Mehlschwalben bekommen neues Zuhause
Als am vergangenen Dienstagmorgen zwei Häuser auf der Eichendorffstraße in Winnekendonk als „schwalbenfreundliche“ Häuser ausgezeichnet wurden, ließen sich die selten gewordenen Tiere, um die es bei der Aktion geht, kaum blicken. Nur hin und wieder kam für einen kurzen Moment ein Schnabel aus der Öffnung der Nisthilfe hervor. Die Nisthilfen waren an zwei Häusern angebracht worden, weil zwei Mehlschwalben-Nester von einem Dachausbau der benachbarten Häuser betroffen waren. Die Firma GWS (Wohnungsgenossenschaft) aus Geldern als Eigentümer der Gebäude hatte beschlossen, die Nester durch Nisthilfen zu ersetzen und mindestens zwei weitere anzubringen. Claudia Blauert, zweite Vorsitzende des Imkervereins Kevelaer und Aktivistin der Bürgerinitiative „Rettet die Binnenheide“, begleitete die Aktion. Theo Mohn zeichnete als Sprecher der Ortsgruppe Kevelaer des „NABU“ die beiden Häuser aus und übergab eine entsprechende Plakette mit einer Urkunde.
Die Mehlschwalben seien nicht nur am Niederrhein selten geworden, erklärte Mohn. Die Vögel würden keine Lehmpfützen mehr für ihren Nesterbau finden, fügte Claudia Blauert hinzu. Das führe dazu, dass die Vögel ihre Nester häufig aus Erde bauten, was jedoch einen sehr fragilen Wohnsitz für die Tiere bedeute. Theo Mohn wies darauf hin, dass es in der Wallfahrtsstadt nur noch zwei Kolonien der Mehlschwalben gäbe – eine in Winnekendonk und eine in Kevelaer. Daher liegt den Naturschützern der Erhalt der Kolonien besonders am Herzen.
Mehlschwalben sind standorttreue Tiere
Für die beiden Mehlschwalben-Nester, die aufgrund eines Dachausbaus weichen mussten, wurden nun bereits zwei Nisthilfen an benachbarten Häusern angebracht. Der Malerbetrieb Brey aus Geldern hat dabei mit angepackt und die Nester hoch oben am Dachfirst befestigt. Mindestens zwei weitere Nisthilfen sollen noch folgen, erklärte Paul Düllings, Geschäftsführer der GWS-Geldern. Werden die Nisthilfen einmal angenommen, ist das für die Naturschützer bereits ein großer Gewinn. Denn Mehlschwalben sind standorttreu und kehren in der Regel jedes Jahr an ihren Geburtsort zurück, um dort ihre Jungen aufzuziehen, erklärten die Naturschützer.
Acht bis zwölf Paare erwarte man in der Eichendorffstraße in Zukunft. „Mehlschwalben nisten meistens eng zusammen“, so Mohn. Nachdem die GWS als Hauseigentümer der betreffenden Gebäude auf die Nester der Vögel aufmerksam wurde und Claudia Blauert die Aktion mit auf den Weg gebracht hatte, sei schnell klar gewesen, dass man auch weitere Nisthilfen einrichten werde, sagte Paul Düllings. Inwieweit man die Aktion fortsetzen wird, hänge natürlich von der Lage und dem Bau der Häuser ab, fügte Maren Zenz vom Mieterservice der GWS-Geldern hinzu. Da die Mehlschwalben überwiegend Häuserwände unter geschützten Dachvorsprüngen zum Nestbau nutzen, eignet sich dafür nicht jedes Haus.
Wer mit dem Gedanken spielt, an seinem eigenen Haus eine Nisthilfe anzubringen, muss laut Theo Mohn gar nicht tief in die Tasche greifen. Nisthilfen für Mehlschwalben seien schon ab einem Preis von ca. 20 Euro zu erwerben. Und wem es vor den Hinterlassenschaften und anderem Schmutz graut, den die Tiere auf dem eigenen Grundstück verursachen könnten, für den hatten die Anwesenden einen Tipp: Ein Brett, das in ausreichendem Abstand unter der Nisthilfe angebracht wird, kann Kot und Nistmaterial größtenteils auffangen und sorgt so für einen weiterhin sauberen Hauseingang.