Mit Gott und Glauben Grenzen überwinden

Der Reigen der Fastenpredigten an St. Marien wurde mit Pfarrer Christoph Stender eröffnet. Der Priester des Bistums Aachen und Geistlicher Leiter des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken spannte in seiner Predigt den Bogen von der Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis über die aktuelle Politik mit „America first“ und der Krise Europas bis zum Kapellenplatz, den er als wunderbares Symbol für Europa würdigte.
Heute werden Grenzen und Mauern oft neu errichtet, die schon überwunden gedacht wurden. Aber im Blick auf Gott, der in seiner Dreifaltigkeit Einheit und Vielfalt ist, wollen wir Besinnung suchen“, sagte Pastor Gregor Kauling zur Einstimmung. Pfarrer Christoph Stender ging in seiner Predigt auf den Urzustand in Gottes Schöpfung ein. Der Mensch ordnete die Tiere nicht durch Grenzen, sondern durch Namen. Erst nach dem Verlust des Paradieses seien Andersorte entstanden, die ein- und ausgrenzen. Sogar der Luftraum habe heute genau festgelegte Grenzen, die man bei Bedarf dichtmachen könne.
Die Geschichte des Volkes Israel sei jedoch vielfach eine Geschichte von Fremden und Grenzgängern, wie etwa Abraham, der im Glauben sein Volk und seine Heimat verließ. „Kein Volk fällt als Volk vom Himmel“, sagte Stender. Gott selbst errichte keine Grenze, sogar der Gottesname „Ich bin der, ich bin da“ sei eine Beschreibung der Grenzenlosigkeit. Gott ermögliche vielmehr das Überwinden von Grenzen, wie es der Psalmist ausdrückt: „Mit meinem Gott springe ich über Mauern.“
Jesus, der Mauernspecht
„Was stören mich also Grenzen? Mit meinem Gott bin ich überall zuhause“, mahnte Pfarrer Stender, der Jesus in seiner Fastenpredigt sogar einen neuen Titel gab: „Jesus, der Mauernspecht“. Jesus überwinde Mauern und Grenzen, indem er die Weite in den Blick nehme. First sein wollen, sagte er in Blick auf die amerikanische Politik, klinge zuerst freundlich, aber es grenze andere Menschen aus. Der Glaube allein sei für den Christen Heimat und Glaube sei frei von Grenzen. Statt Grenzen aufzubauen, gelte es, in der Sorge füreinander über Grenzen hinweg verbunden zu sein und ein starkes Miteinander zu pflegen. Auch Europa lebe von unserem gemeinsamen Eintreten für die Sache, von unseren Talenten und Erfahrungen, die für ein starkes Europa zusammengelegt werden müssen. „Es ist zwingend notwendig, über Grenzen hinauszuschauen. An den Grenzen hört die Welt nicht auf zu ticken“, erklärte der Prediger.
Der Kapellenplatz in Kevelaer sei ein wunderbares Symbol für Europa. Menschen aus allen europäischen Ländern seien hier als Pilger und würden hier friedlich nebeneinander Kerzen anzünden. „Die Gebete sprengen die Grenzen der Länder oder der Sprachen. Hier in Ihrer Stadt haben Sie ein wunderbares Symbol. Unterschiedliche Menschen sind gemeinsam im Glauben verbunden.“ Mit einer Vision eines großen Tisches für alle Menschen, an dem Menschen satt werden und gemeinsam Lieder singen und wo Gott allein der Gastgeber ist, der niemanden ausschließe, endete seine Predigt.
Mit Fürbitten zu den angesprochenen Konflikt- und Themenfeldern durch Dr. Bastian Rütten und in gemeinsamen Liedern und Gebeten endete die erste Fastenpredigt, deren Teilnehmer jedoch nur vereinzelt die große Basilika füllten.
So geht’s weiter

Die 2. Fastenpredigt hält am Ffreitag, 15. März, Dr. Antonius Hamers, Direktor des Katholischen Büros in Düsseldorf. Zur 3. Fastenpredigt am 22. März kommt Gemeindereferent Dirk Tecklenborg, der vielen als Sprecher des Marienspiels „Mensch! Maria!“ noch in Erinnerung sein dürfte. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr in der Basilika.