Kunsthandwerk in der Natur erleben

Nicht nur zahlreiche Künstler, sondern auch das Ordnungsamt war an diesem Morgen am Hungerwolfsweg erschienen, um eine Abnahme der „LandArt 2020“ vorzunehmen. „Das, was wir uns erhofft haben, reicht aus“, zeigte sich Judith Schelbergen als langjährige Organisatorin der Veranstaltung froh, dass die Vorsorgemaßnahmen, die sie angesichts von Covid-19 treffen möchte, auf das Wohlwollen der Behörden treffen. Somit darf ein Juwel der Kunstausstellungen am Niederrhein gerade in diesen Zeiten seine Pforten zwischen dem 28. und 30. August öffnen. „Ich bin sehr erleichtert, dass es überhaupt geht“, meinte die 46-jährige Künstlerin.

Die Vorbereitung mit der Einladung der Künstler begann schon im November letzten Jahres. „Als es losging mit Corona, da kamen schon erste Zweifel.“ Man habe sich im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht, wie die Veranstaltung unter den aktuellen Bedingungen vonstattengehen kann. „Wir machen wie jedes Jahr die Verlosung. Da bekommt jeder Besucher ein Kärtchen, auf dem er seine Daten mit Uhrzeit einträgt. Das reicht dann für die Nachverfolgung aus.“ Außerdem werden an diversen Stellen – am Eingang, an den Toiletten und nahe dem kulinarischen Angebot mit Wein, Flammkuchen und Grillstand – Desinfektionsspender aufgestellt. „Es wird an den Ständen kein Bargeld gezahlt  – es gibt Taler zu kaufen. Dann haben die Leute mit Geld nix zu tun.“

Um Müllberge zu vermeiden und der Getränke-Hygiene zu genügen, hat Schelbergen extra 1000 „LandArt“-Becher drucken lassen. „Die Stände kann man so platzieren, wie wir das immer machen.“ Da herrsche auf dem weitläufigen Grundstück genügend Platz.  Und beim Einhalten des Abstandes setzt sie auf die Vernunft und Eigenverantwortlichkeit der Gäste. „Da kann ich nicht permanent hinterher sein.“ Schelbergen hofft jetzt, „dass es nicht kurz vor knapp wegen Corona doch nichts wird“, wenn doch noch erneut Einschränkungen aufgrund der steigenden Infektionszahlen kommen sollten.

Sieben „Neue“ sind dabei

Insgesamt 30 Künstler und Künstlerinnen der Region zeigen ihre Objekte. Die Palette reicht von der Goldschmiedekunst, Blumen, Winzermöbel, Holzkunst, Metallobjekten und Steinmetzarbeiten bis hin zu Bildern und Skulpturen. „Mir war es wie immer wichtig, dass verschiedene Kunstrichtungen dargestellt werden – und auch ein paar neue Künstler gezeigt werden“, beschreibt sie den Ansatz der Künstlerauswahl. Insgesamt sieben „Neue“ werden auf dem Gelände zu sehen sein.

Auch bei den Künstlern herrscht Vorfreude. „Wir sind sehr erleichtert, weil die Kunden auch schon fragen“, meinte der Issumer Goldschmied Norbert Vitten, der mit seiner Tochter Annika dabei ist. „Alle anderen Märkte sind ja abgesagt worden.“ Ähnlich geht es der Kapellenerin Christine Pollmann, die bei ihrer Premiere Keramikskulpturen zeigt. „Die Welt ist ja stehengeblieben – auch für uns Künstler“, meint sie, obwohl sie in der Zeit „unheimlich viel geschafft“ habe. Der Reeser Michael Sting zeigt wieder seine „Mikrokosmen“ – alte Bäume auf Lavagestein aufgesetzt auf einen Stahl- oder Edelstahlständer.

Mit Herzblut dabei

„Für mich ist das jedes Mal ein Höhepunkt des Jahres“, sagt der Baerler Gartenkünstler Kurt Schlüter. Er setzt altes Werkzeug neu in Szene, ist zum sechsten Mal dabei. Was ihn begeistert? „Das Ambiente und die Frau Schelbergen, die sich hier mit Herzblut reinkniet. Mit den Kollegen kann man sich gut austauschen, es gibt kein Konkurrenzdenken und jeder gönnt dem anderen den Erfolg.“

Floristin Barbara Brings aus Geldern ist erstmals mit von der Partie und hofft auf „gute Geschäfte und gutes Wetter“. Betonkünstlerin Marion Schlabbers aus Veert betonte den Stellenwert, mit der eigenen Kunst „präsent zu sein und die Ideen, die man hat, präsentieren zu können.“ Und die Xantener Keramikerin Barbara Lemmen-Klotz sieht nicht nur den Bedarf der Künstler, nach außen zu treten. „Man merkt auch bei den Leuten, dass sie rauswollen.“