Militärs, Politiker, Künstler, Sportler – und Heribert Hölz…

Andere hätten’s an die sprichwörtliche „große Glocke“ gehängt. Doch wer Heribert Hölz kennt, der weiß, dass er dazu nicht der Typ ist. Nach zwei Stunden Beerenpflücken für seine ebenso bekannte wie rührige Marmeladen-Aktion (die selbstverständlich zugunsten der Bosnienhilfe durchgeführt wird) machte sich der 76-Jährige „mal kurz“ auf den Weg nach Kevelaer, um in der Redaktion des Kevelaerer Blattes „über die Sache“ zu reden. „Die Sache“ war immerhin eine Ordensverleihung an ihn und seine Frau – durch die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović.

„Staatsbesuch“

So ein „Staatsbesuch“ ist seine Sache nicht, das merkt man dem Initiator der Bosnienhilfe der Duisburger Caritas an, wenn er über die Ordensverleihung spricht. Aber: „Ich mache das jetzt seit 27 Jahren. Und die Betroffenen möchten ja auch mal ,Danke‘ sagen“, meint der einstige Duisburger Sozialarbeiter, der seinen „Ruhestand“ unermüdlich auf die Bosnienhilfe verwendet. Aber wieso verleiht das amtierende kroatische Staatsoberhaupt überhaupt dem unermüdlichen Streiter aus Neukirchen-Vlyn mit Dusiburger Wurzeln und guten Kontakten in so viele niederrheinische Städte und Gemeinden einen Orden für sein Engagement in Bosnien?

Tja, auch wieder so eine Sache, die Heribert Hölz nicht wirklich an die große Glocke hängen möchte. Denn das politische Statement, das dahintersteht, versteht er wohl. Weshalb er sich diese Sache wohl überlegt hat. Seine Hilfe in Bosnien, diesem zerrissenen, vom Bürgerkrieg immer noch zerstörten, weil nie wieder richtig aufgebauten Land mit den drei großen Volksgruppen, gelte den Menschen, allen Menschen, egal ob Bosniak, Serbe oder Kroate, Moslem oder Christ, macht der deutsche Helfer deutlich. Und da passe es ihm eben nicht so richtig ins Bild, dass die zumeist katholischen Kroaten ihn ehrten.

Caritas, Suppe und Moslems

„Dass ich mich der Strukturen der Caritas in Bosnien bediene, ist doch klar“, sagt Hölz. Doch das habe nichts zu tun mit der Verteilung der Hilfsgelder, die er am Niederrhein einsammelt. Als Beispiel erzählt er von einer Suppenküche in Zenica, einer 130.000-Einwohner-Stadt in Bosnien, in der man seit vielen Jahren eine Suppenküche finanziell unterstützt. Über 120 Essen gingen hier täglich raus, sagt Hölz, „und mindestens zwei Drittel davon an Moslems“.

Eines Beweises der politischen wie religiösen Unabhängigkeit seiner Hilfsaktionen bedarf es ohnehin nicht wirklich – aber es ist ihm wichtig, sie im Zusammenhang mit der hohen Auszeichnung mal wieder in den Vordergrund zu rücken. Schließlich waren er und seine Frau nur zwei der insgesamt 74 Geehrten: „Da standen Militärs, mit denen ich so meine Probleme habe, Politiker, die auch nicht unbedingt alle meine Freunde sind, Künstler und Sportler – und Hölz“, beschreibt er die Situation bei der Auszeichnung am 27. Juni in Zagreb. Nach dem offiziellen Teil – bei tropischen Temperaturen – „vor uns ist ein Mann umgefallen“ – gab‘s immerhin einen kleinen, etwas zwangloseren Empfang. Neben seiner Frau durfte Heribert Hölz noch zwei weitere Gäste mitbringen; er entschied sich für seinen langjährigen Übersetzer und für den Caritasdirektor von Sarajevo, mit dem ihn eine ebenso langjährige Freundschaft verbindet.

Übernachtung im Schwesternkloster

Ein wenig erzählt er auch noch von den verschlungenen Pfaden, die schließlich zu dieser Auszeichnung führten, zu der man natürlich vorgeschlagen werden muss, von der dreitägigen Reise dorthin, der Aufnahme in einem Schwesternkloster zur Übernachtung und einem TV-Interview eines Privatsenders. Das wurde auf deutsch geführt: „Die Journalistin war in Gelsenkirchen geboren und will mich demnächst besuchen, wenn sie in Deutschland ist.“

Was bleibt von der Reise, außer der typisch Hölz‘schen Erkenntnis, dass man es nicht ablehnen könne, „wenn eine Staatspräsidentin Sie unbedingt auszeichnen will“? Vielleicht die Ahnung davon, dass sein Lebenswerk – und als solches darf man die Bosnienhilfe des 76-Jährigen nach 27 Jahren getrost bezeichnen – auch von offizieller Seite nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Nötig ist sie in jedem Fall, das sieht jeder sofort, dem Heribert Hölz über seine inzwischen 90 Hilfsfahrten berichtet. Und für die er unermüdlich weiter sammelt, auch in Kevelaer. Und für die jeder Cent zählt – ob es nun 1.000, 500 oder 28,63 Euro sind. Keine aus der Luft gegriffenen Beispiele, die er zuhauf und immer wieder gerne erzählt und abschließend auf seine Spender gemünzt sagt: „Wenn da solche Leute mitmachen, dann kann ich das doch nicht lassen!“