Kunst und Mensch im Dialog
Ein letztes Mal konnten Radfahrer, Touristen und Menschen aus der Nachbarschaft an den verschiedenen Standorten zwischen Weeze-Laar und Twisteden schauen, was die Künstler der sechsten Kevelaerer „Landpartie“ an originellen, besonderen und kreativenn Werken vom Holzgeschnitztem bis zum funkelnden Glas zu bieten hatten.
Ob in Bettina Hackmanns Atelier am Schloss Wissen, im Atelier der EIGENen Art in Schravelen, bei Flora Design mit seinem Angebot von Floristik bis Glasperlenschmuck und jeweils einer Yoga-Schnupperstunde der „Lebensart Kevelaer“ oder dem Quartier Klostergarten mit den Mitgliedern des „Fotoclubs Lichtstark“, es war eine große Vielfalt von Kunsthandwerklichem zu entdecken.
Das galt auch für die Kervenheimer Burg, wo sich nochmal alle Künstler tummelten und den Besuchern die Gelegenheit zum persönlichen Austausch über ihre Arbeiten gaben. Ob die Filzsachen von Silke Neumann, Karin Bucksteegs handbemalte Windlichte oder die rostige Skulpturen von Keusen-Joppich-Heyl, zum Stöbern gab es genug Möglichkeiten.
Schön für den Garten
Paul Riddermann blieb mit seiner Frau fasziniert bei den „Betonköpfen“ von Brigitte Polfers hängen. „Das ist sehr schön für den Garten“, sah das Paar aus Uedem die Werke als eine schöne Anregung an. „Ein paar von den Köpfen sind schon weggegangen“, hörte sich das aus dem Mund der Künstlerin nach einem annehmbaren Geschäft an.
Auch der Uedemer Kollege Roland Joppich mit seinen Rostskulpturen registrierte „mehr Besucher als ich gedacht hatte.“ Ein paar Meter weiter pries Nicole Hieckmann aus Kevelaer ihre „Glückswächter-Stelen“ an. „Die sind zur Landpartie entstanden und sie werden gut angenommen“, zeigte sie sich von dem „idealen Ambiente“ und den „lockeren Leute“ bei ihrer Burgpremiere sehr angetan.
Mit der Resonanz auf ihren eigenen Landpartie-Standort bei „Nicole´s Kreativwelt“ war sie auch zufrieden: „Das war gut dieses Jahr. Ich hatte auf jeden Fall nette Gespräche mit netten Leuten, die vorbeigekommen sind. Drei Monate waren ein bisschen lange. Aber die Wochenenden, die ich da war, haben sich auf jeden Fall gelohnt. Wenn der Termin passt, bin ich nächstes Jahr wieder dabei.“
Das Gelderner Ehepaar Gerry und Ruth de Raef fanden die Arbeiten von Marita Müller richtig schön. „Die Ton-Rose, die schenke ich mir zur Not selber“, hatte sie schon ihren „Favoriten“ ausgemacht. „Wir sind einfach mal mit dem Rad los“, betrachtete ihr Mann anerkennend die „Magd“-Figur, die die Uedemer Künstlerin erstmals auf eine Ausstellung mitgenommen hatte. „Als Wasserträgerin kommt sie gut zur Geltung.“
Als Ersatz fürs Kuchenbuffet, das wegen der Corona-Auflagen nicht möglich war, hatte der Verein „Wir für Kervenheim“ zumindestens Berliner und Brezel als kleine Nachmittagsergänzung organisiert. Und statt eigenem Kaffee hatte man – hygienisch einwandfrei – das kleine Kaffeemobil der Düsseldorfer Gabi und Markus Sedan engagiert. „Die Location ist einfach klasse, und die Niederrheiner sind so nett“, hatte Sedan jedenfalls nicht bereut, bei der Landpartie mit von der Partie zu sein. „Eine tolle Dorfgemeinschaft hier.“
Vereinssprecher Hans-Bernd Wessels zeigte sich zufrieden. „Wir haben bei der Anzahl der Künstler keine großen Massen erwartet.“ Er konnte mit dem Zuspruch gut leben, bis am letzten Nachmittag dann ein Regenschauer einsetzte. Auch Rita Skodek wirkte hinter ihrem Schmuckstand relativ entspannt. „Ich hatte den ganzen Tag Leute da. Es ist eine schöne Stimmung.“ Sie hatte dafür gesorgt, dass auf dem Burggelände Künstler mit ihren Arbeiten zu sehen waren.
