Kevelaerer Basilikaorganist Elmar Lehnen kann auf erfolgreiche Zusammenarbeit mit „consonanz à 4“ blicken

Lieder auf den Leib geschneidert

Basilikaorganist Elmar Lehnen, Wiltrud de Vries, Bernhard Scheffel, Annette Gutjahr und Allan Parkes (von links) geben in der Marienbasilika musikalisch wieder alles. Foto: Heike Waldor-Schäfer

Also das ist ja mal richtig gut gegangen: des Nachbars Hahn hat ausnahmsweise mal „den Schnabel“ gehalten, der Mann mit dem Laubbläser draußen war wohl in der Mittagspause, dem Dohlen-Chor war’s zu nasskalt und der Wind pfiff auch nicht um den Kirchturm und durchs alte Gemäuer. Die Vier Musiker*innen von „consonanz à 4“ und der Mann mit den Notenblättern, Elmar Lehnen, strahlten. Aufnahme geglückt, wieder ein Teil der neuen CD eingesungen und eingespielt – hoch oben über den Dächern von Kevelaer – auf der hölzernen Orgelempore unter dem Dach mit Sternenhimmel der Kevelaerer Marienbasilika.

Das Vokalquartett stand dort oben nicht zum ersten Mal – viele Konzerte haben sie den Nieder­rheiner*innen schon geschenkt – unvergessen dürfte für viele zum Beispiel der Auftritt beim Mysterien-Oratorium „Mensch! Maria!“ aus dem Jahr 2017 sein, als der Wallfahrtsort den 150. Geburtstag seiner Basilika feierte.

Stimmen zwischen zärtlich, laut und mächtig

Nun sind Wiltrud de Vries (Sopran), Bernhard Scheffel (Tenor), Annette Gutjahr (Mezzosopran) und Allan Parkes (Bass) wieder mal da. Und was so aussehen mag wie die Probe für den nächsten Auftritt beim Kindergeburtstag, ist der hohen Kunst geschuldet: Auch die schönste und klarste Stimme kann nicht frohlocken, wenn sie kalte Füße hat. Gerade einmal 13 Grad sind es unter dem Kirchenhimmel – und dann komplizierte Tonfolgen und Notenkaskaden auf hohem Niveau: das klappt nur, wenn die Seele nicht friert. Die Lösung heißt: Ansitzsack. Und so krabbelt das Quartett aus dem hohen Norden in die flauschig-weichen niederrheinischen Kettgewirke – viel Spielraum haben die Füße nicht, aber wichtig ist ja, was „oben“ herauskommt. Und das sind vier beeindruckende Stimmen, die sich ineinander versenken, umschlingen, ab und an trennen, um sich wieder ineinanderzulegen. Mal zart und andächtig, mal laut und mächtig, voll und klar.

Dass „consonanz à 4“ wieder in der niederrheinischen Wallfahrtsstadt eine CD aufnimmt, liegt nicht am Charme der sanften Hintergrundgeräusche, die das Leben unfreiwillig der Musik als leichte Live-Kulisse schenkt, sondern am örtlichen Organisten und Komponisten Elmar Lehnen. Der Mann ist Meister seines Fachs und er hat dem Vokalquartett nun Musik auf die Stimmen geschneidert. Er selbst begleitet das Quartett an der mächtigen Seifert-Orgel. Die vier erfahrenen Musiker*innen nehmen das gewaltige Klangvolumen auf, schwingen sich hinein. 

Eine CD mit 15 Liedern wird bis März kommenden Jahres noch eingespielt werden – auch das Ergebnis einer langjährigen Freundschaft und zahlreicher gemeinsamer Konzertreisen der Fünf. 

Eine Herausforderung für erfahrene Musiker*innen

„Die Musik von Elmar Lehnen schwebt irgendwo zwischen Klassik, Jazz, Swing und Einflüssen des 70er-Jahre Rock. Close Harmonie, überraschende harmonische Wendungen und eingängige Melodien vereint er zu seinem ganz eigenen Stil“, schwärmt Annette Gutjahr – und schickt gleich einen Seufzer hinterher: „Elmars Musik ist sehr komplex und dicht. Manchmal kann man das fast nicht mehr singen, weil es körperlich unglaublich anstrengend ist.“

Und was dann da klingt, überrascht: mal fast ein bisschen jazzig und verrockt, dann aber auch wieder voller Kirchenklang. Und weil die Orgel immer ein bisschen höher „singen“ kann als der Mensch, müssen die vier Stimmgewaltigen sich mitunter ganz schön strecken. Die vier Stimmen bleiben in ihrer Unterschiedlichkeit – und doch verschmelzen sie zu einem einzigen großen Klangkörper. Psalmen, Marientexte, ein Vaterunser und Überraschendes mehr gibt‘s zu hören. Und dass das alles im Loden-Schlafsack zelebriert wurde, hört man auf der CD wirklich nicht.

„Florete Flores“, die CD, wird im März 2022 auf den Markt kommen. Für die Tontechnik zeichnet wieder einmal Rolf Kirschbaum verantwortlich (Alien Styl).

Elmar Lehnen hat eigens für „consonanz à 4“ 15 Stücke geschrieben und mit Orgelimprovisationen versehen. Mit einem Konzert im Frühjahr in der Marienbasilika soll die neue CD vorgestellt werden.