Mit dem Nachtwächter durch Wetten

Wetten. Eine Idee, die auf Resonanz stieß: Der CDU-Ortsverband Wetten hatte vor seiner anstehenden Mitgliederversammlung im Januar zu einer offenen Nachtwächtertour rund um die St. Petrus-Kirche eingeladen. „Ich freue mich total, dass so viele gekommen sind“, sagte Beate Clasen, Ortsvorsteherin von Wetten.
Sie nahm die „Mitreisenden“ unmittelbar vor der Tour persönlich auf dem Marktplatz in Empfang und führte diese in die St. Petrus- Kirche von Wetten. Über 20 Interessierte, darunter Ortsverbandsmitglieder der CDU Wetten, der Vorsitzende des Stadtverbandes Kevelaer, Paul Schaffers, Kreistagsmitglied Peter Hohl und Anne Walter von den Stadtwerken Kevelaer, (sie hatte ein paar Plänchen für die anschließende Mitgliederversammlung unter dem Arm), lauschten anschließend den spannenden und humorvollen Erzählungen des Nachtwächters Franz-Bernd Hegger.
Der Nachtwächter im historischen Gewand (der spanischen Hofmode nachempfunden) begrüßte die Nachtwanderer aufs Herzlichste und stattete die Begleiter auf seiner nächtlichen Runde mit einer traditionellen Nachtwächterlaterne aus. „Die sei vonnöten“, erklärte der wachsame Geselle, „schließlich ist es die Aufgabe eines Nachtwächters, Feinde und Diebe abzuwehren, nach Feuer Ausschau zu halten und die Zeit anzusagen“, so die weiteren Ausführungen des Hüters der Nacht.
Seit 2004, anlässlich der 850-Jahr-Feier des Ortes Wetten, macht Franz-Bernd Hegger Nachtwächtertouren in und rund um die St. Petrus-Kirche.
Zur besagten Tour bat er dann auch die Teilnehmer in die klare, kalte und dunkle Januarnacht hinauszutreten, um sich gemeinsam auf eine Geschichtsentdeckung zu machen.
Unmittelbar vor dem Kirchenportal wartete die erste Station mit dem Unterschriftendenkmal auf die Nachtentdecker. Es ist ein Geschenk des Kreises Kleve zum 850-jährigen Bestehen. Es stellt die Unterschrift im Jahre 1154 des Presbyter Heribertus de Wettene da, der als Mitunterzeichner eines Vertrags zur erstmaligen Erwähnung des Ortes Wetten in Erscheinung tritt. Nur einige Schritte weiter gelang die Laternen tragende Truppe zum sagenumwobenen Niersjunker-Brunnen. Hier genehmigte der Nachtwächter ein 15-prozentiges Aufwärmen. Ein Original Niersjunker-Tropfen, gebrannt in der ortseigenen Likörbrennerei, sorgte für wohltuende Wärme von innen.
Während des 80-jährigen Krieges belagerten Junker an der Niers gelegene Dörfer, darunter auch Wetten. „Die Niersjunker eroberten sich Höfe und frönten mehr dem Alkohol als der ehrlichen Arbeit“, berichtete der Nachtwächter über diese Zeit.
Herabstürzendes Flugzeug
Vorbei am ältesten Haus im Ortskern, das im zweiten Weltkrieg als Luftschutzwache diente, ging es zum alten Wettener Friedhof, direkt an der 1470 erbauten St. Petrus-Kirche gelegen. Die gotische Kirche wurde im Dezember 1943 durch ein herabstürzendes Flugzeug teilweise zerstört. 1947 begann man mit dem Wiederaufbau, bei dem man auch die Aufstockung des Turmes beschloss. Das Innere des Chorraumes ziert ein neugotischer Altar von Ferdinand Langenberg aus Goch. Bei der Neugestaltung des Chores 1983 wurden an Wand und Decke seltene und einmalige Fresken aus dem 15. Jahrhundert entdeckt und freigelegt. Die Wettener St. Petrus- Kirche gilt laut Wettener Nachtwächter als schönste Kirche entlang der Niers.
Im Nu verflog die Nachtwächterrunde mit Geschichten und Sagen um Wetten. Um über die weiteren Geschicke des Dorfes und die Zukunft zu sprechen, lud der Ortsverband der CDU zur anschließenden Gesprächsrunde im Knoase-Saal herzlich ein.