Mit den richtigen Mitteln vor Einbrechern schützen

Es war nur eine überschaubare Anzahl an Interessierten, die der KBV-Vereinsvorsitzende Helmut Komorowski zu dem Infoabend im „Goldenen Löwen“ begrüßen durfte. „Das läuft hier alles unter dem sonstigen ‚Bürgerstammtisch‘ der KBV“, erklärte Komorowski und meinte, dass die Vereinigung angesichts der zunehmenden „dunklen Jahreszeit“ überlegt hatte, zum Thema Einbruchssicherheit- und prävention einen Experten einzuladen, „der Möglichkeiten aufzeigen kann, wie wir eine Wohnung auch sichern können.“ Der Experte war Norbert Franzke von der technischen Beratung Einbruchschutz und Kriminalprävention des Kreises Kleve, der nach einer kurzen persönlichen Vorstellung direkt mit Zahlen und Fakten zum Thema Einbrüche begann.

Landesweit habe man 2018 29.904 Einbrüche registriert, davon 14.177 Versuche. „Das bedeutet, 47 Prozent aller Einbrüche sind im Versuch steckengeblieben. Das waren vor zehn Jahren gut 15 Prozent weniger.“ Man habe also „durch die Nachrüstung von Fenstern und Türen, Terrassen- und Kellertüren und technische Maßnahmen verhindert, dass die Einbrüche zunehmen.“ Von den erfolgten 15.730 Einbrüchen seien 11.836 Einbrüche tagsüber geschehen. Nachteinbrüche kämen tendenziell eher in Industriegebieten oder Schulen vor, „wo man weiß, da ist eh keiner.“ Da arbeite man mit Einbruchs-Meldeanlagen.

Vorsicht im Dezember

Im Kreis Kleve sei die Tendenz klar rückläufig  – 2016 gab es 769 Einbrüche, 2017 603 und 2018 500. Einbrüche. Davon gab es 2016 340 Tageswohnungseinbrüche, 2017 190 und 2018 184. Der Dezember sei der stärkste Monat. Ab Februar nehme das dann wieder ab. Bei Einfamilienhäusern verschafften sich Einbrecher in der Zeit von 16 bis 20 Uhr zu gut 46 Prozent Zugang zu den Wohnungen. In Mehrfamilienhäusern liege die Einbruchzeit in einem Fenster von 12 bis 20 Uhr.

70 Prozent der Täter gingen dabei über die Rückseite des Hauses hinein, 20 Prozent seitlich durch Hecken oder wo sich Sichtschutz befindet. Nur zehn Prozent kämen über die Front in das Haus, „wo das Fenster offen gelassen oder die Tür nicht richtig abgeschlossen“ wurde. Sowohl bei Ein- wie bei Mehrfamilienhäusern kämen die Täter fast immer über das Erdgeschoss hinein, weil es im Obergeschoss einfach oft schwierig sei, auf einen Balkon oder eine Dachterrasse zu kommen, erklärte Franzke.

Beim Einfamilienhaus kommen 80 Prozent über Türen oder Fenstertüren hinein, da liege auch die größte Schwachstelle des Hauses. Und der Fachmann machte klar: „Ein gekipptes Fenster ist wie ein offenes Fenster, da gibt es Probleme mit den Versicherungen.“ Etwas weniger als zwei Drittel der Täter verschaffen sich über das Aufhebeln von Fenstern, Türen, Balkon- oder Terrassentüren mittels eines massiven Schraubendrehers Zugang zu den Häusern, verdeutlichte Franzke. Das passiere oft innerhalb von fünf bis zehn Sekunden.

„Wenn der Einbrecher länger als drei Minuten braucht, gerät er unter Zeitdruck“ und breche den Versuch ab. Denn 90 bis 95 Prozent der Einbrüche vollzögen sich per Zufall, seien unorganisiert. Und die wenigsten Täter beobachteten die Häuser gezielt.

Anwesenheit suggerieren

Im Anschluss an diese Grunddaten ging Franzke darauf ein, wie man vernünftige Einbruchsprävention betreiben kann – zum Beispiel über technische Lösungen wie der Einrichtung von Zeitsteckdosen für Steh- und Tischlampen, um Anwesenheiten zu suggerieren. „Ich habe zu Hause einen Internet-Router mit Zwischenstecker und kann das zeitlich staffeln, auch per Zufallsgenerator. Meine Lampen gehen bei mir erst um 22.45 Uhr aus.“

Auch gebe es Videokameras um das Haus mit Lampen-Bewegungsmeldern – die seien allerdings nicht zertifiziert, kosteten oft ab 3500 Euro aufwärts und lösten durchaus auch Fehlalarme aus. Seine grundsätzliche Botschaft lautete: „Mechanischer Schutz geht vor elektronischem Schutz. Hinsichtlich neuer Fenster gebe es eine „Einrichterliste“ des Landeskriminalamtes, verwies Franzke auf entsprechende Hinweise im Internet und die Broschüren zu dem Thema, die er mitgebracht hatte.

Wichtige Hilfsmittel

Was deren Sicherheitsqualität betrifft, sollten es mindestens Fenster der Resistenzklasse 2 sein, wo Einbrecher mindestens drei Minuten lang aufgehalten werden. „Wenn der Täter in den ersten 15 Sekunden merkt, da geht nix, dann weiß er, er ist am falschen Ort.“ Er empfahl Griffe mit einem Widerstand von 100 Newton-Meter, einbruchhemmende PCA- oder Dreifachverglasung und Türen, die mindestens eine Dreifachverriegelung aufweisen und mit massiven Scharnieren und Schlössern inklusive Sperrbügel ausgestattet sind. Bei Fenstern nannte der Experte diverse Möglichkeiten vom Stangenriegelschloss über Fensterzusatzschlösser bis hin zum Doppelflügelschloss als mögliche Alternativen.

Auch Aufmerksamkeit sei wichtig, sagte Norbert Franzke. So solle man keine Leitern draußen stehen lassen, den Briefkasten im Urlaub leeren lassen und die Rollläden dann abends runter und morgens wieder rauf lassen. Oft gebe es Bürgern ein Gefühl der Sicherheit, die Rollläden unten zu halten. „Das ist aber das Signal für die Einbrecher: da ist keiner.“ Und die Versicherungen sagten da nicht, „du hast den Rollladen oben gelassen.“ Er empfahl auch, weder auf dem Anrufbeantworter noch in den sozialen Medien einen Urlaub anzukündigen. Fester und Fenstergriffe sollte man abschließen. „Viele wissen auch nicht, dass einmal abschließen nicht ausreicht“, man über Schraubenzieher den Regelbolzen zurückbewegt bekommt. Deswegen sollte man prüfen, ob man nach einmal umdrehen den Riegel zurückschieben kann – oder zweimal abschließen, wenn es geht.

„Eine gute Nachbarschaft kann auch nicht schaden“, lautete eine weitere, menschlich naheliegende Empfehlung Franzkes. „Wer gehört da hin und wer ist total fremd“, darauf gelte es zu achten „und ruhig bei Verdacht 110 wählen.“ In seiner Nachbarschaft habe man eine WhatsApp-Gruppe gegründet, wo sofort rundgehe, wenn ein Einbruch passiert.