Lob für die Stadtwerke und die Bürgerbusse

Der Betriebsausschuss der Stadt Kevelaer begleitet die Arbeit der Stadtwerke. Seine Themen sind oft unspektakulär, für die Bürger aber von großer Bedeutung. Der Ausschussvorsitzende Günther Krüger (KBV) gibt im KB-Interview einen Überblick.

KB: Herr Krüger, Schulausschuss, Stadtentwicklungsausschuss – das sind selbsterklärende Titel. Was aber behandelt der Betriebsausschuss?
Günther Krüger: Früher hieß der Ausschuss mal Werksausschuss, da ging es nur um Wasserleitungen und Wasserverkauf. Jetzt ist der Tiefbau noch dabei, was sinnvoll ist. So wird die Straße nur einmal aufgebuddelt und alles einheitlich gemacht. Wenn alles Städtische unter der Erde in einer Hand ist, spart das auch Kosten.
Außerdem sind in den letzten Jahren Strom und Gas dazugekommen. Beim Strom der Vertrieb und die Netzbeteiligung mit RWE bzw. Innogy. Beim Gas geht es nur um das Leitungsnetz.

Wieso kein Gasvertrieb?
Krüger: Das wäre mit der bestehenden Mannschaft der Stadtwerke nicht machbar. Es wäre denkbar, das als Standbein hinzunehmen. Dann müsste man aber Leute einstellen. Derzeit ist das keine Überlegung.

Hat sich der Strombereich in Form der „NiersEnergie“ als sinnvolle Entscheidung erwiesen?
Krüger: Ja, wir sind in Kevelaer hinter RWE der zweitgrößte Stromanbieter. Für die Bürger ist das ein guter Service, weil ihre Ansprechpartner vor Ort sind. Außerdem sind wir günstiger als der Grundversorger. Und die Gewinne entlasten den städtischen Haushalt.

Und gut fürs Klima ist das Angebot auch?
Krüger: Die Politik hat damals entschieden, dass ausschließlich Ökostrom angeboten wird.

Müsste die Stadt dann nicht mehr für „ihren“ Strom werben? Immerhin sind viele Kevelaerer noch Kunden des teuren Grundversorgers.
Krüger: Vielen Leuten scheint nicht klar zu sein, dass es kein Aufwand ist, zu den Stadtwerken zu wechseln. Ein Anruf – und die Mitarbeiter machen alles. Anders als beim Telefon kann es da beim Wechsel auch keine Probleme geben: Der Strom fließt immer aus der Steckdose.

Stichwort Ökostrom: Wie steht es um den geplanten Bürgerwindpark?
Krüger: Es gibt die Überlegungen, die Bürger zu beteiligen. Noch laufen aber Genehmigungsverfahren und wir wissen die endgültige Anzahl der Windräder nicht genau. Es gibt zwei Möglichkeiten: Die Bürger könnten Anteile kaufen und von der Verzinsung profitieren. Oder die Stadt erzielt durch eine Beteiligung Gewinne und setzt damit Maßnahmen um in Kultur, Schule oder anderen Bereichen, wo die Allgemeinheit profitiert.

Wechseln wir vom jüngsten zum ältesten Thema: der Wasserversorgung. Gibt es dabei für die Politik noch viel zu diskutieren?
Krüger: Es geht beim Wasser hauptsächlich um die Qualität und den Preis und darum sicherzustellen, dass immer genug Wasser da ist. Durch unsere langjährige Zusammenarbeit mit den Landwirten und Gartenbaubetrieben hat Kevelaer kein Nitratproblem. Das Wasser aus der Leitung ist besser als Mineralwasser aus der Flasche. Und im Kreisvergleich ist unser Wasser günstig.

Und der Bereich Abwasser?
Krüger: Da geht es bei den Kanälen meist um die Frage: Welcher Durchmesser? Ist der Kanal bei starkem Regen zu gering bemessen, kommt das Wasser oben raus. Ist der Durchmesser sehr groß, ist das ein Riesenaufwand und sehr teuer. Wir sind in Kevelaer aber mit den Hebepumpwerken und den Regenrückhaltebecken gut versorgt.

Soll man denn noch Wasser sparen oder verstopfen dann die Kanäle?
Krüger: Wenn man beispielsweise bei der Toilette immer nur die Spartaste benutzt, ist das für die Kanäle nicht gut. Dann verstopfen die Zuleitungen und im Kanal fehlt die Fließgeschwindigkeit bis zum Klärwerk. Das heißt aber nicht, dass man wie wild Wasser durchjagen soll. Ein anderes Problem ist, dass vieles in Toiletten geworfen wird, das nicht reingehört. Schon feuchtes Toilettenpapier zersetzt sich nicht wie normales Toilettenpapier.

Die meiste Aufmerksamkeit der Bürger erhält der Betriebsausschuss immer dann, wenn es um den Ausbau einer Straße geht…
Krüger: Deshalb veranstalten wir dazu Bürgerversammlungen, so wie jüngst bei der Alten Weezer Straße, wo es eine große Diskussion gab. Oft treffen die Pläne erstmal auf Skepsis, was kein Wunder ist, da die Anwohner die Arbeiten ja oft mitbezahlen müssen. Aber wenn die Arbeiten abgeschlossen sind – wie zuletzt an Rosenbroecks­weg oder Windmühlenstraße – sind im Nachhinein meist alle sehr zufrieden. Wir versuchen ja auch im Rahmen der Möglichkeiten die Bürgerwünsche zu berücksichtigen, beispielweise bei der Lage von Parkbuchten oder Bäumen. Inzwischen gibt es auch nur noch wenige Straßen, die noch im Urzustand sind. Mir fallen vor allem Mittelstraße, Drißenpass und Alte Heerstraße ein.

