„Mädelsabend“ mit vielen tollen Momenten

Die Augen wurden immer größer und der Mund wollte sich gar nicht mehr schließen: Staunend beobachtete Anne Gesthuysen, die an einem kleinen Tisch in der Mitte der Bühne des Kevelaerer Konzert- und Bühnenhauses bereits Platz genommen hatte, was geschah, als sich die Eingangstür zum großen Saal öffnete. Der Zustrom der Zuhörerinnen und Zuhörer wollte nicht enden. Sogar die Empore musste geöffnet werden, denn im Parkett war kein einziger Platz mehr frei. „Sowas kenne ich eigentlich nur von der „lit.COLOGNE“, sagte die beliebte Moderatorin und Buchautorin. Der Vergleich mit dem hochrangigen Kölner Literaturfestival schmeichelte der Wallfahrtsstadt gleichermaßen wie der Autorin selbst.
Neugier auf den „Mädelsabend“
Die Neugier auf ihren dritten Roman „Mädelsabend“ hatte die zahlreichen Zuschauer zu ihrer dritten Lesung ins Bühnenhaus gelockt – ursprünglich sollte die von Gertrud Aengenheyster initiierte Veranstaltung mal in ihrer „Bücherstube im Centrum“ stattfinden. Doch nach dem Verkaufserfolg ihres jüngsten Buches und der gerade im TV ausgestrahlren Verfilmung ihres „Erstlings“ war bald klar, dass die Bücherstube bei weitem nicht ausreichen würde (das KB berichtete).
Dass die Lesung keinesfalls zu einer anonymen Massenveranstaltung wurde, sagt viel über die ohnehin mit hohen Sympathiewerten ausgestattete, authentisch wirkende Autorin, lag aber auch daran, dass Anne Gesthuysen viele Charakterzüge und nicht zuletzt Sprüche ihrer Romanfiguren aus dem eigenen Erleben und dem engeren Verwandten- und Bekanntenkreis speist. Stichwort: schwarzer Humor am Niederrhein. Den nimmt sie als Niederrheinerin gar nicht mehr so sonderlich wahr, der gehöre einfach dazu. Und er kommt in ihrem dritten Roman gleich mehrfach und in zumeist so trockener Darreichungsform vor, dass einem schnell die Augen tränen – vor lauter Lachen.
Berührend und kämpferisch
Doch auch einige berührende, ja sogar kämpferische Momente trug Gesthuysen aus ihrem „Mädelsabend“ vor – und kommentierte sie ausgiebig, was den besonderen Charme ausmachte. Schließlich geht‘s nicht nur um um den schwarzen Humor, der den Niederrheiner und in Falle von „Mädelsabend“ besonders die Niederrheinerin halbwegs aufrecht durch die Land- und Leidenschaften gehen lässt. Sondern auch um Zusammenleben, Ehe, Kinder, Karriere, Emanzipation. Ein voller Griff ins wahre Leben also – der nicht immer und für alle Beteiligten ein Glücksgriff ist. Das zumeist weibliche Kevelaerer Publikum bedankte sich mit langanhaltendem Applaus.