Lebendige Pfarrei mit viel Potential nach oben
Welche Bedeutung die Pfarrei St. Marien für die Stadt und die Umgebung hat, wurde einmal mehr beim traditionellen Neujahrsempfang deutlich, zu dem die Gäste den großen Speisesaal des Priesterhauses füllten.
Vertreter der verschiedenen Gruppen und Verbände waren gekommen, um auf das Jahr 2019 zu blicken. Da Wallfahrtsrektor Gregor Kauling aufgrund einer OP verhindert war, verlasen Dr. Rainer Killich und Dr. Bastian Rütten ein Grußwort von ihm. Die Pfarreiratsvorsitzende Birgit Vos und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler rundeten die Redebeiträge ab.
St. Marien sei, so Birgit Vos, eine lebendige und spirituelle Pfarrei. Als Sorge nannte sie, dass Kirchenferne kaum erreicht werden könnten: „Ich wünsche, dass wir in St. Marien zu den Menschen kommen können.“ Sie ging auf das Wallfahrtsmotto „Herr, wohin sollen wir gehen?“ ein und führte aus, dass im Jahr 2019 der Pastoralrat weiter umgesetzt werden soll.
Im Grußwort ging Pastor Kauling lobend auf vieles ein, was in Kevelaer hervorragend funktioniere. Er nannte aber auch den Missbrauch, der das letzte Jahr kirchlich bestimmte, als große Wunde der Kirche. „Missbrauch verletzt uns alle bis ins Mark.
Offenheit und Transparanz sind gefragt“, so sein Plädoyer. Um in der eigenen Pfarrei alles Menschenmögliche zu tun, um Missbrauch zu verhindern, führte er aus, dass neben Schulungsmaßnahmen der pastoralen Mitarbeiter und der Umsetzung des in Goch erarbeiteten Schutzkonzeptes demnächst auch eine Präventionsfachkraft an St. Marien tätig sein wird.
Den Kapellenplatz nannte er „die Herzkammer“ der Stadt und der Wallfahrtspfarrei. Eine Umgestaltung dieses „städtebaulichen Kleinods“ könne nur in Nuancen und behutsam gehen. Für 2019 würde er als geistlicher Reiseleiter selbst drei Fahrten begleiten, nämlich nach Paris, Luxemburg und Medjugorje. Am 11. August stehe das 875. Jubiläum von Keylaer an. Weiterhin wolle er mit seinem Team Gastfreundschaft leben und die Präsenz am Kapellenplatz verstärken. Es gelte, den Verwundungen und Gebrochenheiten der Menschen nahe zu sein.
Zudem lobte er ausdrücklich die Arbeit der Pfarrcaritas. Auch der europäische Gedanke werde zentral in diesem Jahr. Wie die verschiedenen Staaten Europas gelte es auch für die verschiedenen christlichen Konfessionen in Kevelaer, sich um Einheit zu bemühen. Zumindest in Kevelaer sei die Zusammenarbeit sehr gut. „Auf bald wieder zurück in Kevelaer. Ad multos annos“, schloss Kauling sein Grußwort, das viel Zustimmung im ganzen Saal fand.
Dr. Rainer Killich ging auf den Austausch mit den Wallfahrtsorten Einsiedeln, Mariazell und Altötting vor wenigen Tagen in Kevelaer ein, der in Zukunft regelmäßig in einem der vier angeschlossenen Wallfahrtsorte stattfinden soll. Er kündigte am 28. April die Fahradwallfahrt ab Weeze Flughafen an und verriet Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz, den er als „Mann der klaren Worte“ würdigte, als den Eröffner der Wallfahrt. Der Bischof aus Roermond, der kirchlichen Mutterdiözese, werde am 1. November die Wallfahrt beenden. Wichtig seien in diesem Jahr auch der 100. Todestag von Friedrich Stummel, der wohl im Rahmen des zweiten Stradivari-Festivals im September begangen werde.
Bürgermeister Dr. Dominik Pichler lobte seinerseits die gute Zusammenarbeit mit der Pfarrei St. Marien und dem Pastor. Gerade, was die Überplanung der kirchlichen Plätze angehe, ging es nur um Details. In seiner gewohnt humorvollen Art meinte er über die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Pfarrei: „Das ist ein bisschen wie in einer guten Ehe: Meist zieht man an einem Strang, aber ganz ohne Meinungsverschiedenheit geht’s doch nicht.“
Als zwei prägende Daten des Jahres nannte das Stadtoberhaupt den 70. Geburtstag des Grundgesetzes am 23. Mai, das er als „Kitt“ würdigte, „der unsere Gesellschaft zusammenhält.“ Allerdings sei Papier geduldig. Das, was das Grundgesetz aussage, müsse schon von Menschen gelebt und umgesetzt werden.
Dominik Pichler lud auch dazu ein, am 26. Mai bei der Europawahl die Stimme abzugeben. Angesichts des bevorstehenden Brexits Großbritanniens mahnte er: „Eine nationale Lösung meint leider auch, dass viele europäische Grundfreiheiten, wie die Personenverkehrsfreiheit, weggeschüttet werden. Das kann es nicht sein.“
Bastian Rütten ging abschließend noch auf einige neue Projekte an St. Marien ein, wie die Stille Oase oder den Abend der Barmherzigkeit: „Sehen wir immer auch alle Chancen und Möglichkeiten. Wir haben hier an St. Marien ganz viel Potential. Haben wir Mut zum Experimentieren, aber haben wir auch Mut, Bewährtes auch weiterhin zu tun.“