Für Aufregung sorgte doch auch die Erneuerung der Hauptstraße…
Krüger: Normal wird eine Straße möglichst dann gemacht, wenn auch am Kanal was gemacht werden muss. Das haben wir jetzt wegen des Integrierten Handlungskonzepts ein paar Jahre vorgezogen. Sonst wären wir damit fertig gewesen und hätten die Straße nach wenigen Jahren wieder aufmachen müssen, um den Kanal zu erneuern. Das wäre wesentlich teurer und das wollten wir außerdem den Händlern nicht zumuten. Darum auch zwei Bauabschnitte. Wir werden den Zeitplan übrigens einhalten. Die Gestaltung haben wir natürlich auch hier mit den Anwohnern und der Straßengemeinschaft abgesprochen.

Der Betriebsausschuss verabschiedet Beschlüsse meist einstimmig. Wo geraten die Meinungen schon mal aneinander?
Krüger: Eines der wenigen kontroversen Themen ist der Airport-Shuttle. Die Mehrheit befürwortet ihn. Ich halte persönlich nicht viel von Regionalflughäfen, aber solange es den Flughafen Weeze gibt und wir die Möglichkeit haben, die Linie zu halten, sollten wir das tun.

Trotz der Kosten?
Krüger: Die Betriebwirtschaftlichkeit ist schwierig detailliert aufzuzeigen. Wie viele von denen, die mit der Bahn über Kevelaer zum Flughafen anreisen, sagen: Das ist aber schön hier, ich komme mal wieder. Wenn man alle – auch nicht-monetäre – Gesichtspunkte berücksichtigt, halte ich den Airport-Shuttle für eine sinnvolle Einrichtung.

Eine Kritik lautet, die Linie werde kaum genutzt…
Krüger: Manchmal sitzen da nur fünf Leute in einem Riesenbus. Aber wir haben eine bestimmte Kapazität bestellt. Wenn der Unternehmer einen größeren Bus einsetzt, kann das für ihn trotzdem wirtschaftlich sein. Die Stadt zahlt deswegen aber nicht mehr. Wir werden sicher immer wieder über den Airport-Shuttle diskutieren, wenn eine Vertragsverlängerung ansteht. Ich bin aber sicher: Wenn wir die Linie aufgeben, nimmt die Niag die sofort – und wir haben keinen Einfluss mehr, beispielsweise auf die Streckenführung.

Unumstritten sind in Kevelaer die Bürgerbusse, für die die Stadtwerke und damit auch der Betriebsausschuss zuständig sind…
Krüger: Das ehrenamtliche Engagement der Fahrer kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Die Bürgerbusse sind unterm Strich zwar ein Zuschussgeschäft, aber dennoch eine sinnvolle Investition. So sind die Ortschaften an die Innenstadt angeschlossen.

Könnte der Bürgerbusverkehr ausgeweitet werden, beispielsweise um die Hüls mit der Innenstadt zu verbinden?
Krüger: Die Investition oder auch Linien zu ändern, wäre das kleinere Problem. Aber wir sind, wie gesagt, auf ehrenamtliche Fahrer angewiesen. Richtig ist, dass wir sehen müssen, wie wir die Anbindung hinbekommen. Die Hüls funktioniert nicht durch die Gebäude, sondern durch das Angebot und die Erreichbarkeit. Auch eine Bimmelbahn wie zum Beispiel in Xanten wäre durchaus denkbar. Die Diskussion darüber wird bald kommen und ist auch notwendig.

Wie gelangen die Themen auf die Tagesordnung des Betriebsausschusses – durch die Politik oder die Stadtwerke?
Krüger: Die Politik bringt durchaus auch Themen ein, zum Beispiel aus den Haushaltsberatungen, durch die Ortsvorsteher oder in Folge von Bürgeranregungen.

Der Ausschuss tagt weitgehend öffentlich und seit einiger Zeit auch barrierefrei zugänglich im Rathaus. Gibt es oft Bürger als Zuhörer?
Krüger: Meist nur, wenn sie wie beim Straßenausbau direkt betroffen sind. Aber der Betriebsausschuss ist auch ein Ausschuss, in dem wenig große Diskussionen und wenig politischer Sprengstoff drin sind. Bürger sind eher im Rat zu Gast, wo die finalen Entscheidungen getroffen werden – auch wenn das manchmal viel langweiliger ist, weil die Diskussionen dazu schon in den Fachausschüssen stattgefunden haben. Die Ausschüsse sind für Bürger eindeutig interessanter.

Zur Person

Günther Krüger ist Vorsitzender des Betriebsausschusses. Der gebürtige Kevelaerer ist Industriekaufmann, Bilanzbuchhalter und Betriebswirt. Bis vor einigen Jahren war er auch als Berater kleiner und mittlerer Unternehmen tätig. Heute konzentriert der 64-Jährige sich ausschließlich auf die Wirtschaftspublizistik.
Privat treibt der KBV-Fraktionsvorsitzende „etwas Sport“, sammelt Briefmarken und geht mit seiner Frau gerne auf Städtereisen. Was dann noch an Zeit bleibt, verbringt der Vater einer Tochter gerne mit seinen beiden Enkelkindern.