Mit der Taschenlampe durch die Ausstellung

Der Raum der Sonderausstellung rund um die Feuerwehr im Kevelaerer Museum war am Freitagspätnachmittag komplett abgedunkelt worden und einige Kinder wagten sich allein oder in Begleitung in die besondere Führung mit dem Titel „Nachts im Museum“. „Keine Angst, ich kenne hier jeden Winkel, es wird auch nicht gruselig, aber hoffentlich spannend“, versicherte Museumspädagogin Indra Peters beim Eintreten.

Dass Leute der freiwilligen Feuerwehr ganz normale Menschen mit den unterschiedlichsten Berufen sind, das erkundeten die Kinder an der großen Wand im Eingangsbereich mit Fotos, Alter, Name und Löschzug verschiedener Freiwilliger. Gemeinsam mit den Kindern klärte Indra Peters dann die Frage: Woher hat die Feuerwehr eigentlich ihr Geld? „Die holt es sich von der Bank“, meinte ein Mädchen.

Die Arbeit ist unentgeltlich

Aber die jungen Besucher lernten schnell, dass die Feuerwehrleute zwar für ihre Arbeit ausgestattet werden, aber sie keinen Lohn dafür bekommen. „Ihre Arbeit ist unentgeltlich und dient dazu, anderen zu helfen. Wie Spülmaschine für Mama ausräumen eben!“, meinte Indra Peters. Die Kinder erfuhren, dass es oft auch Jugend- oder sogar Kinderfeuerwehren gibt, dass es Feuer selbst schon „ewig lang“ gibt, doch die Feuerwehr selbst erst rund 150 Jahre.

Begleitet von Theo Winkels von der Freiwilligen Feuerwehr Twisteden als Experte ging es dann näher an ein Gerät zum Feuerlöschen, eine Handpumpe aus dem Jahr 1713. Über Ochsen wurde das schwere Gerät zum Brandherd gezogen und über Menschenketten, die volle Eimer weiterreichten, mit Wasser versorgt. „Über eine Wippe mussten dann vier Leute hier pumpen. Das war so anstrengend, dass viele schon nach kurzer Zeit wegen totaler Erschöpfung ausgetauscht werden mussten“, wusste Indra Peters.

Die Temperatur der Feuerwehrleute messen?

Alte Wassereimer aus Leder, teils auch mit Initialen der Besitzer, gab es im Taschenlampenlicht zu sehen. Jeder Haushalt musste einen solchen haben und bei einem Brand galt es, als Nachbarschaften gemeinsam im Kampf gegen das Feuer zusammenzustehen. Einen langen Eisenstab mit einem eingebauten Thermometer gab es zu erkunden. Auf die Frage, was die Feuerwehr wohl damit mache, kamen verschiedenste Erklärungen der Kinder. „Damit misst man, ob das Feuer Fieber hat? Oder man misst die Temperatur der Feuerwehrleute?“ Theo Winkels gab nach einigem Rätselraten die Lösung: „Mit dieser Heusonde kann man die Temperatur von Heu in den Ställen messen. Heu kann sich nämlich bei großer Hitze selbst entzünden. Die Feuerwehr trifft mit dieser Heusonde auch Vorsorge bei Bauern“, erfuhren die Teilnehmer.

Dass es früher keine Alarmsirene gab, sondern einfach eine Glocke geläutet oder ein Horn geblasen wurde, kam zur Sprache und es wurden alte Uniformen und Pickelhelme angeleuchtet, die nicht nur „cool“ aussahen und die Träger größer machen, sondern den Aufprall von einstürzenden Mauerstücken mildern, indem diese an der Spitze zerschellen. Lustig fanden es die Kinder, dass es früher auch Helme mit Berieselungsanlage gab. „So ein Feuerwehrmann war dann wie ein lebendiger Springbrunnen und wurde durch das Wasser aus dem Helm umgeben, geschützt und gekühlt! Toll, nicht?!“, fand auch die Museumspädagogin.

Immer wieder Alarm

Richtig spannend wurde die Führung durch Matthias und Hermann-Josef Kaenders, die wie Theo Winkels bei der Freiwilligen Feuerwehr in Twisteden sind. Immer wieder gab es Alarm, mal gab es einen gespielten Einsatz wegen eines angebrannten Schweinebratens mit gebildeter Rettungsgasse aller Teilnehmer im Museum und der Vorführung einer alten Kübelspritze, dann war da noch eine Absperrung wegen eines verunglückten LKW mit ausgetretenen Chemikalien, die aber gerade noch rechtzeitig entfernt worden waren.  Matthias Kaenders, der auch lange beim Spielmannszug war, machte auch einen Trommelwirbel und berichtete über die Zusammenhänge zwischen Spielmannszügen und Feuerwehren.

Am Ende gab es für die drei Freiwilligen einen großen Applaus, denn, so Indra Peters: „Ein Dankeschön ist oft viel wert, egal, ob bei der Feuerwehr oder beim Spülmaschineausräumen.“ 44 Jahre schon ist Hermann-Josef Kaenders bei der Feuerwehr, sein Sohn trat früh in seine Fußstapfen und ist seit 25 Jahren dabei und aktuell Löschzugführer in Twisteden und ist nun einer der Nachfolger von Theo Winkels, der den Teilnehmern viel Wissen aus seiner Praxis und aus der Geschichte der Feuerwehr vermittelte.

„Es war spannend und lehrreich. Besonders schön war, dass auch die Kleinen von Anfang bis Ende mitmachen konnten“, meinte die 14-jährige Christin aus Wachtendonk, die mit ihren Cousinen aus Kevelaer an der Spezialführung durch die Sonderausstellung gerne teilnahm. Am 31. August 2019 gibt es eine zweite Kinder- und Familienführung durch die Sonderausstellung und zwar wieder „nachts im Museum“.