Made in Kevelaer

Hand aufs Herz, liebe Leser, der aktuelle Prospekt aus dem Modehaus Kaenders ist sehenswert und lädt durchaus zu einem Einkaufsbummel durch Kevelaer, nicht zuletzt zu einem Besuch ins besagte Modehaus ein. Das mag daran liegen, dass erstens der Prospekt sehr gut und professionell gemacht ist und zweitens dafür ein durchaus sehenswertes Model zur Verfügung stand.
Markus Kaenders, Inhaber des Kevelaerer Modehauses, lacht und stimmt beidem zu. „Wir waren diesmal in der glücklichen Lage, ein Prospekt mit hauseigenen Mitarbeitern zu machen – und das ist uns sehr gut gelungen“, erklärt der Modefachmann mit Blick auf das besagte Model, Eyad Babncy, der auch schon bei Modeschauen für das Modehaus gelaufen ist. „Die Kampagne, das können wir jetzt schon sagen, ist sehr gut angekommen“, freut sich Kaenders.
Flucht aus Syrien
Für das Modehaus war dieser Prospekt eine gute Möglichkeit, sich einem modernen Publikum zu präsentieren. „Wir möchten damit auch zeigen, dass unser Haus moderne Mode für jedes Alter anbietet“, betont der Inhaber. Vor vielen Jahren habe man für einen eigenen Prospekt Schaufensterbüsten genommen. „Das wirkte aber eher wenig professionell“, gesteht Kaenders, der zudem für die Erstellung des aktuellen Prospekts die gute Zusammenarbeit mit der in Kevelaer ansässigen Medienmanufaktur lobt.
Nun kann man über die Verfügbarkeit eines eigenen Models oder die Zusammenkunft von Eyad Babncy und dem Modehaus Kaenders von reinem Zufall sprechen. Aber so einfach ist diese Erfolgsgeschichte für beide Beteiligten dann doch nicht.
Im Frühjahr 2016 floh Eyad Babncy aus seinem Heimatland Syrien. Viele Erinnerungen an seine Familie und auch schreckliche Kriegserfahrungen begleiteten den jungen Mann auf seiner Flucht über die Türkei nach Deutschland. Im Mai 2016 endete diese in Neuss. Nur kurze Zeit später führte sein Weg nach Kevelaer.
Hier in der Marienstadt hilft ihm sein unbändiger Lebenswille. Zusätzliche Lebensfreude lässt den 29-jährigen Syrer schnell aktiv werden. „Das Wichtigste war für mich, erst einmal die Sprache zu lernen“, berichtet Eyad Babncy. Unterstützung erhält er dabei von Sylvia Rommen-Ahlbrecht, Vorsitzende der Caritas-Konferenz St. Marien. „Dieser junge Mann hat eine besondere Ausstrahlung und einen unbändigen Willen, etwas Neues zu lernen“, bestätigt die Vorsitzende, die den hier angekommenen Flüchtlingen Deutschunterricht erteilt. Sie erkennt die Begabungen des jungen Mannes, gibt ihm Privatunterricht in Sprache, Redewendungen und Verkaufstraining. Erfahrungen hatte Eyad Babncy schon an der Seite seines Vaters gesammelt, der in Syrien in der Tourismusbranche und im Einzelhandel tätig war.
Seine schnelle Auffassungsgabe und nicht zuletzt sein Charisma verschafften ihm ein fünfwöchiges Praktikum im Modehaus Kaenders. „Das machen wir gerne, allerdings vergeben wir eher Schülerpraktika“, erklärt Markus Kaenders. Eyad Babncy war mit Beginn des Praktikums bereits 30 Jahre. Dennoch, die Sympathiewelle schwappte schnell über – und das im ganzen Haus. Auch Verwaltungsmitarbeiterin Heidrun Wendt kümmerte sich auf mütterliche Weise um den Praktikanten, ermöglichte ihm einen Einstieg in ein Berufsleben.
Ausbildung bei Kaenders
„Eyad bewies während seines Praktikums so viel Talent und Verkaufsgabe, dass wir ihm eine weitere Mitarbeit in unserem Hause anboten“, erklärt Kaenders. Eyad stellte jedoch nicht nur sein Verkaufstalent unter Beweis, sondern zeigte auch Begabung als Model, wurde schon im vergangenen Jahr im Kaenders-Prospekt zum Modegesicht der Stadt Kevelaer. „Der neue Prospekt ist aber besser geworden“, sagt das Model und Verkäufer selbstkritisch mit einem herzlichen Lachen.
Eyad Babncy nutzte seine Chance. Im August vergangenen Jahres begann er im Modehaus Kaenders seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, besucht zwei Mal wöchentlich in Geldern die Berufsschule. Darüber freut sich nicht nur Markus Kaenders. Auch die Kundschaft freut sich über das freundliche Verkaufstalent. Und wenn diese dann in ihrem Verkäufer das Model erkennen, steht einem erfolgreichen Verkaufsgespräch nichts mehr im Wege. Besser kann Integration nicht gelingen.