Mit 105 Jahren führt sie ein zufriedenes Leben mit einer großen Familie
Am 9. April 1915 wurde Elisabeth Selders als eines von insgesamt fünf Geschwistern geboren. Die katholische Ausprägung kam von den Eltern, die als Landwirte von Straelen aus nach Wetten auf den Wankumshof, einem Pachthof von Schloss Haag, zogen.
„Damals gab es noch alles auf so einem Hof – Kühe, Schweine, Hühner“, erzählen ihre Kinder die sie an ihrem Ehrentag leider nur anrufen konnten. Denn wegen der Coronakrise herrscht auch im Regina Pacis in Kevelaer striktes Besuchsverbot.
Elisabeth Selders verlebte eine normale Kindheit, half wohl auch schon im frühen Alter auf dem Hof, ging zur Volksschule und arbeitete später im Haushalt eines Pfarrers im Klever Raum. 1943 heiratete sie ihren Mann Wilhelm Selders, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Wetten unterhielt. Gemeinsam haben sie vier Kinder – drei Jungen und ein Mädchen.
„Meine Mutter hat den Laden gut im Griff gehabt, die Hausarbeit gemacht, auf dem Feld gearbeitet und vier Kinder groß gezogen. Sie hat gewusst, was sie macht“, beschreibt ihr Sohn Willi das gemeinsame Zusammenleben. „Und wir haben in der Jugend mit angefasst. Man hat uns gesagt, wo es langgeht. Aber so lernten wir auch Selbstständigkeit. Sie hatte viel Vertrauen zu uns, war eine liebevolle Mutter. Das ist sie noch heute.“ Bei der kfd war Elisabeth Selders jahrelang ehrenamtlich tätig, trug als Bezirkshelferin Zeitungen aus und kassierte Beiträge.
Der älteste Sohn übernahm 1971 den Hof, verpachtete schließlich die Ländereien. 1988 starb Elisabeth Selders‘ Ehemann. Sie blieb bis zum Jahr 2017 auf dem Hof. Dann – im stolzen Alter von 102 Jahren – zog sie in das „Regina Pacis“, weil ihr Sohn sie nicht mehr pflegen konnte. Als Übergangslösung gedacht, wurde daraus die neue „Heimat“. Dort fühlt sie sich sehr wohl.
Sie liest viel Zeitung
Für ihr Alter geht es der ältesten Bewohnerin Kevelaers ziemlich gut. Bereits Ende der 80er Jahre bekam sie zwar eine zweite neue Hüfte und heute ist sie gehbehindert und kann nicht mehr laufen. Sonst hat sie aber keine Probleme. Und geistig ist sie noch auf der Höhe der Zeit. Sie liest viel Zeitung, schaut fern. „Letztens sagte sie noch: Ich hab doch keine Langeweile.“
Als gläubige Christin kann sie nicht die Messe erleben, höre aber jeden Tag den Gottesdienst im Fernsehen. „Und sie sagt uns immer, auf welchem Programm das dann läuft. Und sie weiß immer ganz genau, was Pastor Kauling oder unser Weihbischof Lohmann, wenn er zu Besuch in Kevelaer ist, so alles sagen. Das erzählt sie dann, wenn man kommt.“
Von ihren Kindern kennt sie jede einzelne Telefonnummer auswendig. „Und sie quatscht auch viel mit denen.“ Ihre zwölf Enkelkinder haben viel Zeit mit ihrer Oma verbracht. Als sie noch mobil war, kümmerte sie sich ausführlich um sie, zusammen verbrachten sie viele Stunden beim Gesellschaftsspiel.
Nach wie vor ist sie der unbewusste Fixpunkt für alle. „Sie weiß alles, was in dieser Familie läuft, ist gut über ihre Kinder, Enkel und 13 Urenkel informiert.“ Wenn zum Beispiel einer der Urenkel ein Praktikum in Australien oder Bolivien macht, „weiß sie komplett Bescheid,“ weil sie sich sehr dafür interessiert.
Keine Geburtstagsfeier
Das ist auch der Grund, weswegen alle Familienmitglieder sie so im Herzen tragen, „Wir hatten einen sehr schönen 100. Geburtstag, mit einem musikalischen Ständchen der Enkel und Urenkel im Wettener Waldschlösschen, den sie im Kreise ihrer Enkel und Urenkel verbracht hat“, erinnern sich gerne alle an diesen Tag, der so wegen Corona leider nicht wiederholbar ist. „Sie hat zwei Weltkriege erlebt – und jetzt sowas, wo die Welt stillsteht. Sie fragt, ob das alles sein muss, wie das alles so kann. “
Aber sie klage auch nicht groß darüber, dass man sie nicht besuchen kann – auch nicht zu ihrem Geburtstag. „Im ‚Pacis‘ bleibt sie in ihrem Raum. Voriges Jahr zum 104. Geburtstag haben wir sie in den kleinen Gesellschaftsraum gefahren. Sie legt da auch gar keinen Wert darauf, im Vordergrund zu stehen. Sie lebt bescheiden, ist glücklich und zufrieden.“