindern hat Dawid Pawlik einen wunderbaren Draht. Manche kommen gleich nach der Schule von der gegenüberliegenden Antoniusschule, bekommen oft eine Scheibe Wurst oder eine Süßigkeit. Am 6. Dezember war es sogar der Nikolaus höchstpersönlich, der hier im Laden mit Rauschebart die Kunden bediente. „Wo ist dein Nikolausstab?“, bohrte der siebenjährige Adrian an dem Tag neugierig nach. „Der ist im Keller“, meinte der hohe Herr. „Dann hol ihn doch. Sonst glaube ich nicht, dass du der echte Nikolaus bist.“ – „Bei uns war der Nikolaus gestern und der hatte einen Stab!“, wusste der sechsjährige Johannes.
Doch der Nikolaus verwies schmunzelnd auf sein hohes Alter, das einen Gang in den Keller unmöglich mache, und überreichte schließlich den beiden skeptischen Jungen den gewünschten Hotdog, der aus der Hand des Nikolauses natürlich besonders gut schmeckte. Ob der Stab wirklich im Keller war, das bleibt sein Geheimnis.