Mit der Taschenlampe auf Entdeckungsreise

Nachdem die Halloween-Taschenlampenführung im letzten Oktober so gut angekommen war, gab es auch am vergangenen Samstag eine aufregende Museumsentdeckungstour mit Taschenlampen. Museumspädagogin Indra Peters freute sich, dass auch dieses Mal die Kinder- und Familienführung rasch ausgebucht war und sie mit 31 Kindern und ihren Eltern einen ganz besonderen Museumsrundgang machen konnte.
Zwar war es um 17 Uhr noch nicht wirklich dunkel, aber das Museum hatte genug finstere Ecken, wo das Taschenlampenlicht gefordert war und es gab für die Kinder einige Überraschungen, die die Führung sehr originell und auch gruselig machten.
Goldschmied und Glaskugel
Neben Bauchkribbeln gab es für die Teilnehmer vieles zu lernen. So konnten die Kinder eine originale Goldschmiedewerkstatt bestaunen mit einer Glaskugel, die früher mit Wasser gefüllt und vor einer brennenden Kerze platziert als optische Lupe diente oder erfuhren, dass es früher in der Wallfahrtsstadt ganze 21 Goldschmiede gab.
Dahinter zu sehen war eine Glasmacherwerkstatt der Firma Derix, die seit der Gründung im Jahr 1866 Fensterbilder für die ganze Welt herstellt.
Plötzlich unterbrachen laute Geräusche die Führung, aber wie die Kinder schnell entdeckten, kamen diese von einem Bildhauer, der gerade an einer Hand für eine Statue arbeitete und dem die Kinder bei der Arbeit staunend über die Schulter schauen konnten. Doch schon im nächsten Augenblick tönten wie von Geisterhand geschlagen Glockenklänge durch das Museum und schon ging es zu der großen, im Jahr 1723 gegossenen Glocke. Diese durfte von den Kindern auch selbst angeschlagen werden und eine Mutter konnte sogar zeigen, dass die Töne oben heller klingen und man so die Töne einer Tonleiter schlagen kann.
An die große Glocke

Der gruseligste Teil der Führung fand dann wieder unten vor einer Glasvitrine mit einer Mumienhand statt. „Wir haben echte Mumienteile im Museum. Findet ihr das nicht gruselig?“, meinte Indra Peters zu der Kinderschar, doch einige Mutige verneinten sofort. Dass man noch Anfang des 20. Jahrhunderts echte Mumienteile für 17,50 Mark in Katalogen bestellen konnte, das hätte wohl vor der Führung niemand gedacht. Doch wie die Museumspädagogin den Teilnehmern nahebrachte, wurden damals Mumienteile massenhaft aus Nordafrika importiert. Diese wurden dann meist mit einem Mörser zerstoßen, Arzneien beigemengt und so getrunken, da man glaubte, dies helfe gegen Vergiftungen.
Die Mama von irgendwem
Angesichts dieses Gruselthemas kam einem einem Kind dann doch das Schaudern und es meinte einen Geist zu sehen, aber Frau Peters konnte sofort beruhigen: „Nein, kein Geist, das ist doch nur die Mama von irgendwem!“
Anschließend ging es an niederrheinischen Irdenwaren vorbei in eine Töpferwerkstatt. Dass Tonerde vom Niederrhein schon im Mittelalter geschätzt wurde und mit bloßen Füßen weich geknetet wurde und nach dem Anmalen und Trocknen bei 700 bis 800 Grad im Ofen gebrannt wurde, das nahmen die Kinder dort mit.
Noch viel heißer

Noch viel heißer ging es jedoch einige Schritte weiter beim Hufschmied zu, denn dieser brauchte Temperaturen von über 1500 Grad, um Eisen schmelzen zu können und stand meist von frühmorgens bis abends am heißen Ofen und bearbeitete das Eisen. Eigens für die Kinder- und Familienführung war sogar „Hufschmied Raimund“ in der Werkstatt, der bei rotem Licht statt heißer Glut das Eisen bearbeitete und dessen Gesicht ganz rußgeschwärzt war. „Ein Hufschmied ist immer in der Sauna und braungebrannt“, meinte er lachend und ließ einige Kinder auch selber mit dem Hammer Hand an das Eisen legen. Schmiede brauchte man nicht nur für Hufe für Pferde, Ochsen oder Esel, sondern, wie die Kinder auch begeistert mitrieten, für Tore, Waffen, Werkzeug oder Rüstungen.
Mit einem Blick in die Spielzeugsammlung fand die Führung ihren gruselfreien Abschluss. Vielleicht im Sommer, aber ganz sicher wieder an Halloween wird Indra Peters wieder mit Taschenlampen tragenden Kindern auf spannende Spurensuche im Museum gehen.