„Auch als Bürger oder Bürgerin sollte man sich äußern zu einem Zeitgeschehen oder Zuständen“, sagt Mareile Baumgärtner, „die nicht gut oder zufriedenstellend sind“. Auch in Kevelaer wie in einigen Städten am Niederrhein gibt es viele leerstehende Ladenlokale. Axel Hundertmarck hat sich zusammen mit Mareile Baumgärtner mit diesem Thema befasst.

So richtig habe Baumgärtner nicht gewusst, was daraus würde. Die Fotos von Hundertmarck haben sie inspiriert. „Von 90 Fotos, die ich vorschlug, suchte Mareile Baumgärtner dann zwölf Fotos aus“, erzählt der Fotograf. Für die Hoffnung habe er dann zwölf weitere seiner Fotos collagenartig mit grünen Zweigen ergänzt. Baumgärtner ist mit den Fotos Hundertmarcks in eine Interaktion getreten. Das sei eine spannende Zeit gewesen. Doch haben sie ihre Intention nie aus dem Blick verloren, den Leerstand in der Stadt näher aufzugreifen.

Sie sind selbst überrascht, wie viele Ladenlokale nicht mehr als Geschäfte genutzt werden. Oft sehe man nicht sofort, dass einige Lokale nicht besetzt seien. Da helfe nur ein genaues Hinschauen. Selbst Hundertmarck habe bemerkt, dass man es oft einfach ausblendet, wenn wieder ein weiterer Leerstand dazugekommen ist. „Ich habe das nicht so extrem im Auge gehabt“, ergänzt er. Baumgärtner hofft, dass sich etwas entwickelt, dass sich die Leerstände reduzieren.

Die Fotos und Collagen von Baumgärtner und Hundertmarck zeigen nicht etwa nur Ladenlokale, die nicht genutzt werden, sondern greifen auch Schönes aus der Stadt auf, die sie in den Blick genommen haben. Symbolisch macht es Baumgärtner zum Beispiel mit Brillengläsern. Auch durch das Gradierwerk scheint sich eine Tür geöffnet zu haben, lässt Baumgärtner durchblicken durch ein Foto von Hundertmarck, das sie mit einer Collage ergänzt. Die Farbe Rot steht für die Liebe.

Zu den Werken der beiden Künstler, die in dem langen Raum an beiden Seiten hängen, steht hinten eine Tafel, an der die einzelnen Objekte zu sehen sind, mit den Straßen und Hausnummern, wo die leeren Räume stehen. Ein roter Teppich führt dort hin. 65 kleine Fotos mit der Überschrift ‚„Was wird?“ – leer‘ sind abgebildet.

Besucher und Besucherinnen erzählen von Läden, die auf der Tafel nicht aufgeführt sind. „Es gibt Läden, die sind ausgeschmückt, so dass man sie als Leerstände nicht wahrnimmt“, erläutert Hundertmarck. Er wundere sich nicht, dass einige Objekte hier nicht aufgeführt seien.

Tanja Hendricks aus Kevelaer weiß, dass das Gebäude auf der Marktstraße 41 schon leer stand, als sie noch sehr jung war. Sie wisse gar nicht, was da vorher angeboten wurde. Das seien dann ja schon etliche Jahre, in denen sich dort nichts tue. Das würde auf Dauer die Stadt weniger lebendig machen, sagt sie.

Nicole Hieckmann hat es inzwischen nahezu aufgegeben, nach einem Lokal für ihre Kunst zu suchen. Fast habe sie etwas gehabt. Doch als der Vermieter ihr sagte, dass er voraussichtlich nur für zwei Jahre vermiete, hatte sie davon abgesehen, dort ihre kunstvollen Dekorationswerke wie zum Beispiel die Glückswächter, die es als Stelen für drinnen und draußen gibt, anzubieten. Beide Besucherinnen waren neugierig auf diese Ausstellung und besuchten sie am vergangenen Samstag.

Die Ausstellung ‚leer‘ ist mal weniger und dann auch besser besucht gewesen während der einwöchigen Öffnungszeit. Interessante Gespräche seien entstanden, freuen sich Baumgärtner und Hundertmarck. Über den Besuch von Hendrik Görtz vom Kevelaerer Marketing haben sie sich besonders gefreut. Seitens der Stadt hätten sie sich für die Ausstellung, insbesondere bezüglich des Themas, mehr Interesse gewünscht.