Lernen im Live-Stream

Stolz konnten Theo Reintjes und Johannes Wilhelms das druckfrische Heft mit dem aktuellen Programm der Volkshochschule Goch-Kevelaer-Uedem-Weeze für das erste Halbjahr 2020 präsentieren. „Es ist farbig geworden, das Programm“, benannte VHS-Leiter Reintjes eine der Neuerungen. Damit ist es dem Layout angepasst, das man auf der Homepage der Volkshochschulen für die einzelnen Fachbereiche finden kann. „Es ist ja kein Bilderbuch, sondern wir wollen die Informationen weitergeben. Ich denken, da ist uns in sehr ansprechender Form ein Gleichgewicht gelungen.“

Der Titel zeigt Ludwig van Beethoven – und das mit Kopfhörer und Handy in der Hand. „Jeder weiß ja, dass der Mann nicht gut hören konnte, trotzdem ein Musikgenie war. Er war ein Querkopf – und auch die VHS muss immer querdenken“, formulierte Reintjes die Idee des Ganzen. „Das ist der Brückenschlag der mittleren und älteren Klientel zu den Jüngeren, die sich über Youtube und solche Kanäle informieren“, ergänzte Wilhelms, bei der VHS für berufliche Bildung und EDV zuständig.

Rund 350 Tages-, Abend – und Nachtangebote haben die Verantwortlichen zusammengestellt. Gegliedert ist das Ganze in die sieben Fachbereiche „Mensch und Gesellschaft“, „Kulturelle Bildung und Kreativität“, „Gesundheit“, Sprachen“, „Berufliche Bildung und EDV“, „Grundbildung und Schulabschlüsse“ sowie „Studienreisen“.

Erstmaliges Streaming-Angebot

Eine Premiere ist in diesem Jahr ein Live-Streaming-Angebot mit dem Titel „VHS-Wissen live“. Natürlich sei die Volkshochschule der Ort, wo unmittelbare Kommunikation stattfinde, auch um persönliche Kontakt zu knüpfen, sagt Reintjes. „Aber wir können nicht ignorieren, dass die Digitalisierung voranschreitet und gerade junge Leute das von der Pike auf erlernen.“ Dement-sprechend sei man auch gefordert, diese Mittel und Wege „als Ergänzung“ zu nutzen.

Renommierte Forscher, Experten und Wissenschaftler werden dort Vorträge halten. Die Palette reicht von einem Vortrag über „Künstliche Intelligenz“, „Friedensethik im 21. Jahrhundert“, „Wer beherrscht den digitalen Raum?“ bis zu „America first“ und der Krise des heutigen Parlamentarismus. Die Nutzer müssen sich bei der Volkshochschule online oder direkt am Standort anmelden. Dann werden an diejenigen die dazugehörigen Links verschickt. „So können wir halt evaluieren, wer das nutzt und ob sich das Angebot lohnt.“

Nutzer könnten auch Fragen stellen, die als Chatbeiträge gesammelt und vom Fachmann beantwortet werden, ergänzte Wilhelms. Auch Schulen will man dazu gerne mit ins Boot holen – und die rechtliche Frage noch klären, ob es erlaubt ist, die Sendungen aufzuzeichnen und daraus eventuell auf lange Sicht eine Mediathek anzulegen. „Das könnte der nächste Schritt sein“, so Reintjes. Den ersten Vortrag kann man am Donnerstag, 16. Januar 2020, ab 19:30 Uhr zum Thema „Der ungeliebte Bundesstaat“ von Prof. Dr. Peter Huber verfolgen.

Dazu gibt es erneut vier kostenlose Webinare in der Öffentlichen Begegnungsstätte in Kevelaer, wo vier Ärzte Auskunft zu Themen wie Demenz, Chronischen Atemwegserkrankungen, Migräne und Parkinson geben werden. „Der Erfolg hängt da vom Thema ab. Da sitzen mal zwei, mal zwölf Leute“, meint Reintjes.

