Mal was ganz Verrücktes machen

Mit manchen Künstlern ist es wie mit einem guten Wein – mit der Zeit wird ihre Qualität einfach immer besser. So ähnlich verhält es sich auch mit der Trägerin des Deutschen Kleinkunst- und Kabarettpreises, Tina Teubner, die mit ihrem kongenialen Partner Ben Süverkrüp erneut beim „Kabarett unter´m Dach“ die Öffentliche Begegnungsstätte mit ihrem Besuch beehrte.
Die 51-jährige Musiktherapeutin, die in diesem Jahr 25 Jahre Bühnenperformance feiert, ließ es sich auch diesmal nicht nehmen, in einer Mischung aus Albernheit und Weisheit, Gelassenheit und genüsslich-bösem Witz das Verhältnis zwischen Mann und Frau zu sezieren.
„Frauen sind das Beste, was die Welt zu bieten hat“, lautete dabei das Bekenntnis der „alleinerziehenden Ehefrau“, deren Mann immer so tut, „als wäre die Ehe ein Fall für amnesty international.“ Entsprechend akzentuiert geriet mit „Guten Abend, liebe Frauen – und auch guten Abend, liebe Männer“ die Begrüßung.
Nicht dass sie etwas gegen Männer hat: „Alles, was ich sage, ist gut gemeint und nur zu Ihrem Besten“. Man könne Männer „mit ihren Makeln und Gerüchen doch nicht alleine lassen“, bekannte sie, „im Gegensatz zu meinem Mann glücklich verheiratet“ zu sein. Und „wenn ich von Ehepaar spreche; ist das ein Zeichen für Liebe“, so die Kabarettistin. Was Teubner nicht daran hindert klarzustellen, dass Männer weniger kommunikativ sind, sich bedrängt fühlen, wenn man ihnen nahe kommt „und enttäuscht sind, wenn wir euch nicht nahe kommen.“
Die Angst der Frau vor dem Kontrollverlust
Doch in den Chansons thematisierte sie auch die Angst der Frau vor dem Kontrollverlust, den Wunsch, nach dem „Schönen und nicht so Schönen“ alles auf Anfang zu stellen, wo „die Sehnsucht aufeinander das Leben regierte“ und dazu herzergreifend Geige zu spielen.
„Das Komplizierte an der Liebe ist die Liebe“, bekennt sich die Sängerin aber auch offen dazu: „Wer nicht liebt, der friert.“ Und sie gesteht zu, dass Mann und Frau oft genug „ungefähr gleich doof“ sind, wenn es um solche Dinge geht.
Wunderbar geriet die Duettnummer mit ihrem Pianisten Ben Süverkrüp, als beide im Gleichklang sprechend darüber philosophierten, wie Ehepaare nach Jahren „berechenbar gleich“ immer „das Gleiche sagen, sich dabei immer beipflichten“, um sich zu Hause „nur noch anzugrunzen“ und zu Weihnachten „als Rundbriefterroristen“ Rundbriefe zu verschicken. Und manchmal würde sie am liebsten „als Außenstehende die Scheidung einreichen“, wenn „ein marodes Paar öffentlich im Partnerlook – mit ockererbrochenen Traningsanzügen in fliederfarbenen Streifenapp­likationen aus Stickgarn“ auf dem Tandem „die schönsten Landstriche entzaubert.“ Da lobt sie die Haltung von Bankräubern: „Die machen auch nicht alles richtig, aber sie verhüllen wenigstens ihr Gesicht“ und brächen aus ihrem Leben einmal aus.
Entsprechend forderte sie die Zuschauer musikalisch auf, mal „was ganz Verrücktes zu machen“ und nicht immer auf dieses „scheiß Nummer sicher“ zu gehen. „Carpe diem – vergeude den Tag“, rief sie frei nach Georg Kreisler: „Wenn alle das täten, dann hätten alle einen herrlichen Vormittag.“ Denn „man lebt schließlich nur einmal.“
Zwischendurch durfte Ben Süverkrüp zeigen, welche musikalischen Fähigkeiten von Beethooven bis Modern Talking er in drei Minuten aufs Klavier zaubern kann. Beide beendeten das Programm schließlich mit der wunderbaren „Gute Nacht“-Melodie, von Teubner auf einer Säge dargeboten.
„Dass sie so gut gelaunt sind bei den schlechten Nachrichten und diesem verregneten Tag“, zeigte sich die Künstlerin, die sich angesichts der Sachlage einen Merkel-Witz verkniff, ganz verzückt. „Wir singen Sie noch raus“, gab´s dann als Sahnehäubchen des Abends eine Duett-Schnellsprech-Einkaufsgeschichte als Rausschmeißer.