Abschluss mit Regen und Lichteffekten
Den etwas regenfeuchten, aber optisch würdigen Abschluss der Landpartie feierten Brigitte Roth und ihr Partner auf dem Wyckermannshof in Laar. Dort bestand die Gelegenheit, ihre Kunstwerke jeweils bis 22 Uhr beleuchtet bewundern zu dürfen. „Am Tag waren es heute nochmal 44 Leute“, zeigte sie auf den Personenzähler in ihrer Hand. Schon am Vorabend hatten sie sich mit den einzelnen Gästen ein bisschen „verquatscht“, gestand sie lachend. Und auch am letzten Abend kamen tatsächlich noch ein paar Besucher, die sich trotz des Regens nicht davon abhielten ließen, die Skulpturen und anderen Arbeiten zu sehen.
Karin und Klaus Kammann aus Weeze wollten sich das Ereignis nicht entgehen lassen. „„Wir waren vor ein paar Wochen tagsüber hier. Da haben wir uns gedacht, wir fahren abends nochmal hin, um das mit Lichteffekten zu sehen“, erzähle die 56-Jährige. „Mein Mann hatte im Internet gesehen, dass die solange machen. Und wir wollen uns für den Garten was mitnehmen.“
Typisch Niederrhein
Sie hatte sich schon für einen der Weidenpfähle entschieden. „Das ist typisch Niederrhein“, versicherte sie. Ihr Mann war noch nicht ganz überzeugt: „Leisten können wir uns das, aber zu Anfang sagt man: super. Und nach drei Monaten ist der Effekt weg.“ Seine Frau widersprach: „Ich finde das immer schön. Da steckt soviel Arbeit drin, wo die Weidepfähle so ausgehärtet sind. Das hat man bestimmt sein Leben lang.“
Das Paar hatte insgesamt drei Landpartie-Touren hinter sich. „Das hat uns Spaß gemacht. Das war fast noch besser als nur an einem Wochenende.“ So habe man sich jeweils drei, vier Stationen aussuchen können. „Das war schön, wenn man mehrere Wochenenden Zeit hat.“ Und drei Wochenenden, das meinten beide, „kämen uns sehr entgegen.“
Anne van Rennings zieht ein Fazit der Landpartie 2020
Die Mit-Organisatorin der Landpartie 2020 , Anne van Rennings, zog ein positives Fazit der Veranstaltung. „Wir sind sehr zufrieden und sind froh, es gemacht zu haben.“
Sowohl vom Publikum wie von den Gastgebern habe man eine positive Rückkopplung bekommen, „dass es stattgefunden hat.“ Viele der Gäste hätten es genossen, in Ruhe „mal da oder auch mal da“ schauen zu können. Man habe natürlich nicht einschätzen können, wie sich das Ganze auch unter Corona-Bedingungen so entwickeln würde. „Im Juni und Juli waren die Standorte richtig gut besucht. Im August gab es dann richtig heiße Wochenenden, wo es schwierig war.“
Aber es seien auch tatsächlich viele Leute aus dem Ruhrgebiet oder anderen Regionen gekommen, die sich die Veranstaltung ausgesucht hätten, um hier quasi so eine Art „Kultururlaubs-Wochenende“ zu machen. „Die waren gezielt mit Camper und Rad hier. Das war tatsächlich eins der Tourismus-Events in diesem Jahr.“ Davon profitiere auch Kevelaers Ruf als Kultur-, Urlaubs- und Lebensstandort.
Die Aussteller hätten sich an unterschiedlichen Wochenenden präsentiert, nicht jeder hatte durchgängig geöffnet. Das habe aber in dem Ermessen jedes einzelnen Standortes gelegen.
Einer Wiederholung der Veranstaltung über eine so lange Dauer solle sich nach van Rennings im nächsten Jahr möglichst nicht wiederholen: „Das war ja Corona geschuldet.“ Die Tendenz laufe in Richtung drei Wochenenden. Es würden sich nicht alle Termine überschneiden. Aussteller und Besucher hätten mehr Flexibilität. Am richtigen Konzept „basteln wir aber noch.“
Sie werde sie sich mit ihrer Co-Initiatorin Raphaele Feldbrügge und allen Ausstellern zusammensetzt, die Interesse haben, daran mitzuwirken. „Wir hoffen, dass die Voraussetzungen 2021 leichter sind.“ Corona habe ganz viele Dinge, die zum Charakter der Landpartie gehörten, schon merklich beeinträchtigt, zum Beispiel auch Musikkonzerte, „wenn nicht wie bei Lisa Lepper die Künstler sogar selbst spontan Musik gemacht hätten.“
Auch Workshops wären in diesem Jahr so wie sonst nicht zu verwirklichen gewesen. Sowas wie die nette Tasse Kaffee und Kuchen dazu, das habe man halt nicht anbieten dürfen. „Es wäre schön, wenn das alles nächstes Jahr wieder ein Bestandteil des Ganzen wäre“, blickt Anne van rennings optimistisch nach vorne.