Viele Angebote in Kevelaer

Zum Thema Ludwig van Beethoven bietet die VHS die Fahrt zu einem Violinkonzert in die Essener Philharmonie am 26. Juni und ein Klavierkonzert mit Roman Salyutov in der Kevelaerer Begegnungsstätte am 7. April an. Spannend dürften dort auch Werner Schoofs Bilderabend am 5. Juni mit kleinen Geschichten um die deutsche Fußballnationalmannschaft und die Lesung zu Ehren von Hanns Dieter Hüsch am 12. Februar mit Heinz van de Linde werden – beides kostenfrei.

Die ÖBS wird zudem Schauplatz von Stimmbildungs-Workshops am 8. Februar und 9. Mai mit der Sporanistin Ekaterina Korotkova und dem Musikwissenschaftler André Schmeichel. Beide veranstalten dort am 4. April einen Workshop zum Thema „Singen macht glücklich“. Und im Malraum der ÖBS wird die Malerin Sepideh Akbarzadeh ab dem 18. März an fünf Abenden zeigen, wie „Blindzeichnung am Gegenstand“ funktioniert.

Im Themenbereich Heimat- und Länderkunde werden auch Betriebsbesichtigungen wie bei der Abfallentsorgungsanlage Asdonkshof in Kamp-Lintfort und eine Besichtigung der JVA Kleve angeboten. Felicitas Wilhelms organisiert eine waldpädagogische Exkursion und einen dreitägigen Ferienworkshop in der freien Natur mit dem Ausgangspunkt Boxteler Bahn.

Französisch Schwerpunkt bei den Sprachen

Was Sprachkurse betrifft, hat die VHS im vergangenen Jahr 14.800 Stunden angeboten. Den größten Teil davon decken die Kurse für Migranten ab. Ein neuer Kollege sei zur Beratung und Entlastung eingestellt worden, so Reintjes. „Die Erfolgsquote bei den Kursen betrug 2019 über 70 Prozent“, dankte Reintjes sowohl Lehrern als auch den Teilnehmern, „die entgegen anderer Meinungen eine hohe Bereitschaft haben, schnell zu lernen.“ Das Bundesamt sei jedenfalls so zufrieden, dass es dafür finanzielle Zuwendungen für die nächsten vier Jahre erteilt hat. „Das sind öffentliche Mittel, für die eine hohe Nachweispflicht besteht“, sagt Reintges. Die Kurse müssen eine entsprechende Qualität aufweisen, die Lehrenden auch Schulungen erhalten.

Eine große Überraschung sei die „Renaissance“ der französischen Sprache bei den Angeboten. Reintjes führte das auch auf die Arbeit von Marie-Christine Schwitzgöbel zurück, die auch in diesem Jahr wieder mit einem deutsch-französischen Abend, einem „Pétit déjeuner“ und einem Vortrag über die Provence in der Kevelaerer Begegnungsstätte Lust auf die Sprache machen will. Und man will es in diesem Jahr mal wieder mit Griechisch-Kursen versuchen.

Angebote für Arbeitnehmer

Im Bereich EDV und berufliche Bildung können Interessierte die ganze Palette von Grund- und Aufbaukursen in Word, Excel, Outlook und Access als Standard oder auch vorgeschaltete Grundkurse für PC, Laptop und Smartphone sowie im Umgang mit Datenschutz, E-Mail und anderen Dingen im Internet wahrnehmen. „Wir machen auch Bildgestaltung und Design – sogar als Bildungswoche“, erläuterte Wilhelms.

Über einen Bildungscheck und eine Bildungsprämie können sich Mitarbeiter von Unternehmen beruflich weiterbilden lassen, „Da werden 50 Prozent bei einer Summe bis zu 500 Euro übernommen“, sagte Reintjes. Viele Betriebe nutzten diese Möglichkeit. Arbeitnehmer haben auf das Angebot der „Beratung zur beruflichen Entwicklung“ das Recht auf bis zu neun kostenlose Stunden. „Das hat in den letzten Jahren stark zugenommen“, sagt der VHS-Leiter. Wer noch den Hauptschulabschluss oder Mittleren Schulabschlusses machen will, sollte sich beeilen – kurzfristig könne man da in den Unterricht noch einsteigen, empfahl Reintjes.