Am 21. Juni 2024 trafen sich elf Freunde in Kevelaer am alten Rathaus, um eine kleine Ausfahrt zu unternehmen. Ziel sollte diesmal Venedig (Grado) an der Adria sein, nachdem man bereits die Städte Krakau, Göteborg und Wien mit dem Fahrrad besucht hatte. Der nachfolgende Reisebericht stammt von KB-Leser Andreas Pechhold:
„Zum Start war der Wettergott gnädig und beließ es bei einigen kleinen Schauern, ging es doch 171 Kilometer bis Sinzig, der Barbarossastadt in Rheinland-Pfalz. Schon nach wenigen Kilometern die erste Reifenpanne. Das ging ja gut los. Doch, um es schon vorwegzunehmen: Es blieb auf der gesamten Tour unglaublicherweise bei dieser einen Panne.
In Sinzig übernachteten wir in einem Weingut und freuten uns abends bei einem Glas Bier über den gelungenen Start und die ersten 171 Kilometer.
25 Kilometer Umweg
Der zweite Tag führte uns dann durch die schöne Pfalz bis nach Bad Kreuznach an der Nahe. Die Strecke war mit 121 Kilometern deutlich kürzer. Dafür waren knapp 1.000 Höhenmeter mehr zu überwinden. Die Streckenplaner Robert Janssen und Klaus Nissing hatten sich eine tolle Tour ausgedacht mit vielen schönen Überraschungen. Die dritte Etappe führte uns dann durch schöne Pfälzer Weinlandschaften ins Rheintal an Karlsruhe vorbei bis nach Pforzheim. Besonderheiten an diesem Tag: Die Sonne schien den ganzen Tag, keine Schauer ärgerten uns. Dafür zwang uns die nicht fahrende Rheinfähre zu einem ungewollten Umweg von knapp 25 Kilometern. Damit toppten wir die eigentlich längste erste Etappe mit knapp 180 Kilometern.
In Pforzheim übernachteten wir in einem netten Hotel mit griechischem Restaurant. Hier wurden die leeren Speicher für den nächsten Tag mit Gyros, Tzatziki und Souvlaki wieder aufgefüllt. Das von den Planern versprochene Gulasch gab es hier natürlich nicht, näheres dazu später.
Die vierte Etappe mit 160 Kilometern und 1.730 Höhenmetern hatte Biberach an der Riß als Ziel. Und wieder war die Sonne unser Begleiter. Eine superschöne Strecke durch die schwäbische Alb an Reutlingen und Tübingen vorbei. Ein großes Lob an dieser Stelle an Robert und Klaus für die tolle Streckenführung. Aber auch in Biberach gab es zur Enttäuschung aller wieder kein Gulasch und die Stimmung drohte zu kippen.
Ausgeschlafen starteten wir am Folgetag um 9 Uhr Richtung Alpen. 135 Kilometer plus 1.700 Höhenmeter durch das wunderschöne Allgäu. Ein besonders schöner Blick, wenn man nach Kempten im Allgäu die Silhouetten der Alpen in der Ferne erblicken kann. Ein tolles Gefühl!
Endlich Gulasch
Kurz vor dem Erreichen unserer nächsten Unterkunft, kurz vor Ehrwald, erwischte uns doch noch ein Gewitter. Nass wie die Pudel ging es erst unter die Dusche, dann gab es ein kühles Bier und endlich das langersehnte Gulasch. Da war es! Sabine und Alex, die beiden Besitzer der Pension, hatten ein vorzügliches Mahl bereitet. Wer selber Rad fährt, wird nachvollziehen können, wie lecker Gulasch mit Nudeln schmecken kann, wenn der Magen nach so einer Etappe nach Essen schreit. Das Gulasch war großartig und die Portionen reichlich, aber trotz Nachschlag noch zu wenig.
Auf der sechsten Etappe nahmen wir dann die ersten Alpenpässe in Angriff. War der Fernpass noch ein Spaß, wurde das Timmelsjoch am Ende des Ötztals zur echten Herausforderung. Das Wetter spielte wieder mit und oben am Pass wartete Harald Skodek, unser treuer Begleiter, mit warmer Kleidung für die folgende Abfahrt.
Schien unten im Tal noch die Sonne, war es am Timmelsjoch auf 2.500 Metern über Null doch sehr frisch. Es lag noch sehr viel Schnee. Der Grund, warum der Pass erst eine Woche vorher geöffnet wurde. Moos in Tirol war nach der schönen Abfahrt Etappenziel und wir stillten unseren Hunger beim Italiener mit Pasta und Pizza.
Die siebte Etappe führte uns über den Jaufenpass Richtung Dolomiten an den „Drei Zinnen“ vorbei bis nach Sexten. Hier galt es, 134 Kilometer und über 3.000 Höhenmeter zu überwinden. Landschaftlich ein Traum, Belohnung für die Anstrengungen auf dem Rad. Der ein oder andere hatte natürlich Probleme mit dem „Allerwertesten“. Jeden Tag sechs bis sieben Stunden auf dem Sattel bedeuten ungewohnten Druck an empfindlicher Stelle.
Die finale Etappe verlief durch die wunderschönen Dolomiten bis schließlich in die Ebene an die Adria. Endlich, nach 170 Kilometern, erreichten wir am 28. Juni 2024 das Ziel dieser wunderschönen, aber auch herausfordenden Etappenfahrt.
Glücklich am Ziel
1.200 Kilometer und 14.000 Höhenmeter waren gemeistert und alle waren glücklich, das Ziel in Grado erreicht zu haben. Zur Belohnung gab es dann endlich das verdiente Bad im Meer und anschließend das ein oder andere Bier und natürlich Vino Bianco und Vino Rosso zum Essen.
Wie schon am Anfang berichtet, zählte eine einzige Reifenpanne zu den negativen Punkten dieser Radtour. Bemerkt sei noch, dass Andreas Pechhold die Pässe Timmelsjoch und Jaufenpass nicht gefahren ist und Dirk Bay auch aus gesundheitlichen Gründen nach der dritten Etappe ausgestiegen ist und Harald als Edelhelfer unterstützt hat. Ein Dank an dieser Stelle nochmal an Robert und Klaus für die Planung und Harald für die Begleitung und Verpflegung unterwegs. Der Wunsch für die nächste Etappenfahrt: Ziel egal, aber vielleicht etwas weniger Höhenmeter!“